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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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Achtes Kapitel.

Von den Religionen, welche in Persien
geduldet werden.

Eine von den Maximen der mohammedani-
schen Religion ist, alle Religionspartheyen
zu dulden, und ihnen freyen Gottesdienst zu
verstatten. Daher findet wan Christen, Ju-
den, Heiden und allerley Secten. Die Reli-
gion Mahommeds lehrt, daß es ein großes
Verdienst sey, die Ungläubigen zu bekehren,
daß man hierzu so viel beytragen muß, als
ein jeder vermögend wäre; aber man müsse da-
bey keine Gewaltthätigkeiten gebrauchen, und,
wenn sie ihre Abgaben ordentlich entrichten,
ihre Gerechtigkeit beschützen, und menschlich
mit ihnen umgehen. -- Ich will in diesem
Kapitel etwas genau und umständlich von den
Einwohnern Persiens reden, die sich zu einer
andern Religion bekennen. In dem folgen-
den Kapitel wird sich Gelegenheit darbieten,
von den Meynungen, welche die Perser vor
andern Religionen hegen, umständlich zu han-
deln.

Es giebt in Persien fünf Religionssecten:
Erstlich, die Secte der Gueber, oder alten
Perser, welche man die Anbeter des Feuers

nennet,


Achtes Kapitel.

Von den Religionen, welche in Perſien
geduldet werden.

Eine von den Maximen der mohammedani-
ſchen Religion iſt, alle Religionspartheyen
zu dulden, und ihnen freyen Gottesdienſt zu
verſtatten. Daher findet wan Chriſten, Ju-
den, Heiden und allerley Secten. Die Reli-
gion Mahommeds lehrt, daß es ein großes
Verdienſt ſey, die Unglaͤubigen zu bekehren,
daß man hierzu ſo viel beytragen muß, als
ein jeder vermoͤgend waͤre; aber man muͤſſe da-
bey keine Gewaltthaͤtigkeiten gebrauchen, und,
wenn ſie ihre Abgaben ordentlich entrichten,
ihre Gerechtigkeit beſchuͤtzen, und menſchlich
mit ihnen umgehen. — Ich will in dieſem
Kapitel etwas genau und umſtaͤndlich von den
Einwohnern Perſiens reden, die ſich zu einer
andern Religion bekennen. In dem folgen-
den Kapitel wird ſich Gelegenheit darbieten,
von den Meynungen, welche die Perſer vor
andern Religionen hegen, umſtaͤndlich zu han-
deln.

Es giebt in Perſien fuͤnf Religionsſecten:
Erſtlich, die Secte der Gueber, oder alten
Perſer, welche man die Anbeter des Feuers

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[152/0172] Achtes Kapitel. Von den Religionen, welche in Perſien geduldet werden. Eine von den Maximen der mohammedani- ſchen Religion iſt, alle Religionspartheyen zu dulden, und ihnen freyen Gottesdienſt zu verſtatten. Daher findet wan Chriſten, Ju- den, Heiden und allerley Secten. Die Reli- gion Mahommeds lehrt, daß es ein großes Verdienſt ſey, die Unglaͤubigen zu bekehren, daß man hierzu ſo viel beytragen muß, als ein jeder vermoͤgend waͤre; aber man muͤſſe da- bey keine Gewaltthaͤtigkeiten gebrauchen, und, wenn ſie ihre Abgaben ordentlich entrichten, ihre Gerechtigkeit beſchuͤtzen, und menſchlich mit ihnen umgehen. — Ich will in dieſem Kapitel etwas genau und umſtaͤndlich von den Einwohnern Perſiens reden, die ſich zu einer andern Religion bekennen. In dem folgen- den Kapitel wird ſich Gelegenheit darbieten, von den Meynungen, welche die Perſer vor andern Religionen hegen, umſtaͤndlich zu han- deln. Es giebt in Perſien fuͤnf Religionsſecten: Erſtlich, die Secte der Gueber, oder alten Perſer, welche man die Anbeter des Feuers nennet,

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/172>, abgerufen am 21.11.2024.