Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Pferd, zertheilt die Wellen, wie der Ad-ler die Luft, und macht die See überall, wo es durchstreicht, weiß und schau- mend. Es gedenckt sich von seinem Feinde zu entfernen, den es doch allent- halben mit sich schleppet, so daß man den Harponirer für den Neptunus anse- hen möchte, der gleichsam im Triumph von diesen Thieren gezogen wird. End- lich aber, und nachdem es sein Unglück überall hinter sich her geschleppet, an- bey einen guten Theil seines Blutes verlohren, entgehen ihm die Kräfte, der Athem mangelt ihm, und es muß ohn- mächtig und gezwungen, auf einmahl anhalten, um ein wenig auszuruhen. Allein es hält nicht so balde stille, so zie- het der Harponirer seine Leine zu sich, nähert ihm abermahls, und schießt es mit der andern Harpon viel hefftiger, denn vorhin. Nach diesem andern Schuß oder Stoß spannet zwar das Thier seine noch übrige wenige Kräfte an; allein, es ist bald darauf mit ihm [Spaltenumbruch] aus, und die Fischer ziehen es gemäch- lich an das Gestade der ersten Jnsel, oder nehmen es in ihre Schuyte, wo sie an- ders groß genug dazu ist. Das Weiblein bringt zwey Junge, Die Einwohner dieses Landes ernäh- Das sechs und dreyßigste Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 377.Von dreyerley Geschlecht der Schildkröten, la Franche, le Caret, und la Caoüanne genannt. DJe Figur der Schildkröte/ sagt Von allen diesen drey Gattungen Jch bin eine geraume Zeit der Mei- ten,
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Pferd, zertheilt die Wellen, wie der Ad-ler die Luft, und macht die See uͤberall, wo es durchſtreicht, weiß und ſchau- mend. Es gedenckt ſich von ſeinem Feinde zu entfernen, den es doch allent- halben mit ſich ſchleppet, ſo daß man den Harponirer fuͤr den Neptunus anſe- hen moͤchte, der gleichſam im Triumph von dieſen Thieren gezogen wird. End- lich aber, und nachdem es ſein Ungluͤck uͤberall hinter ſich her geſchleppet, an- bey einen guten Theil ſeines Blutes verlohren, entgehen ihm die Kraͤfte, der Athem mangelt ihm, und es muß ohn- maͤchtig und gezwungen, auf einmahl anhalten, um ein wenig auszuruhen. Allein es haͤlt nicht ſo balde ſtille, ſo zie- het der Harponirer ſeine Leine zu ſich, naͤhert ihm abermahls, und ſchießt es mit der andern Harpon viel hefftiger, denn vorhin. Nach dieſem andern Schuß oder Stoß ſpannet zwar das Thier ſeine noch uͤbrige wenige Kraͤfte an; allein, es iſt bald darauf mit ihm [Spaltenumbruch] aus, und die Fiſcher ziehen es gemaͤch- lich an das Geſtade der erſten Jnſel, oder nehmen es in ihre Schuyte, wo ſie an- ders groß genug dazu iſt. Das Weiblein bringt zwey Junge, Die Einwohner dieſes Landes ernaͤh- Das ſechs und dreyßigſte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 377.Von dreyerley Geſchlecht der Schildkroͤten, la Franche, le Caret, und la Caoüanne genannt. DJe Figur der Schildkroͤte/ ſagt Von allen dieſen drey Gattungen Jch bin eine geraume Zeit der Mei- ten,
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Der Spezereyen und Materialien
Pferd, zertheilt die Wellen, wie der Ad-
ler die Luft, und macht die See uͤberall,
wo es durchſtreicht, weiß und ſchau-
mend. Es gedenckt ſich von ſeinem
Feinde zu entfernen, den es doch allent-
halben mit ſich ſchleppet, ſo daß man den
Harponirer fuͤr den Neptunus anſe-
hen moͤchte, der gleichſam im Triumph
von dieſen Thieren gezogen wird. End-
lich aber, und nachdem es ſein Ungluͤck
uͤberall hinter ſich her geſchleppet, an-
bey einen guten Theil ſeines Blutes
verlohren, entgehen ihm die Kraͤfte, der
Athem mangelt ihm, und es muß ohn-
maͤchtig und gezwungen, auf einmahl
anhalten, um ein wenig auszuruhen.
Allein es haͤlt nicht ſo balde ſtille, ſo zie-
het der Harponirer ſeine Leine zu ſich,
naͤhert ihm abermahls, und ſchießt es
mit der andern Harpon viel hefftiger,
denn vorhin. Nach dieſem andern
Schuß oder Stoß ſpannet zwar das
Thier ſeine noch uͤbrige wenige Kraͤfte
an; allein, es iſt bald darauf mit ihm
aus, und die Fiſcher ziehen es gemaͤch-
lich an das Geſtade der erſten Jnſel, oder
nehmen es in ihre Schuyte, wo ſie an-
ders groß genug dazu iſt.
Das Weiblein bringt zwey Junge,
welche ihm uͤberalle folgen. Unter dem
Bauche hat es zwey Zitzen, mit denen
es die Jungen in der See ſaͤuget, als
wie auf dem Lande eine Kuh ihr Kalb.
Faͤngt man die Mutter, ſo hat man die
Jungen auch gewiß, denn ſie riechen
ihre Mutter, und ſchwimmen ſo lange
um den Kahn herum, bis man ſie auch
ihres Ungluͤcks theilhaftig macht.
Die Einwohner dieſes Landes ernaͤh-
ren ſich meiſtentheils mit dem Fleiſche
dieſes Thieres; auch werden jaͤhrlich
gantze Schiffe voll vom veſten Lande
und den umliegenden Jnſeln nach
Guadalupa, S. Chriſtoffel/ Mar-
tinigo und andere angelegene Jnſeln
gebracht und das Pfund um anderthalb
Pfund Tabac verkaufft.
Das ſechs und dreyßigſte Capitel.
Von dreyerley Geſchlecht der Schildkroͤten, la Franche,
le Caret, und la Caoüanne genannt.
DJe Figur der Schildkroͤte/ ſagt
der P. Tertre, die ich allhier mit-
theile, iſt ſo nett und eigen gemacht,
daß ich nur die Zeit verderben wuͤrde,
wenn ich mich mit der Beſchreibung ih-
rer Geſtalt lang aufhalten wolte. Dan-
nenhero will ich nur berichten, was ei-
gentlich die Schildkroͤten in den Jn-
ſeln an ſich haben, dadurch ſie von den
Europaͤiſchen unterſchieden werden.
Von allen dieſen drey Gattungen
oder Arten der Schildkroͤten kan man
gantz fuͤglich ſagen, daß es rechte dumme
Thiere ſind, ſchwer, taub und ohne Ge-
hirn, denn in dem gantzen Kopfe, der
doch ſo dicke iſt als ein Kalbskopf, findet
ſich das Hirn nicht groͤſſer als eine klei-
ne Bohne: Dagegen haben ſie ein treff-
liches Geſichte, und eine ungemeine
Groͤſſe; wie dann das unterſte Schild
oftmahls allein fuͤnff Schuhe lang und
viere breit iſt. Jhr Fleiſch, bevoraus
derſelbigen, welche la Franche genen-
net wird, ſieht dem Rindfleiſche der-
maſſen aͤhnlich, daß einer ein Stuͤcke
Fleiſch von einer Schildkroͤte, bey ein
Stuͤcke Rindfleiſch geleget, kaum an-
ders wird davon unterſcheiden koͤnnen,
als durch das Fett, welches gelbgruͤn
ſiehet. Unter dieſen Schildkroͤten, ver-
ſtehe die Franches/ befinden ſich welche,
die eine gantze Tonne Fleiſch geben,
wenn alle Gebeine heraus genommen
worden ſind, den Kopf, Hals, Pfoten,
Schwantz, Gedaͤrme und Eyer unge-
rechnet, als von denen wol dreyßig Per-
ſonen auch noch eine gute Mahlzeit hal-
ten koͤnnen. Uberdiß bekommt man
ſo viel und uͤberfluͤßiges Fett davon, daß
man gar gerne 15. oder zwantzig Kan-
nen Oel machen kan, welches ſo gelb
wie Gold ſiehet, und vortrefflich gut iſt,
Gebackens und allerhand Tuncken da-
mit zu machen; doch muß es friſch ſeyn:
denn wenn es zu alt worden, dient es
allein zum brennen in die Lampen. Das
Fleiſch der Schildkroͤten iſt mit ſo viel
Lebensgeiſtern erfuͤllet, daß es ſich des
Morgens annoch ruͤhret, wenn ſie
gleich Abends vorher zerhauen wor-
den.
Jch bin eine geraume Zeit der Mei-
nung geweſen, als ob die Schildkroͤten
in dieſen Quartiren drey Hertzen haͤt-
ten,
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