Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
brauchen nur die abgewundene Seide,indem der Uberrest nichts als nur Flo- cken und Pergament ist. Die Seide kan man also zu Pulver machen; man zerschneidet sie so klein, bis daß sie durch ein Sieb gehet: denn wer sie stossen wolte, würde lange zubringen müssen, dürfte ihm auch wohl die Helfte davon fliegen. Zu der confectio Alkermes und de Wir verkauffen auch sonst noch ein Wenn man sie erhalten will, muß Saltz und Oel von Krö- ten. Wir verkauffen ferner, das Pulver, Uberdiß verkauffen wir auch dasSaltz/ Oel cker O o
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
brauchen nur die abgewundene Seide,indem der Uberreſt nichts als nur Flo- cken und Pergament iſt. Die Seide kan man alſo zu Pulver machen; man zerſchneidet ſie ſo klein, bis daß ſie durch ein Sieb gehet: denn wer ſie ſtoſſen wolte, wuͤrde lange zubringen muͤſſen, duͤrfte ihm auch wohl die Helfte davon fliegen. Zu der confectio Alkermes und de Wir verkauffen auch ſonſt noch ein Wenn man ſie erhalten will, muß Saltz und Oel von Kroͤ- ten. Wir verkauffen ferner, das Pulver, Uberdiß verkauffen wir auch dasSaltz/ Oel cker O o
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Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
brauchen nur die abgewundene Seide,
indem der Uberreſt nichts als nur Flo-
cken und Pergament iſt. Die Seide
kan man alſo zu Pulver machen; man
zerſchneidet ſie ſo klein, bis daß ſie durch
ein Sieb gehet: denn wer ſie ſtoſſen
wolte, wuͤrde lange zubringen muͤſſen,
duͤrfte ihm auch wohl die Helfte davon
fliegen.
Zu der confectio Alkermes und de
Hyacintho ſoll die carmeſinfarbene Sei-
de der andern durchgehends vorgezogen
werden, obgleich alle Scribenten rohe
Seide und ungefaͤrbte haben wollen.
Wir verkauffen auch ſonſt noch ein
Hauffen andere kriechende Thiere, als
da ſind, Blutegeln, welche in dem Gra-
ben zu Gentilli/ nahe bey Paris ge-
funden, von den Wundaͤrtzten gebrau-
chet, und an unterſchiedene Theile des
Leibes pflegen angeſetzt zu werden, ab-
ſonderlich, wo keine Laskoͤpfe haften
koͤnnen. Es giebt zwar unterſchiedli-
che Arten dieſer Blutſauger/ doch ſind
die kleinſten die beſten, welche einen klei-
nen Kopf haben, und einen roͤthlichten
Bauch, den Ruͤcken mit gruͤnen und
goldgelben Striechen bezeichnet: und
dieſe befinden ſich in klaren flieſſenden
Waſſern. Die andern ſoll man ver-
werffen, als giftig; diejenigen naͤmlich,
die einen dicken gruͤnen Kopf haben,
und wie die Feuerwuͤrme glaͤntzen, die
blaue Streiffen haben und ſich in ſum-
pfichten Waſſern aufhalten: denn an
ſtatt, daß ſie dem Patienten Huͤlffe
ſchaffen ſollen, verurſachen ſie Entzuͤn-
dungen, Geſchwuͤre, Fieber, boͤſe
Schweeren, die zuweilen unheilbar
ſind.
Wenn man ſie erhalten will, muß
man ſie ſtets im Waſſer halten, und
daſſelbige von Zeit zu Zeit erfriſchen:
etliche thun auch Sand und Erde drein.
Wir verkauffen ferner, das Pulver,
fluͤchtige Saltz und Oel von Kroͤten,
wie auch den Stein, der in dem Kopfe
der groſſen und alten gefunden wird,
und den Namen Crapaudine, Kroͤten-
ſtein uͤberkommen hat. Die Alten ha-
ben ihm groſſe Kraͤfte zugeſchrieben:
inſonderheit aber hat der Herr Char-
ras in ſeiner Chymiſchen Apothecker-
kunſt p. 794. davon gehandelt, dahin
ich diejenigen weiſen will, die weitere
Nachricht davon verlangen. Es rech-
nen etliche den Kroͤtenſtein unter die
Edelſteine, nicht allein, weil er ſo gar
ſelten gefunden wird, ſondern auch,
weil er mit ſo trefflichen Tugenden be-
gabet iſt, und faͤhig, allerley Gifte zu
widerſtehen. Der weiſſe wird am
hoͤheſten geachtet, obgleich derjenige,
welcher eine andere Farbe hat, nicht ge-
ringere Kraͤfte haben mag. An die
Stelle des Kroͤtenſteins ſtellt man oder
giebt dafuͤr ein rundes oder ein laͤng-
lichtes Steinlein, das an vielen Orten
in Europa/ und auch in Franckreich
ſelbſt gefunden wird, inmaſſen weiter
unten zu erſehen.
Kroͤtenſtein.
Uberdiß verkauffen wir auch das
fluͤchtige Saltz, Oel und Pulver von
Kellerſchaben/ welchen der Herr
Charras eben ſo groſſe Eigenſchaften
zugeſchrieben, als wie dem fluͤchtigen
Saltz von Spaniſchen Fliegen, Regen-
wuͤrmen und Ameiſen, wie ſolches in
ſeiner Chymiſchen Apotheckerkunſt kan
geſehen werden. Nicht weniger Scor-
pionoͤl, gemeines und mit andern Sa-
chen vermiſchtes, welches wir aus Pro-
vence und Languedoc bringen laſſen,
und wohlfeiler geben koͤnnen, als das
die Apothecker zu Paris bereiten. Zu-
dem, ſo iſt es auch viel beſſer, weil es in
ſelbigen Landſchaften viel Scorpionen
giebet, auch die Kraͤuter, davon das
Scorpionoͤl des Matthiolus zu-
ſammen geſetzet wird, viel groͤſſre Kraͤf-
te haben, alldieweil das Land viel waͤr-
mer iſt. Das erſte wird das gemeine
oder ſchlechte genennet, indem es blos
von Scorpionen und bittern Mandel-
oͤle bereitet wird. Das andere heißt,
Matthioli oleum ſcorpionum compoſitum.
Dieſe aber ſind die Sachen, die dazu
kommen: Scorpionen, alt Baumoͤl,
Johannskraut mit Blaͤttern, Blumen
und Samen, Gamanderlein, Berg-
muͤntze, Cardebenedicten, Scordien,
klein Tauſendguͤldenkraut, Eiſenkraut,
Cretiſcher Diptam, Zittwer, weiſſer
Diptam, Entzian, Tormentille, runde
Oſterluzey, Storaxtropfen, Benzoe,
Wachholderbeeren, Schwartzkuͤmmel,
feiner Zimmt, Cameelheu, wilder Gal-
gant, weiſſer Sandel, Rhabarber,
Myrrhe, Aloe, Jndianiſcher Narden,
Saffran, Theriac, Mithridat und blan-
cker
Saltz/ Oel
und Pulver
von Keller-
eſeln.
Scorpionoͤl
gemeines
und von vie-
len Stuͤcken
zuſammen
geſetztes.
O o
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