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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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Wege gangbar zu macheu. In einigen Pro-
vinzen sind oftmals die Haupistraßen, großen
und anmuthigen Alleen gleich. Unter Wegens
findet der Reisende entweder, um sich vor der
Hitze zu schützen, oder die Kälte von sich abzu-
halten, angenehm eingerichtete Ruheplätze. Die
Mandarinen pflegen allemal, wenn sie aus ei-
ner Provinz in eine andere ziehen, dergleichen
Ruhestätte unter Wegens zum Andenken, an-
zuordnen.

Auf den Straßen fehlt es nicht an Wirths-
häusern; vielmehr ist die Anzahl derselben über-
aus groß. Aber sehr kläglich und kümmerlich
pflegt es in solchen Wirthshäusern herzugehen,
welche an einer kleinen Straße liegen! Man
kann sich zugleich auch nichts unsauberers vor-
stellen, als diese Häuser wirklich sind. Auf
den großen und volkreichen Heerstraßen aber
findet man Gasthöfe, die groß und schön sind.
Aber Betten muß der Reisende, wenn er nicht
auf geflochtenen Strohdecken schlafen will, mit-
bringen; denn die Chineser, und besonders der
gemeine Mann, kennen den Gebrauch der Bet-
ten nicht. -- Wenn die Wege zum Paßiren
zu unangenehm und gefährlich sind, so bedient
man sich der Chaisen, welche gemeiniglich so ge-
räumlich sind daß eine Person sehr bequem
darinn sitzen kann. Die Chaise wird an zwey
Arme angefaßt, wie unsre Portechaisen. Tra-
gen zwey Personen eine solche Portechaise; so
nehmen sie diese auf die Schultern. Wird sie

aber

Wege gangbar zu macheu. In einigen Pro-
vinzen ſind oftmals die Haupiſtraßen, großen
und anmuthigen Alleen gleich. Unter Wegens
findet der Reiſende entweder, um ſich vor der
Hitze zu ſchuͤtzen, oder die Kaͤlte von ſich abzu-
halten, angenehm eingerichtete Ruheplaͤtze. Die
Mandarinen pflegen allemal, wenn ſie aus ei-
ner Provinz in eine andere ziehen, dergleichen
Ruheſtaͤtte unter Wegens zum Andenken, an-
zuordnen.

Auf den Straßen fehlt es nicht an Wirths-
haͤuſern; vielmehr iſt die Anzahl derſelben uͤber-
aus groß. Aber ſehr klaͤglich und kuͤmmerlich
pflegt es in ſolchen Wirthshaͤuſern herzugehen,
welche an einer kleinen Straße liegen! Man
kann ſich zugleich auch nichts unſauberers vor-
ſtellen, als dieſe Haͤuſer wirklich ſind. Auf
den großen und volkreichen Heerſtraßen aber
findet man Gaſthoͤfe, die groß und ſchoͤn ſind.
Aber Betten muß der Reiſende, wenn er nicht
auf geflochtenen Strohdecken ſchlafen will, mit-
bringen; denn die Chineſer, und beſonders der
gemeine Mann, kennen den Gebrauch der Bet-
ten nicht. — Wenn die Wege zum Paßiren
zu unangenehm und gefaͤhrlich ſind, ſo bedient
man ſich der Chaiſen, welche gemeiniglich ſo ge-
raͤumlich ſind daß eine Perſon ſehr bequem
darinn ſitzen kann. Die Chaiſe wird an zwey
Arme angefaßt, wie unſre Portechaiſen. Tra-
gen zwey Perſonen eine ſolche Portechaiſe; ſo
nehmen ſie dieſe auf die Schultern. Wird ſie

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[258/0278] Wege gangbar zu macheu. In einigen Pro- vinzen ſind oftmals die Haupiſtraßen, großen und anmuthigen Alleen gleich. Unter Wegens findet der Reiſende entweder, um ſich vor der Hitze zu ſchuͤtzen, oder die Kaͤlte von ſich abzu- halten, angenehm eingerichtete Ruheplaͤtze. Die Mandarinen pflegen allemal, wenn ſie aus ei- ner Provinz in eine andere ziehen, dergleichen Ruheſtaͤtte unter Wegens zum Andenken, an- zuordnen. Auf den Straßen fehlt es nicht an Wirths- haͤuſern; vielmehr iſt die Anzahl derſelben uͤber- aus groß. Aber ſehr klaͤglich und kuͤmmerlich pflegt es in ſolchen Wirthshaͤuſern herzugehen, welche an einer kleinen Straße liegen! Man kann ſich zugleich auch nichts unſauberers vor- ſtellen, als dieſe Haͤuſer wirklich ſind. Auf den großen und volkreichen Heerſtraßen aber findet man Gaſthoͤfe, die groß und ſchoͤn ſind. Aber Betten muß der Reiſende, wenn er nicht auf geflochtenen Strohdecken ſchlafen will, mit- bringen; denn die Chineſer, und beſonders der gemeine Mann, kennen den Gebrauch der Bet- ten nicht. — Wenn die Wege zum Paßiren zu unangenehm und gefaͤhrlich ſind, ſo bedient man ſich der Chaiſen, welche gemeiniglich ſo ge- raͤumlich ſind daß eine Perſon ſehr bequem darinn ſitzen kann. Die Chaiſe wird an zwey Arme angefaßt, wie unſre Portechaiſen. Tra- gen zwey Perſonen eine ſolche Portechaiſe; ſo nehmen ſie dieſe auf die Schultern. Wird ſie aber

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/278>, abgerufen am 18.05.2024.