sich läßt. -- Ihr gefälliges Betragen gegen Fremde ist groß: aber noch größer gegen solche Personen, die mit ihnen Handel treiben wollen. Man kann es sich in der That nicht arg genug vorstellen, mit welch einer Eifersucht und Miß- trauen die Chineser diejenigen behandeln, die mit ihnen Commerz treiben. Ja ihr Miß- trauen geht oft so weit, daß sie den tollen Ent- schluß fassen, einige derselben in die andere Welt zu schicken. Betrifft es aber einen solchen Handel, bey dem sie sichtbaren Profit haben; so wissen sie sich so gut in die Gesinnungen und Denkart ihrer Käufer zu versetzen, daß sie diese auf das angenehmste bey allen Gelegen- heiten zu unterhalten suchen. Aber bey allem dem liegt doch ihr Interesse zum Hauptgrunde. Wer sich auf einen chinesischen Kaufmann ver- läßt, steht auch in Gefahr entweder verlacht oder betrogen zu werden. Angethane Beleidi- gung oder Beschimpfungen können, nach ihrem Character, nicht ungerächet bleiben. Sie schlagen sich nicht, oder üben gegen einander Feindseligkeiten aus: sondern derjenige, wel- cher beleidigt ist, wartet auf eine schickliche Ge- legenheit, seine Rache auf den erdenklichsten Grad der Vollkommenheit ausüben zu kön- nen.
Ich habe vorhin erwähnt, daß die Chine- ser in Ansehung ihres Characters jederzeit in eine gewisse Ernsthaftigkeit ausarten. Es scheint daher gewissermaßen verwundernd zu seyn, wie
sich
ſich laͤßt. — Ihr gefaͤlliges Betragen gegen Fremde iſt groß: aber noch groͤßer gegen ſolche Perſonen, die mit ihnen Handel treiben wollen. Man kann es ſich in der That nicht arg genug vorſtellen, mit welch einer Eiferſucht und Miß- trauen die Chineſer diejenigen behandeln, die mit ihnen Commerz treiben. Ja ihr Miß- trauen geht oft ſo weit, daß ſie den tollen Ent- ſchluß faſſen, einige derſelben in die andere Welt zu ſchicken. Betrifft es aber einen ſolchen Handel, bey dem ſie ſichtbaren Profit haben; ſo wiſſen ſie ſich ſo gut in die Geſinnungen und Denkart ihrer Kaͤufer zu verſetzen, daß ſie dieſe auf das angenehmſte bey allen Gelegen- heiten zu unterhalten ſuchen. Aber bey allem dem liegt doch ihr Intereſſe zum Hauptgrunde. Wer ſich auf einen chineſiſchen Kaufmann ver- laͤßt, ſteht auch in Gefahr entweder verlacht oder betrogen zu werden. Angethane Beleidi- gung oder Beſchimpfungen koͤnnen, nach ihrem Character, nicht ungeraͤchet bleiben. Sie ſchlagen ſich nicht, oder uͤben gegen einander Feindſeligkeiten aus: ſondern derjenige, wel- cher beleidigt iſt, wartet auf eine ſchickliche Ge- legenheit, ſeine Rache auf den erdenklichſten Grad der Vollkommenheit ausuͤben zu koͤn- nen.
Ich habe vorhin erwaͤhnt, daß die Chine- ſer in Anſehung ihres Characters jederzeit in eine gewiſſe Ernſthaftigkeit ausarten. Es ſcheint daher gewiſſermaßen verwundernd zu ſeyn, wie
ſich
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ſich laͤßt. — Ihr gefaͤlliges Betragen gegen
Fremde iſt groß: aber noch groͤßer gegen ſolche
Perſonen, die mit ihnen Handel treiben wollen.
Man kann es ſich in der That nicht arg genug
vorſtellen, mit welch einer Eiferſucht und Miß-
trauen die Chineſer diejenigen behandeln, die
mit ihnen Commerz treiben. Ja ihr Miß-
trauen geht oft ſo weit, daß ſie den tollen Ent-
ſchluß faſſen, einige derſelben in die andere Welt
zu ſchicken. Betrifft es aber einen ſolchen
Handel, bey dem ſie ſichtbaren Profit haben;
ſo wiſſen ſie ſich ſo gut in die Geſinnungen
und Denkart ihrer Kaͤufer zu verſetzen, daß ſie
dieſe auf das angenehmſte bey allen Gelegen-
heiten zu unterhalten ſuchen. Aber bey allem
dem liegt doch ihr Intereſſe zum Hauptgrunde.
Wer ſich auf einen chineſiſchen Kaufmann ver-
laͤßt, ſteht auch in Gefahr entweder verlacht
oder betrogen zu werden. Angethane Beleidi-
gung oder Beſchimpfungen koͤnnen, nach ihrem
Character, nicht ungeraͤchet bleiben. Sie
ſchlagen ſich nicht, oder uͤben gegen einander
Feindſeligkeiten aus: ſondern derjenige, wel-
cher beleidigt iſt, wartet auf eine ſchickliche Ge-
legenheit, ſeine Rache auf den erdenklichſten
Grad der Vollkommenheit ausuͤben zu koͤn-
nen.
Ich habe vorhin erwaͤhnt, daß die Chine-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/216>, abgerufen am 21.11.2024.
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