Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

dicke, und verhinderten die Ausdünstung, wel-
ches in der Folge einen üblen Geruch verursa-
chen würde, und er alsdenn das Paradies verlas-
sen müßte. Eva, welche, gleich ihrem Man-
ne, nicht sündigen konnte, achtete auf diesen
Rath Gottes nicht: sie aß auf Anstiften des
Teufels Hülsenfrüchte, und gab ihrem Manne
auch davon zu essen. Sie aßen sich satt. Dieß
öfnete ihnen die Augen, und wurden sogleich
durch den Engel Gabriel aus dem Himmel ge-
führt. Nun, sagen die Mohammedaner fer-
ner, war dieß keine Sünde, von den Früchten
gegessen zu haben, denn es war ihnen nicht ver-
boten; allein es wäre nur besser gewesen, wenn
sie nicht davon gegessen hätten. Das Entbeh-
ren des Paradieses des Adams und der Eva,
könne nicht für einen Fall angesehen werden,
denn sie hätten nichts gethan, wodurch sie sich
dasselbe hätten zuziehen können. Die Ursache
also, warum Adam und Eva wären aus dem
Paradiese gewiesen, sey nur diese, damit sie
einen heiligen Ort nicht zufälligerweise beunrei-
nigen möchten."

Man kann, an und für sich genommen, kei-
ne lächerlichere Meynung von dem Falle Adams
gedenken, als diese ist. Aber die Mohamme-
daner müssen dergleichen erdenken, um ihren
Satz, daß die Propheten nicht sündigen kön-
nen, zu behaupten.

Laßt uns nun sehen, was die Perser von
der Auferstehung, dem jüngsten Gericht,

dem
M 3

dicke, und verhinderten die Ausduͤnſtung, wel-
ches in der Folge einen uͤblen Geruch verurſa-
chen wuͤrde, und er alsdenn das Paradies verlaſ-
ſen muͤßte. Eva, welche, gleich ihrem Man-
ne, nicht ſuͤndigen konnte, achtete auf dieſen
Rath Gottes nicht: ſie aß auf Anſtiften des
Teufels Huͤlſenfruͤchte, und gab ihrem Manne
auch davon zu eſſen. Sie aßen ſich ſatt. Dieß
oͤfnete ihnen die Augen, und wurden ſogleich
durch den Engel Gabriel aus dem Himmel ge-
fuͤhrt. Nun, ſagen die Mohammedaner fer-
ner, war dieß keine Suͤnde, von den Fruͤchten
gegeſſen zu haben, denn es war ihnen nicht ver-
boten; allein es waͤre nur beſſer geweſen, wenn
ſie nicht davon gegeſſen haͤtten. Das Entbeh-
ren des Paradieſes des Adams und der Eva,
koͤnne nicht fuͤr einen Fall angeſehen werden,
denn ſie haͤtten nichts gethan, wodurch ſie ſich
daſſelbe haͤtten zuziehen koͤnnen. Die Urſache
alſo, warum Adam und Eva waͤren aus dem
Paradieſe gewieſen, ſey nur dieſe, damit ſie
einen heiligen Ort nicht zufaͤlligerweiſe beunrei-
nigen moͤchten.“

Man kann, an und fuͤr ſich genommen, kei-
ne laͤcherlichere Meynung von dem Falle Adams
gedenken, als dieſe iſt. Aber die Mohamme-
daner muͤſſen dergleichen erdenken, um ihren
Satz, daß die Propheten nicht ſuͤndigen koͤn-
nen, zu behaupten.

Laßt uns nun ſehen, was die Perſer von
der Auferſtehung, dem juͤngſten Gericht,

dem
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0201" n="181"/>
dicke, und verhinderten die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung, wel-<lb/>
ches in der Folge einen u&#x0364;blen Geruch verur&#x017F;a-<lb/>
chen wu&#x0364;rde, und er alsdenn das Paradies verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mu&#x0364;ßte. Eva, welche, gleich ihrem Man-<lb/>
ne, nicht &#x017F;u&#x0364;ndigen konnte, achtete auf die&#x017F;en<lb/>
Rath Gottes nicht: &#x017F;ie aß auf An&#x017F;tiften des<lb/>
Teufels Hu&#x0364;l&#x017F;enfru&#x0364;chte, und gab ihrem Manne<lb/>
auch davon zu e&#x017F;&#x017F;en. Sie aßen &#x017F;ich &#x017F;att. Dieß<lb/>
o&#x0364;fnete ihnen die Augen, und wurden &#x017F;ogleich<lb/>
durch den Engel Gabriel aus dem Himmel ge-<lb/>
fu&#x0364;hrt. Nun, &#x017F;agen die Mohammedaner fer-<lb/>
ner, war dieß keine Su&#x0364;nde, von den Fru&#x0364;chten<lb/>
gege&#x017F;&#x017F;en zu haben, denn es war ihnen nicht ver-<lb/>
boten; allein es wa&#x0364;re nur be&#x017F;&#x017F;er gewe&#x017F;en, wenn<lb/>
&#x017F;ie nicht davon gege&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten. Das Entbeh-<lb/>
ren des Paradie&#x017F;es des Adams und der Eva,<lb/>
ko&#x0364;nne nicht fu&#x0364;r einen Fall ange&#x017F;ehen werden,<lb/>
denn &#x017F;ie ha&#x0364;tten nichts gethan, wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe ha&#x0364;tten zuziehen ko&#x0364;nnen. Die Ur&#x017F;ache<lb/>
al&#x017F;o, warum Adam und Eva wa&#x0364;ren aus dem<lb/>
Paradie&#x017F;e gewie&#x017F;en, &#x017F;ey nur die&#x017F;e, damit &#x017F;ie<lb/>
einen heiligen Ort nicht zufa&#x0364;lligerwei&#x017F;e beunrei-<lb/>
nigen mo&#x0364;chten.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Man kann, an und fu&#x0364;r &#x017F;ich genommen, kei-<lb/>
ne la&#x0364;cherlichere Meynung von dem Falle Adams<lb/>
gedenken, als die&#x017F;e i&#x017F;t. Aber die Mohamme-<lb/>
daner mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en dergleichen erdenken, um ihren<lb/>
Satz, daß die Propheten nicht &#x017F;u&#x0364;ndigen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, zu behaupten.</p><lb/>
          <p>Laßt uns nun &#x017F;ehen, was die Per&#x017F;er von<lb/>
der <hi rendition="#fr">Aufer&#x017F;tehung</hi>, dem <hi rendition="#fr">ju&#x0364;ng&#x017F;ten Gericht</hi>,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 3</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0201] dicke, und verhinderten die Ausduͤnſtung, wel- ches in der Folge einen uͤblen Geruch verurſa- chen wuͤrde, und er alsdenn das Paradies verlaſ- ſen muͤßte. Eva, welche, gleich ihrem Man- ne, nicht ſuͤndigen konnte, achtete auf dieſen Rath Gottes nicht: ſie aß auf Anſtiften des Teufels Huͤlſenfruͤchte, und gab ihrem Manne auch davon zu eſſen. Sie aßen ſich ſatt. Dieß oͤfnete ihnen die Augen, und wurden ſogleich durch den Engel Gabriel aus dem Himmel ge- fuͤhrt. Nun, ſagen die Mohammedaner fer- ner, war dieß keine Suͤnde, von den Fruͤchten gegeſſen zu haben, denn es war ihnen nicht ver- boten; allein es waͤre nur beſſer geweſen, wenn ſie nicht davon gegeſſen haͤtten. Das Entbeh- ren des Paradieſes des Adams und der Eva, koͤnne nicht fuͤr einen Fall angeſehen werden, denn ſie haͤtten nichts gethan, wodurch ſie ſich daſſelbe haͤtten zuziehen koͤnnen. Die Urſache alſo, warum Adam und Eva waͤren aus dem Paradieſe gewieſen, ſey nur dieſe, damit ſie einen heiligen Ort nicht zufaͤlligerweiſe beunrei- nigen moͤchten.“ Man kann, an und fuͤr ſich genommen, kei- ne laͤcherlichere Meynung von dem Falle Adams gedenken, als dieſe iſt. Aber die Mohamme- daner muͤſſen dergleichen erdenken, um ihren Satz, daß die Propheten nicht ſuͤndigen koͤn- nen, zu behaupten. Laßt uns nun ſehen, was die Perſer von der Auferſtehung, dem juͤngſten Gericht, dem M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/201
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/201>, abgerufen am 21.11.2024.