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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Sonderliche
Anmerckungen
des
Autoris,
Von ein und andern Gewächsen, Thieren und Mineralien,
auch andern mehr, welche er vergessen bey der ersten Edition seines
Werckes einzurücken, oder aber erst hernach gefunden
hat.
[Spaltenumbruch]
Vom Quecksilber.

AUsserhalb der Ungarischen
und Spanischen Quecksil-
berbergwercke, giebt es auch
dergleichen in Friaul, wel-
che Landschaft den Vene-
tianern zuständig ist: und von dannen
wird zu ietziger Zeit, über Marseille,
schier das meiste Quecksilber überbracht,
welches wir zu verkauffen pflegen.

Diese Bergwercke in Friaul, liegen
etwan anderthalbe Tagereise von Cärn-
ten, gegen Norden zu. Die Grube,
darein wir fuhren, ist die reichste und
grösseste unter allen, über sechs hundert
Fuß in der Teuffe. Dahinunter kommt
man, mit schwerer Mühe auf den Lei-
tern oder Fahrten, welche schnurgera-
de auf stehen: doch findet man in dem
einen Schachte, in gemessener Weite,
Breter in die Quere gelegt, darauf man
rasten kan. Als wir nun gantz in der
Teuffe waren, sahen wir das Ertz, wel-
ches sie mit Hauen gewinnen müssen,
dieweil es so harte ist, als wie Stein.
Es siehet leberfarben aus, oder als wie
Crocus Metallorum. Jnwendig in den
Stücken befindet sich eine weiche Erde,
und in derselben ist der Mercurius in Ge-
stalt gantz kleiner Bröcklein und Küglein
zu ersehen. So finden sich auch dabey
runde Steine, wie Kieslinge, von aller-
hand Form, sehen schier aus, als wie die
Klumpen Haare, dergleichen ich zu
mehrenmahlen in England, aus dem
Wanste der Ochsen nehmen sehen. Es
wird aber das Quecksilber auf folgende
[Spaltenumbruch] Weise ausgezogen. Sie nehmen die
Erde, welche in der Teuffe der Gruben
gewonnen, und in Körben herauf und
zu Tage gefördert worden, und schütten
sie in ein Sieb mit einem meßingenen
Dratboden, der so weit ist, daß man den
kleinen Finger dadurch stossen kan. Dar-
inne bringen sie dieselbe Erde in ein
Bächlein, und waschen sie so lange, bis
nichts nicht mehr hindurch will. Die-
jenige Erde nun, welche nicht durchge-
het, wird auf einen Hauffen besonders
geschüttet, die aber durchgegangen ist,
wird in das Loch G bey der ersten Figur,Siehe Fig. 1.
geschüttet, daraus nimmt sie ein ande-
rer Mann, schüttet sie in ein ander Sieb,
und aus diesen noch in zehen oder zwölff
andere, deren eines immer enger ist, als
das andere. Oftmahls wird bereits
Quecksilber in dem ersten Loche gefun-
den, aus welchen der andere Mann die
Erde hat genommen: wo aber die Sie-
be am engsten sind, daselbst sindet es sich
in weit grösserer Menge. Die Erde,
welche besonders ist geschüttet worden,
stampfen sie gantz klein, oder kleinen sie,
nach Bergmanns Art zu reden, und
fangen aufs neue wieder damit an. Die
gantz zarte Erde, der Schlich genannt,
welche zurücke bleibet, und aus der sie
kein Quecksilber mehr im Wasser brin-
gen mögen, wird in eiserne Retorten
geschüttet, Vorlagen vorgelegt und lu-
tiret, darein treibet alsdann des Feuers
Macht das Quecksilber. Der Beam-
te, welcher die Aufsicht drüber hat, nahm
in unsern Anwesen unterschiedene ab,
und zeigete sie uns, da ich dann bey allen

beob-
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Sonderliche
Anmerckungen
des
Autoris,
Von ein und andern Gewaͤchſen, Thieren und Mineralïen,
auch andern mehr, welche er vergeſſen bey der erſten Edition ſeines
Werckes einzuruͤcken, oder aber erſt hernach gefunden
hat.
[Spaltenumbruch]
Vom Queckſilber.

AUſſerhalb der Ungariſchen
und Spaniſchen Queckſil-
berbeꝛgwercke, giebt es auch
dergleichen in Friaul, wel-
che Landſchaft den Vene-
tianern zuſtaͤndig iſt: und von dannen
wird zu ietziger Zeit, uͤber Marſeille,
ſchier das meiſte Queckſilber uͤberbracht,
welches wir zu verkauffen pflegen.

Dieſe Bergwercke in Friaul, liegen
etwan anderthalbe Tagereiſe von Caͤrn-
ten, gegen Norden zu. Die Grube,
darein wir fuhren, iſt die reichſte und
groͤſſeſte unter allen, uͤber ſechs hundert
Fuß in der Teuffe. Dahinunter kommt
man, mit ſchwerer Muͤhe auf den Lei-
tern oder Fahrten, welche ſchnurgera-
de auf ſtehen: doch findet man in dem
einen Schachte, in gemeſſener Weite,
Breter in die Quere gelegt, darauf man
raſten kan. Als wir nun gantz in der
Teuffe waren, ſahen wir das Ertz, wel-
ches ſie mit Hauen gewinnen muͤſſen,
dieweil es ſo harte iſt, als wie Stein.
Es ſiehet leberfarben aus, oder als wie
Crocus Metallorum. Jnwendig in den
Stuͤcken befindet ſich eine weiche Erde,
und in derſelben iſt der Mercurius in Ge-
ſtalt gantz kleiner Broͤcklein und Kuͤglein
zu erſehen. So finden ſich auch dabey
runde Steine, wie Kieslinge, von aller-
hand Form, ſehen ſchier aus, als wie die
Klumpen Haare, dergleichen ich zu
mehrenmahlen in England, aus dem
Wanſte der Ochſen nehmen ſehen. Es
wird aber das Queckſilber auf folgende
[Spaltenumbruch] Weiſe ausgezogen. Sie nehmen die
Erde, welche in der Teuffe der Gruben
gewonnen, und in Koͤrben herauf und
zu Tage gefoͤrdert worden, und ſchuͤtten
ſie in ein Sieb mit einem meßingenen
Dratboden, der ſo weit iſt, daß man den
kleinen Finger dadurch ſtoſſen kan. Dar-
inne bringen ſie dieſelbe Erde in ein
Baͤchlein, und waſchen ſie ſo lange, bis
nichts nicht mehr hindurch will. Die-
jenige Erde nun, welche nicht durchge-
het, wird auf einen Hauffen beſonders
geſchuͤttet, die aber durchgegangen iſt,
wird in das Loch G bey der erſten Figur,Siehe Fig. 1.
geſchuͤttet, daraus nimmt ſie ein ande-
rer Mann, ſchuͤttet ſie in ein ander Sieb,
und aus dieſen noch in zehen oder zwoͤlff
andere, deren eines immer enger iſt, als
das andere. Oftmahls wird bereits
Queckſilber in dem erſten Loche gefun-
den, aus welchen der andere Mann die
Erde hat genommen: wo aber die Sie-
be am engſten ſind, daſelbſt ſindet es ſich
in weit groͤſſerer Menge. Die Erde,
welche beſonders iſt geſchuͤttet worden,
ſtampfen ſie gantz klein, oder kleinen ſie,
nach Bergmanns Art zu reden, und
fangen aufs neue wieder damit an. Die
gantz zarte Erde, der Schlich genannt,
welche zuruͤcke bleibet, und aus der ſie
kein Queckſilber mehr im Waſſer brin-
gen moͤgen, wird in eiſerne Retorten
geſchuͤttet, Vorlagen vorgelegt und lu-
tiret, darein treibet alsdann des Feuers
Macht das Queckſilber. Der Beam-
te, welcher die Aufſicht druͤber hat, nahm
in unſern Anweſen unterſchiedene ab,
und zeigete ſie uns, da ich dann bey allen

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[0577] Sonderliche Anmerckungen des Autoris, Von ein und andern Gewaͤchſen, Thieren und Mineralïen, auch andern mehr, welche er vergeſſen bey der erſten Edition ſeines Werckes einzuruͤcken, oder aber erſt hernach gefunden hat. Vom Queckſilber. AUſſerhalb der Ungariſchen und Spaniſchen Queckſil- berbeꝛgwercke, giebt es auch dergleichen in Friaul, wel- che Landſchaft den Vene- tianern zuſtaͤndig iſt: und von dannen wird zu ietziger Zeit, uͤber Marſeille, ſchier das meiſte Queckſilber uͤberbracht, welches wir zu verkauffen pflegen. Dieſe Bergwercke in Friaul, liegen etwan anderthalbe Tagereiſe von Caͤrn- ten, gegen Norden zu. Die Grube, darein wir fuhren, iſt die reichſte und groͤſſeſte unter allen, uͤber ſechs hundert Fuß in der Teuffe. Dahinunter kommt man, mit ſchwerer Muͤhe auf den Lei- tern oder Fahrten, welche ſchnurgera- de auf ſtehen: doch findet man in dem einen Schachte, in gemeſſener Weite, Breter in die Quere gelegt, darauf man raſten kan. Als wir nun gantz in der Teuffe waren, ſahen wir das Ertz, wel- ches ſie mit Hauen gewinnen muͤſſen, dieweil es ſo harte iſt, als wie Stein. Es ſiehet leberfarben aus, oder als wie Crocus Metallorum. Jnwendig in den Stuͤcken befindet ſich eine weiche Erde, und in derſelben iſt der Mercurius in Ge- ſtalt gantz kleiner Broͤcklein und Kuͤglein zu erſehen. So finden ſich auch dabey runde Steine, wie Kieslinge, von aller- hand Form, ſehen ſchier aus, als wie die Klumpen Haare, dergleichen ich zu mehrenmahlen in England, aus dem Wanſte der Ochſen nehmen ſehen. Es wird aber das Queckſilber auf folgende Weiſe ausgezogen. Sie nehmen die Erde, welche in der Teuffe der Gruben gewonnen, und in Koͤrben herauf und zu Tage gefoͤrdert worden, und ſchuͤtten ſie in ein Sieb mit einem meßingenen Dratboden, der ſo weit iſt, daß man den kleinen Finger dadurch ſtoſſen kan. Dar- inne bringen ſie dieſelbe Erde in ein Baͤchlein, und waſchen ſie ſo lange, bis nichts nicht mehr hindurch will. Die- jenige Erde nun, welche nicht durchge- het, wird auf einen Hauffen beſonders geſchuͤttet, die aber durchgegangen iſt, wird in das Loch G bey der erſten Figur, geſchuͤttet, daraus nimmt ſie ein ande- rer Mann, ſchuͤttet ſie in ein ander Sieb, und aus dieſen noch in zehen oder zwoͤlff andere, deren eines immer enger iſt, als das andere. Oftmahls wird bereits Queckſilber in dem erſten Loche gefun- den, aus welchen der andere Mann die Erde hat genommen: wo aber die Sie- be am engſten ſind, daſelbſt ſindet es ſich in weit groͤſſerer Menge. Die Erde, welche beſonders iſt geſchuͤttet worden, ſtampfen ſie gantz klein, oder kleinen ſie, nach Bergmanns Art zu reden, und fangen aufs neue wieder damit an. Die gantz zarte Erde, der Schlich genannt, welche zuruͤcke bleibet, und aus der ſie kein Queckſilber mehr im Waſſer brin- gen moͤgen, wird in eiſerne Retorten geſchuͤttet, Vorlagen vorgelegt und lu- tiret, darein treibet alsdann des Feuers Macht das Queckſilber. Der Beam- te, welcher die Aufſicht druͤber hat, nahm in unſern Anweſen unterſchiedene ab, und zeigete ſie uns, da ich dann bey allen beob- Siehe Fig. 1. H h h

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/577>, abgerufen am 25.11.2024.