Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
sind, und dritthalb Zoll breit, und eineshalben Fusses dicke. Auf ieder Seite hat es auch sieben kurtze, aber gar dicke Backenzähne. Eben so viel hat es ih- rer im Oberkieffel, den es eben als wie das Crocodil, beweget. Die Zähne sind so hart als wie ein Feuerstein, und geben Funcken, wenn man mit einem Messer drauf schlägt: welches dann die Meinung der Alten bestätiget, welche geglaubet, dieses Thier speye Feuer aus, wenn es die Zähne auf einander reibt. Oftmahls steigt es aus dem Nil her- aus aufs Land, und gehet, wenn es sich mit Korne angefüllet, rücklings wie- derum ins Wasser, und betreugt also die Bauern mit den Jägern, daß sie sei- ne Spur nicht finden können. Es ist nicht weniger schädlich, als der Croco- dil. Wenn es zu fett worden, reibt es sich gegen ein Rohr, bis es ihm eine Ader geöffnet, die er hernach mit Schlamme wiederum verstopft, nach- dem es sich von einer gnugsamen Men- ge Blutes entlediget hat. Die Mohren essen, nach Clusius Peter von den Brock erzehlet, daß Von dem gantzen Thiere bekommen Diese Zähne brauchen keines wei- Es wird auch noch ein ander Thier Das fünff und dreyßigste Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 375.Vom Seekalbe. LAmantin, Vache marine, Manati, die Spa-
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ſind, und dritthalb Zoll breit, und eineshalben Fuſſes dicke. Auf ieder Seite hat es auch ſieben kurtze, aber gar dicke Backenzaͤhne. Eben ſo viel hat es ih- rer im Oberkieffel, den es eben als wie das Crocodil, beweget. Die Zaͤhne ſind ſo hart als wie ein Feuerſtein, und geben Funcken, wenn man mit einem Meſſer drauf ſchlaͤgt: welches dann die Meinung der Alten beſtaͤtiget, welche geglaubet, dieſes Thier ſpeye Feuer aus, wenn es die Zaͤhne auf einander reibt. Oftmahls ſteigt es aus dem Nil her- aus aufs Land, und gehet, wenn es ſich mit Korne angefuͤllet, ruͤcklings wie- derum ins Waſſer, und betreugt alſo die Bauern mit den Jaͤgern, daß ſie ſei- ne Spur nicht finden koͤnnen. Es iſt nicht weniger ſchaͤdlich, als der Croco- dil. Wenn es zu fett worden, reibt es ſich gegen ein Rohr, bis es ihm eine Ader geoͤffnet, die er hernach mit Schlamme wiederum verſtopft, nach- dem es ſich von einer gnugſamen Men- ge Blutes entlediget hat. Die Mohren eſſen, nach Cluſius Peter von den Brock erzehlet, daß Von dem gantzen Thiere bekommen Dieſe Zaͤhne brauchen keines wei- Es wird auch noch ein ander Thier Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 375.Vom Seekalbe. LAmantin, Vache marine, Manati, die Spa-
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Der Spezereyen und Materialien
ſind, und dritthalb Zoll breit, und eines
halben Fuſſes dicke. Auf ieder Seite
hat es auch ſieben kurtze, aber gar dicke
Backenzaͤhne. Eben ſo viel hat es ih-
rer im Oberkieffel, den es eben als wie
das Crocodil, beweget. Die Zaͤhne
ſind ſo hart als wie ein Feuerſtein, und
geben Funcken, wenn man mit einem
Meſſer drauf ſchlaͤgt: welches dann die
Meinung der Alten beſtaͤtiget, welche
geglaubet, dieſes Thier ſpeye Feuer aus,
wenn es die Zaͤhne auf einander reibt.
Oftmahls ſteigt es aus dem Nil her-
aus aufs Land, und gehet, wenn es ſich
mit Korne angefuͤllet, ruͤcklings wie-
derum ins Waſſer, und betreugt alſo
die Bauern mit den Jaͤgern, daß ſie ſei-
ne Spur nicht finden koͤnnen. Es iſt
nicht weniger ſchaͤdlich, als der Croco-
dil. Wenn es zu fett worden, reibt es
ſich gegen ein Rohr, bis es ihm eine
Ader geoͤffnet, die er hernach mit
Schlamme wiederum verſtopft, nach-
dem es ſich von einer gnugſamen Men-
ge Blutes entlediget hat.
Die Mohren eſſen, nach Cluſius
Berichte, das Fleiſch, denn dieſer ver-
meldet, daß der Capitain von der Ha-
gen ſolches in Guinea/ nahe bey Cabo
Lopez Gonſalves geſehen, auch in
der Stadt Libetto ſehr viel Seepferde-
koͤpfe angetroffen, aus welchen ſein
Volck die Zaͤhne, von ungemeiner Groͤſ-
ſe, geriſſen. Dieſe haͤngen die Egy-
ptier an den Leib/ wider die goldne
Ader, oder tragen einen Ring von ſol-
chen Zaͤhnen. Die Schwartzen ge-
brauchen ſie auch wider andere Kranck-
heiten.
Peter von den Brock erzehlet, daß
er auf ſeiner Reiſe nach Angola/ auf
dem Landen Lavango/ vier Seepfer-
de weiden ſehen, welche als wie groſſe
Buͤffel ausgeſehen, ihre Haut waͤre
ſchier ſo glaͤntzend geweſen als wie der
Kaninchen, die Koͤpfe wie die Roßkoͤ-
pfe, die Ohren kurtz, die Naſenloͤcher
weit, und haͤtten zwey krumme Zaͤhne
im Rachen gehabt, wie die Hauer, kur-
tze Schenckel, Fuͤſſe wie Huflattichblaͤt-
ter geſtalt, und haͤtten gewiehert wie die
Pferde. Bey Erblickung der Ma-
troſen haͤtten ſie geſtutzt, und waͤren her-
nach gantz gemachſam wieder nach der
See zugegangen. Bisweilen haͤtten ſie
die Naſe uͤber das Waſſer erhaben, al-
lein gleich wieder untergetauchet, ſobald
ſie nur die Bootsleute verſpuͤret, daß
ſie demnach kein eintziges toͤdten koͤnnen,
ob ſie es auch gleich noch ſo liſtig ange-
gangen.
Von dem gantzen Thiere bekommen
wir in Franckreich nichts, denn nur die
Zaͤhne zu ſehen, aus denen, wegen ih-
rer Groͤſſe und Haͤrte, ſolche Zaͤhne ge-
machet werden, dergleichen man denen-
jenigen einzuſetzen pflegt, welche Man-
gel daran haben.
Dieſe Zaͤhne brauchen keines wei-
tern ausleſens, wenn ſie ſchoͤn weiß
und aufrichtig Gut ſind.
Es wird auch noch ein ander Thier
bey vielen Scribenten beſchrieben ge-
funden, und eben als wie dieſes Hippo-
potamus, Seepferd genennet: iſt aber,
ſoviel ich wuͤſte, weder zur Artzney, noch
ſonſt zu etwas anders dienlich: und die-
ſes iſt auch die Urſache, warum ich nichts
davon vermelden werde. Matthio-
lus aber ſagte pag. 189. daß die Aſche von
dieſem Seepferde mit Laspech und an-
derm Fette vermiſchet, das Haar wach-
ſen mache.
Siehe Fig. 374.
Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel.
Vom Seekalbe.
LAmantin, Vache marine, Manati, die
Seekuh, oder das Seekalb iſt, nach
des P. Tertre Berichte, in Europa
ein gantz unbekannter Fiſch. Er iſt oft-
mahls bis 15. und 16. Fuß lang; der
Leib ſieben oder acht Fuß in der Runde.
Er hat ein Ochſenmaul, und Hundsau-
gen, ein ſehr ſchwaches Geſichte und
gar keine Ohren; an deren Stelle aber
zwey kleine Loͤchlein, darein man mit
genauer Noth den kleinen Finger ſtecken
koͤnte. Durch dieſe Loͤcher hoͤret er den-
noch ſo ſcharf, daß die Bloͤdigkeit des
Geſichtes durch die Schaͤrffe des Ge-
hoͤrs zur Gnuͤge erſetzet wird. Unter
dem Kopfe hat es zwey kleine Pfoten,
wie Haͤnde, und an ieder vier kleine Fin-
ger mit Naͤgeln, daher es auch von den
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