Die Seife, deren sich die Perser zum Wa- schen bedienen, wird von Hammelfett und der Asche einiger starken Kräuter gemacht. Sie ist weich, gelblicht, stänkrich, und weisset nicht sonderlich. Man reibt das Zeug nur obenhin mit derselben. Die meisten lassen ihre Seife aus Syrien, der Türkey, und am meisten von Aleppo kommen, wo ohne Zweifel die beste Sei- fe im Orient und vielleicht auch in der ganzen Welt, gemacht wird. Sie ist -- wegen der fürtrefflichen Asche in diesem Lande -- fein, und weit fester, als die Europäische. Die vor- nehmsten Ingredienzien sind, nach der Asche, Kalk und Olivenöl. Im Ganzen genommen, brauchen die Perser auch wenig Seife, weil das meiste Zeug, welches sie tragen, bunt und von Seide ist.
An fürtrefflichen Manufacturen fehlt es nicht. Sie machen sehr schöne Stoffe von Seide, Wolle, Ziegen- und Cameelhaaren. Die Seide ist in ganz Persien in großem Ue- berflusse und von besonderer Güte; sie gehört deswegen auch zu den beträchtlichsten Manufa- ren, und wird sehr gut verarbeitet. Sie ha- ben, wie wir, fast eben dieselben Seidenmüh- len, Spindeln und Winden. Die Brocade gehören unter die Seidenzeuge, welche die schönsten, und zugleich überaus theuer sind. Man gebraucht diese reichen Brocade zu Vor- hängen an Betten und Thüren, wie auch zu Knieküssen. -- Die besten Stoffarbeiter fin-
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Die Seife, deren ſich die Perſer zum Wa- ſchen bedienen, wird von Hammelfett und der Aſche einiger ſtarken Kraͤuter gemacht. Sie iſt weich, gelblicht, ſtaͤnkrich, und weiſſet nicht ſonderlich. Man reibt das Zeug nur obenhin mit derſelben. Die meiſten laſſen ihre Seife aus Syrien, der Tuͤrkey, und am meiſten von Aleppo kommen, wo ohne Zweifel die beſte Sei- fe im Orient und vielleicht auch in der ganzen Welt, gemacht wird. Sie iſt — wegen der fuͤrtrefflichen Aſche in dieſem Lande — fein, und weit feſter, als die Europaͤiſche. Die vor- nehmſten Ingredienzien ſind, nach der Aſche, Kalk und Olivenoͤl. Im Ganzen genommen, brauchen die Perſer auch wenig Seife, weil das meiſte Zeug, welches ſie tragen, bunt und von Seide iſt.
An fuͤrtrefflichen Manufacturen fehlt es nicht. Sie machen ſehr ſchoͤne Stoffe von Seide, Wolle, Ziegen- und Cameelhaaren. Die Seide iſt in ganz Perſien in großem Ue- berfluſſe und von beſonderer Guͤte; ſie gehoͤrt deswegen auch zu den betraͤchtlichſten Manufa- ren, und wird ſehr gut verarbeitet. Sie ha- ben, wie wir, faſt eben dieſelben Seidenmuͤh- len, Spindeln und Winden. Die Brocade gehoͤren unter die Seidenzeuge, welche die ſchoͤnſten, und zugleich uͤberaus theuer ſind. Man gebraucht dieſe reichen Brocade zu Vor- haͤngen an Betten und Thuͤren, wie auch zu Kniekuͤſſen. — Die beſten Stoffarbeiter fin-
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Die Seife, deren ſich die Perſer zum Wa-
ſchen bedienen, wird von Hammelfett und der
Aſche einiger ſtarken Kraͤuter gemacht. Sie
iſt weich, gelblicht, ſtaͤnkrich, und weiſſet nicht
ſonderlich. Man reibt das Zeug nur obenhin
mit derſelben. Die meiſten laſſen ihre Seife
aus Syrien, der Tuͤrkey, und am meiſten von
Aleppo kommen, wo ohne Zweifel die beſte Sei-
fe im Orient und vielleicht auch in der ganzen
Welt, gemacht wird. Sie iſt — wegen der
fuͤrtrefflichen Aſche in dieſem Lande — fein,
und weit feſter, als die Europaͤiſche. Die vor-
nehmſten Ingredienzien ſind, nach der Aſche,
Kalk und Olivenoͤl. Im Ganzen genommen,
brauchen die Perſer auch wenig Seife, weil das
meiſte Zeug, welches ſie tragen, bunt und von
Seide iſt.
An fuͤrtrefflichen Manufacturen fehlt es
nicht. Sie machen ſehr ſchoͤne Stoffe von
Seide, Wolle, Ziegen- und Cameelhaaren.
Die Seide iſt in ganz Perſien in großem Ue-
berfluſſe und von beſonderer Guͤte; ſie gehoͤrt
deswegen auch zu den betraͤchtlichſten Manufa-
ren, und wird ſehr gut verarbeitet. Sie ha-
ben, wie wir, faſt eben dieſelben Seidenmuͤh-
len, Spindeln und Winden. Die Brocade
gehoͤren unter die Seidenzeuge, welche die
ſchoͤnſten, und zugleich uͤberaus theuer ſind.
Man gebraucht dieſe reichen Brocade zu Vor-
haͤngen an Betten und Thuͤren, wie auch zu
Kniekuͤſſen. — Die beſten Stoffarbeiter fin-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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