hen. -- Die Chineser pflegen, wider die Ge- wohnheit der allermeisten Nationen, von oben bis unten herunter zu schreiben. Von der rech- ten Seite fangen sie ihre Linie an, und fah- ren zur Linken fort. Sie gebrauchen bey ihrem Schreiben keine Federn, sondern statt derselben Pinsel, die sie aber nicht schief, sondern sehr grade halten.
Ihre Dinte ist ein zusammengesetzter Lam- penrus, der aus einigen Arten verbrannten Hol- zes oder Oehl gemacht, und mit einer gewissen Art von Gummiwasser durchmischt wird, wel- ches die Festigkeit verursacht. Hierauf nun pflegt man diese Masse zum Gebrauch in läng- lichvierekigte Kuchen zu gießen, nachdem sie vorher etwas Bisam oder andere wohlriechen- de Sachen damit vermischt haben, damit der Lampenrus nicht so übel rieche. Wann man der- gleichen Dinte lange aufhebt und verwahrt; so wird sie eine kräftige Arzney wider den Blut- fluß und Convulsionen. Sie halten diese Dinte auch für ein gutes Alkali, das die scharfe Säf- te des Blutes absorbirt, und das Geblüt ge- sunder und flüssiger macht.
Das Papier der Chineser wird nicht, wie man oftmals wegen der Dünne und schön glän- zenden weissen Farbe geglaubt hat, aus Seide gemacht, sondern aus der innwendigen Rinde des Bambusrohrs und anderer Bäumen. Sie haben, eben so wie wir, verschiedene Arten von Papier, von dessen Verfertigung, Abglänzung
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hen. — Die Chineſer pflegen, wider die Ge- wohnheit der allermeiſten Nationen, von oben bis unten herunter zu ſchreiben. Von der rech- ten Seite fangen ſie ihre Linie an, und fah- ren zur Linken fort. Sie gebrauchen bey ihrem Schreiben keine Federn, ſondern ſtatt derſelben Pinſel, die ſie aber nicht ſchief, ſondern ſehr grade halten.
Ihre Dinte iſt ein zuſammengeſetzter Lam- penrus, der aus einigen Arten verbrannten Hol- zes oder Oehl gemacht, und mit einer gewiſſen Art von Gummiwaſſer durchmiſcht wird, wel- ches die Feſtigkeit verurſacht. Hierauf nun pflegt man dieſe Maſſe zum Gebrauch in laͤng- lichvierekigte Kuchen zu gießen, nachdem ſie vorher etwas Biſam oder andere wohlriechen- de Sachen damit vermiſcht haben, damit der Lampenrus nicht ſo uͤbel rieche. Wann man der- gleichen Dinte lange aufhebt und verwahrt; ſo wird ſie eine kraͤftige Arzney wider den Blut- fluß und Convulſionen. Sie halten dieſe Dinte auch fuͤr ein gutes Alkali, das die ſcharfe Saͤf- te des Blutes abſorbirt, und das Gebluͤt ge- ſunder und fluͤſſiger macht.
Das Papier der Chineſer wird nicht, wie man oftmals wegen der Duͤnne und ſchoͤn glaͤn- zenden weiſſen Farbe geglaubt hat, aus Seide gemacht, ſondern aus der innwendigen Rinde des Bambusrohrs und anderer Baͤumen. Sie haben, eben ſo wie wir, verſchiedene Arten von Papier, von deſſen Verfertigung, Abglaͤnzung
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hen. — Die Chineſer pflegen, wider die Ge-
wohnheit der allermeiſten Nationen, von oben
bis unten herunter zu ſchreiben. Von der rech-
ten Seite fangen ſie ihre Linie an, und fah-
ren zur Linken fort. Sie gebrauchen bey ihrem
Schreiben keine Federn, ſondern ſtatt derſelben
Pinſel, die ſie aber nicht ſchief, ſondern ſehr
grade halten.
Ihre Dinte iſt ein zuſammengeſetzter Lam-
penrus, der aus einigen Arten verbrannten Hol-
zes oder Oehl gemacht, und mit einer gewiſſen
Art von Gummiwaſſer durchmiſcht wird, wel-
ches die Feſtigkeit verurſacht. Hierauf nun
pflegt man dieſe Maſſe zum Gebrauch in laͤng-
lichvierekigte Kuchen zu gießen, nachdem ſie
vorher etwas Biſam oder andere wohlriechen-
de Sachen damit vermiſcht haben, damit der
Lampenrus nicht ſo uͤbel rieche. Wann man der-
gleichen Dinte lange aufhebt und verwahrt; ſo
wird ſie eine kraͤftige Arzney wider den Blut-
fluß und Convulſionen. Sie halten dieſe Dinte
auch fuͤr ein gutes Alkali, das die ſcharfe Saͤf-
te des Blutes abſorbirt, und das Gebluͤt ge-
ſunder und fluͤſſiger macht.
Das Papier der Chineſer wird nicht, wie
man oftmals wegen der Duͤnne und ſchoͤn glaͤn-
zenden weiſſen Farbe geglaubt hat, aus Seide
gemacht, ſondern aus der innwendigen Rinde
des Bambusrohrs und anderer Baͤumen. Sie
haben, eben ſo wie wir, verſchiedene Arten von
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/245>, abgerufen am 21.11.2024.
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