[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.Die Mohammedaner nennen ihre Religion Wir die Freyheit nicht verstatten, Wallfahrten nach Mekka zu thun. Und dieß hat von jeher zu den unsäglichen und grausamen Kriegen zwischen beyden Völkern Gelegenheit gegeben. Stände es in der Türken Gewalt, den Persern diesen Weg zum Paradiese gänzlich zuzuschließen; so würden sie gewiß hiebey alles mögliche anwen- den. Aber Alys Anhänger wollen auch selig seyn, und wallfahrten deswegen auch hin nach Mekka. Alle Unterhandlungen der Perser mit den Türken laufen daher immer darauf hin- aus, Alys Nachfolgern eine völlige Freyheit zu verschaffen, um ihre Wallfahrt sicher und ruhig nach Mekka verrichten zu können. Bey dem Frieden im Jahre 1764 machte dieses fast den wichtigsten Punct in den Tractaten beyder Völker aus. **) Ein Wort, welches nicht declinirt werden
kann: es bedeutet so viel, als Unterwerfung oder Befolgung der göttlichen Gebote. Die Perser behaupten, daß Mohammed selbst, die- sen Namen, zur Bezeichnung ihrer Religion, ge- geben habe. Die Mohammedaner nennen ihre Religion Wir die Freyheit nicht verſtatten, Wallfahrten nach Mekka zu thun. Und dieß hat von jeher zu den unſaͤglichen und grauſamen Kriegen zwiſchen beyden Voͤlkern Gelegenheit gegeben. Staͤnde es in der Tuͤrken Gewalt, den Perſern dieſen Weg zum Paradieſe gaͤnzlich zuzuſchließen; ſo wuͤrden ſie gewiß hiebey alles moͤgliche anwen- den. Aber Alys Anhaͤnger wollen auch ſelig ſeyn, und wallfahrten deswegen auch hin nach Mekka. Alle Unterhandlungen der Perſer mit den Tuͤrken laufen daher immer darauf hin- aus, Alys Nachfolgern eine voͤllige Freyheit zu verſchaffen, um ihre Wallfahrt ſicher und ruhig nach Mekka verrichten zu koͤnnen. Bey dem Frieden im Jahre 1764 machte dieſes faſt den wichtigſten Punct in den Tractaten beyder Voͤlker aus. **) Ein Wort, welches nicht declinirt werden
kann: es bedeutet ſo viel, als Unterwerfung oder Befolgung der goͤttlichen Gebote. Die Perſer behaupten, daß Mohammed ſelbſt, die- ſen Namen, zur Bezeichnung ihrer Religion, ge- geben habe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0195" n="175"/> <p>Die Mohammedaner nennen ihre Religion<lb/><hi rendition="#fr">Iſlam</hi> <note place="foot" n="**)">Ein Wort, welches nicht declinirt werden<lb/> kann: es bedeutet ſo viel, als Unterwerfung<lb/> oder Befolgung der goͤttlichen Gebote. Die<lb/> Perſer behaupten, daß Mohammed ſelbſt, die-<lb/> ſen Namen, zur Bezeichnung ihrer Religion, ge-<lb/> geben habe.</note>, und diejenigen, welche ſich zu der-<lb/> ſelben bekennen, Eliſlam: am gewoͤhnlichſten<lb/> aber pflegen ſie ſich Muſelmoon (Muſelmann)<lb/> zu nennen. Ihr ganzes religioͤſes Syſtem iſt<lb/> meiſtentheils aus der juͤdiſchen Religion zuſam-<lb/> men geſetzt, welches aus dem folgenden erhellen<lb/> wird.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_7_2" prev="#seg2pn_7_1" place="foot" n="*)">die Freyheit nicht verſtatten, Wallfahrten nach<lb/> Mekka zu thun. Und dieß hat von jeher zu den<lb/> unſaͤglichen und grauſamen Kriegen zwiſchen<lb/> beyden Voͤlkern Gelegenheit gegeben. Staͤnde<lb/> es in der Tuͤrken Gewalt, den Perſern dieſen<lb/> Weg zum Paradieſe gaͤnzlich zuzuſchließen; ſo<lb/> wuͤrden ſie gewiß hiebey alles moͤgliche anwen-<lb/> den. Aber Alys Anhaͤnger wollen auch ſelig<lb/> ſeyn, und wallfahrten deswegen auch hin nach<lb/> Mekka.<lb/> Alle Unterhandlungen der Perſer mit den<lb/> Tuͤrken laufen daher immer darauf hin-<lb/> aus, Alys Nachfolgern eine voͤllige Freyheit<lb/> zu verſchaffen, um ihre Wallfahrt ſicher und<lb/> ruhig nach Mekka verrichten zu koͤnnen. Bey<lb/> dem Frieden im Jahre 1764 machte dieſes faſt<lb/> den wichtigſten Punct in den Tractaten beyder<lb/> Voͤlker aus.</note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0195]
Die Mohammedaner nennen ihre Religion
Iſlam **), und diejenigen, welche ſich zu der-
ſelben bekennen, Eliſlam: am gewoͤhnlichſten
aber pflegen ſie ſich Muſelmoon (Muſelmann)
zu nennen. Ihr ganzes religioͤſes Syſtem iſt
meiſtentheils aus der juͤdiſchen Religion zuſam-
men geſetzt, welches aus dem folgenden erhellen
wird.
Wir
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**) Ein Wort, welches nicht declinirt werden
kann: es bedeutet ſo viel, als Unterwerfung
oder Befolgung der goͤttlichen Gebote. Die
Perſer behaupten, daß Mohammed ſelbſt, die-
ſen Namen, zur Bezeichnung ihrer Religion, ge-
geben habe.
*) die Freyheit nicht verſtatten, Wallfahrten nach
Mekka zu thun. Und dieß hat von jeher zu den
unſaͤglichen und grauſamen Kriegen zwiſchen
beyden Voͤlkern Gelegenheit gegeben. Staͤnde
es in der Tuͤrken Gewalt, den Perſern dieſen
Weg zum Paradieſe gaͤnzlich zuzuſchließen; ſo
wuͤrden ſie gewiß hiebey alles moͤgliche anwen-
den. Aber Alys Anhaͤnger wollen auch ſelig
ſeyn, und wallfahrten deswegen auch hin nach
Mekka.
Alle Unterhandlungen der Perſer mit den
Tuͤrken laufen daher immer darauf hin-
aus, Alys Nachfolgern eine voͤllige Freyheit
zu verſchaffen, um ihre Wallfahrt ſicher und
ruhig nach Mekka verrichten zu koͤnnen. Bey
dem Frieden im Jahre 1764 machte dieſes faſt
den wichtigſten Punct in den Tractaten beyder
Voͤlker aus.
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