Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

te Ziegelsteine, und weil ihre Häuser von außen
nur mit Mauerkalk beworfen werden; so giebt
dieß freylich einen sehr unangenehmen und
wunderlichen Anblick. Aber inwendig findet
man die größeste Pracht und Bequemlichkeit.
Man bringt an denselben nicht gerne Portals
und andere äußerliche Zierrathen an. In den
meisten Häusern findet man inwendig fünf oder
sechs Fuß von der Hauptthür eine Mauer, die
so hoch und so breit ist, wie die Thüre selbst,
welche die Vorbeygehenden verhindert, ins
Haus zu sehen.

Gemeiniglich haben die Gebäude nur ein
Stockwerk; diejenigen aber, die zwey Stock
hoch sind, haben keinen so erhöheten Grund,
als die ersten. Man findet einige, die unter
der Erde gebauet sind. Dieß verursachet
nicht die geringste Unbequemlichkeit, weil die
Luft fast durchgängig trocken ist. Es kommt
den Persern und andern orientalischen Völkern
sehr sonderbar vor, wenn sie hören, daß unsere
Gebäude drey, vier bis fünf Stockwerk hoch
sind. Sie freuen sich daher darüber, daß ihre
Bauart weit vernünftiger, als die der Euro-
päer ist.

Diejenigen Oerter, wo der Boden von Na-
tur hart und thonigt, und nie umgegraben ist,
werden bebauet, ohne vorher, wie bey uns,
Pfähle in die Erde zu rammen. Wenn aber
der Boden vorher ist umgegraben worden; so
machen die Perser einen Graben, ohngefähr

fünf
H 3

te Ziegelſteine, und weil ihre Haͤuſer von außen
nur mit Mauerkalk beworfen werden; ſo giebt
dieß freylich einen ſehr unangenehmen und
wunderlichen Anblick. Aber inwendig findet
man die groͤßeſte Pracht und Bequemlichkeit.
Man bringt an denſelben nicht gerne Portals
und andere aͤußerliche Zierrathen an. In den
meiſten Haͤuſern findet man inwendig fuͤnf oder
ſechs Fuß von der Hauptthuͤr eine Mauer, die
ſo hoch und ſo breit iſt, wie die Thuͤre ſelbſt,
welche die Vorbeygehenden verhindert, ins
Haus zu ſehen.

Gemeiniglich haben die Gebaͤude nur ein
Stockwerk; diejenigen aber, die zwey Stock
hoch ſind, haben keinen ſo erhoͤheten Grund,
als die erſten. Man findet einige, die unter
der Erde gebauet ſind. Dieß verurſachet
nicht die geringſte Unbequemlichkeit, weil die
Luft faſt durchgaͤngig trocken iſt. Es kommt
den Perſern und andern orientaliſchen Voͤlkern
ſehr ſonderbar vor, wenn ſie hoͤren, daß unſere
Gebaͤude drey, vier bis fuͤnf Stockwerk hoch
ſind. Sie freuen ſich daher daruͤber, daß ihre
Bauart weit vernuͤnftiger, als die der Euro-
paͤer iſt.

Diejenigen Oerter, wo der Boden von Na-
tur hart und thonigt, und nie umgegraben iſt,
werden bebauet, ohne vorher, wie bey uns,
Pfaͤhle in die Erde zu rammen. Wenn aber
der Boden vorher iſt umgegraben worden; ſo
machen die Perſer einen Graben, ohngefaͤhr

fuͤnf
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="117"/>
te Ziegel&#x017F;teine, und weil ihre Ha&#x0364;u&#x017F;er von außen<lb/>
nur mit Mauerkalk beworfen werden; &#x017F;o giebt<lb/>
dieß freylich einen &#x017F;ehr unangenehmen und<lb/>
wunderlichen Anblick. Aber inwendig findet<lb/>
man die gro&#x0364;ße&#x017F;te Pracht und Bequemlichkeit.<lb/>
Man bringt an den&#x017F;elben nicht gerne Portals<lb/>
und andere a&#x0364;ußerliche Zierrathen an. In den<lb/>
mei&#x017F;ten Ha&#x0364;u&#x017F;ern findet man inwendig fu&#x0364;nf oder<lb/>
&#x017F;echs Fuß von der Hauptthu&#x0364;r eine Mauer, die<lb/>
&#x017F;o hoch und &#x017F;o breit i&#x017F;t, wie die Thu&#x0364;re &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
welche die Vorbeygehenden verhindert, ins<lb/>
Haus zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Gemeiniglich haben die Geba&#x0364;ude nur ein<lb/>
Stockwerk; diejenigen aber, die zwey Stock<lb/>
hoch &#x017F;ind, haben keinen &#x017F;o erho&#x0364;heten Grund,<lb/>
als die er&#x017F;ten. Man findet einige, die unter<lb/>
der Erde gebauet &#x017F;ind. Dieß verur&#x017F;achet<lb/>
nicht die gering&#x017F;te Unbequemlichkeit, weil die<lb/>
Luft fa&#x017F;t durchga&#x0364;ngig trocken i&#x017F;t. Es kommt<lb/>
den Per&#x017F;ern und andern orientali&#x017F;chen Vo&#x0364;lkern<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;onderbar vor, wenn &#x017F;ie ho&#x0364;ren, daß un&#x017F;ere<lb/>
Geba&#x0364;ude drey, vier bis fu&#x0364;nf Stockwerk hoch<lb/>
&#x017F;ind. Sie freuen &#x017F;ich daher daru&#x0364;ber, daß ihre<lb/>
Bauart weit vernu&#x0364;nftiger, als die der Euro-<lb/>
pa&#x0364;er i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Diejenigen Oerter, wo der Boden von Na-<lb/>
tur hart und thonigt, und nie umgegraben i&#x017F;t,<lb/>
werden bebauet, ohne vorher, wie bey uns,<lb/>
Pfa&#x0364;hle in die Erde zu rammen. Wenn aber<lb/>
der Boden vorher i&#x017F;t umgegraben worden; &#x017F;o<lb/>
machen die Per&#x017F;er einen Graben, ohngefa&#x0364;hr<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;nf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0137] te Ziegelſteine, und weil ihre Haͤuſer von außen nur mit Mauerkalk beworfen werden; ſo giebt dieß freylich einen ſehr unangenehmen und wunderlichen Anblick. Aber inwendig findet man die groͤßeſte Pracht und Bequemlichkeit. Man bringt an denſelben nicht gerne Portals und andere aͤußerliche Zierrathen an. In den meiſten Haͤuſern findet man inwendig fuͤnf oder ſechs Fuß von der Hauptthuͤr eine Mauer, die ſo hoch und ſo breit iſt, wie die Thuͤre ſelbſt, welche die Vorbeygehenden verhindert, ins Haus zu ſehen. Gemeiniglich haben die Gebaͤude nur ein Stockwerk; diejenigen aber, die zwey Stock hoch ſind, haben keinen ſo erhoͤheten Grund, als die erſten. Man findet einige, die unter der Erde gebauet ſind. Dieß verurſachet nicht die geringſte Unbequemlichkeit, weil die Luft faſt durchgaͤngig trocken iſt. Es kommt den Perſern und andern orientaliſchen Voͤlkern ſehr ſonderbar vor, wenn ſie hoͤren, daß unſere Gebaͤude drey, vier bis fuͤnf Stockwerk hoch ſind. Sie freuen ſich daher daruͤber, daß ihre Bauart weit vernuͤnftiger, als die der Euro- paͤer iſt. Diejenigen Oerter, wo der Boden von Na- tur hart und thonigt, und nie umgegraben iſt, werden bebauet, ohne vorher, wie bey uns, Pfaͤhle in die Erde zu rammen. Wenn aber der Boden vorher iſt umgegraben worden; ſo machen die Perſer einen Graben, ohngefaͤhr fuͤnf H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/137
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/137>, abgerufen am 03.05.2024.