Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] warum dieses Pech (poix grasse) das wir
in Franckreich bereiten, stärcker von
Geruch sey, nicht aber dicke gnug, und
viel weisser, denn das Strasburgische,
weil wir zu viel Oel und schlechten Ter-
pentin drunter thun: ja ich halte dafür,
daß die Holländer nichts anders, als
was wir Galipot zu nennen pflegen, dazu
gebrauchen. Wiewohl es auch von der
so unterschiedenen Gegend der Länder
herrühren kan. Doch ihm sey, wie
ihm wolle, noch dieses will ich vermel-
den, daß man dieses Pech erwehlen solle,
welches aufrichtig Holländisch Gut ist,
und so gelblicht, als möglich, siehet, das
auch nicht voller Wasser, auch nicht zu
flüßig ist. Jn der Artzney wird es etli-
cher massen gebraucht, denn es ein starck
anziehend Mittel, wiewohl auch ein gar
beschwerlich Pflaster ist: denn so er nur
eine kleine weile auf dem Fleische oder
auf der Haut gelegen, muß man es
durchaus drauf liegen lassen, oder we-
nigstens mit Oele herabbringen.

Man bereitet auch mit dem Galipot,
wenn er bis zu einer gewissen Consistentz
und Dicke gekochet worden, was wir
Hartzpech.poix resine, Hartzpech zu nennen pfle-
gen; jedoch ist das, was wir verkauf-
fen, allein von solchem Galipot gemacht,
der unter den Bäumen zusammen ge-
suchet worden, und kurtz zu sagen, gar-
stig und häßlich ist. Wann es nun ge-
schmoltzen, wird es in Fässer geschüttet,
und solche grosse Stücken oder Taffeln,
wie wir sie sehen, bis zu 150. Pfund
schwer daraus gemacht. Das schönste
kommt aus Burgund und von Bour-
deaux,
und muß, wenn es recht schön
seyn soll, trucken, gelblicht, und soviel
nur möglich, ohne Wasser und ohne
Sand seyn.

Jhrer viele brauchen dieses Hartz-
pech, als da sind die Blech- und Ku-
pferschmiede, denn sie ohne dasselbe un-
möglich verzinnen können. Auch hat
es seinen Nutzen in der Artzney, und
wird zu allerhand Salben und Pfla-
stern genommen. Man bereitet auch
überdiß von dem Galipot, welchen man
so lange kochen läßt, biß er schier gar ver-
Arcanson o-
der trucken
Pech.
brennet, was wir Arcanson und bray sec
heissen; obgleich alles, was wir verkauf-
fen, und von Bayonne und Bour-
deaux
kommt, nichts anders ist, als was
im Kolben zurücke blieben, nachdem das
[Spaltenumbruch] Oel davon abgezogen worden. Dieses
Pech aber soll trucken, durchsichtig und
soviel als möglich, dunckel an der Far-
be seyn.

Arcanson/ welches wir unrecht Co-
lophonium
zu nennen pflegen, hat auch
einigen wenigen Nutzen in der Artzney:
meistentheils aber wird es von unter-
schiedlichen Handwercken, die sich sein
bedienen, verbrauchet.

Wenn es noch warm, schüttet man
es in geziemende Menge Theer, damit
es eine schwartze Farbe überkomme:
hernach wird es von uns Poix noire,
schwartz Pech geheissen, und zweyer-Schwartz
Pech.

ley Arten desselben verkaufft, die aber
nur darinne, daß sie hart oder weich,
unterschieden sind.

Das beste und vollkommen gute
schwartze Pech kommt eben sowohl, als
wie der Theer, aus Norwegen und
Schweden/ vornehmlich aber von
Stockholm: dieses, wenn es gebüh-
rend beschaffen seyn soll, muß gleissend
schwartz seyn, wenn es in die Sonne ge-
stellet wird, und mit wenigen zu mel-
den, dem Judenpeche, soviel nur immer
seyn kan, gleich kommen. Es wird auch
zuweilen in Franckreich dergleichen
Pech zugerichtet, allein, man sage was
man will, es ist doch niemahls so schön,
als wie das Stockholmische.

Dieses schwartze Pech ist wegen
seiner herrlichen Eigenschafften sehr
starck im Gebrauch, denn es dienet nicht
alleine die Schiffe zu calfatern oder zu
verpichen, sondern es wird auch von un-
terschiedenen Profeßionsverwandten
gebrauchet, z. E. von Goldschmieden.
Auch hat es seinen Nutzen in der Medi-
cin; iedoch das wenige, das davon ge-
brauchet wird, ist kaum der Rede werth.

Aus diesem Pech wird ein röthlicht
Oel über den Helm getrieben, welches
so wohl wegen seiner Vortrefflichkeit,
als auch seiner herrlichen Eigenschaff-
ten halber Pechöl und PechbalsamPechöl und
Pechbalsam.

genennet worden. Und es ist sicherlich
ein guter Balsam, dessen Tugenden, wie
man saget, des natürlichen Balsams
Kräften gleich sind.

Es wird auch geschmoltzen, und Lun-
te darein getaucht, welche man hernach-
mahls waltzet und kalt werden läßt:
diese verkaufften wir unter den Namen
bougie noire, und wurde ehedessen diebougie noire.

Schu-

Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] warum dieſes Pech (poix graſſe) das wir
in Franckreich bereiten, ſtaͤrcker von
Geruch ſey, nicht aber dicke gnug, und
viel weiſſer, denn das Strasburgiſche,
weil wir zu viel Oel und ſchlechten Ter-
pentin drunter thun: ja ich halte dafuͤr,
daß die Hollaͤnder nichts anders, als
was wir Galipot zu neñen pflegen, dazu
gebrauchen. Wiewohl es auch von der
ſo unterſchiedenen Gegend der Laͤnder
herruͤhren kan. Doch ihm ſey, wie
ihm wolle, noch dieſes will ich vermel-
den, daß man dieſes Pech erwehlen ſolle,
welches aufrichtig Hollaͤndiſch Gut iſt,
und ſo gelblicht, als moͤglich, ſiehet, das
auch nicht voller Waſſer, auch nicht zu
fluͤßig iſt. Jn der Artzney wird es etli-
cher maſſen gebraucht, denn es ein ſtarck
anziehend Mittel, wiewohl auch ein gar
beſchwerlich Pflaſter iſt: denn ſo er nur
eine kleine weile auf dem Fleiſche oder
auf der Haut gelegen, muß man es
durchaus drauf liegen laſſen, oder we-
nigſtens mit Oele herabbringen.

Man bereitet auch mit dem Galipot,
wenn er bis zu einer gewiſſen Conſiſtentz
und Dicke gekochet worden, was wir
Hartzpech.poix reſine, Hartzpech zu nennen pfle-
gen; jedoch iſt das, was wir verkauf-
fen, allein von ſolchem Galipot gemacht,
der unter den Baͤumen zuſammen ge-
ſuchet worden, und kurtz zu ſagen, gar-
ſtig und haͤßlich iſt. Wann es nun ge-
ſchmoltzen, wird es in Faͤſſer geſchuͤttet,
und ſolche groſſe Stuͤcken oder Taffeln,
wie wir ſie ſehen, bis zu 150. Pfund
ſchwer daraus gemacht. Das ſchoͤnſte
kommt aus Burgund und von Bour-
deaux,
und muß, wenn es recht ſchoͤn
ſeyn ſoll, trucken, gelblicht, und ſoviel
nur moͤglich, ohne Waſſer und ohne
Sand ſeyn.

Jhrer viele brauchen dieſes Hartz-
pech, als da ſind die Blech- und Ku-
pferſchmiede, denn ſie ohne daſſelbe un-
moͤglich verzinnen koͤnnen. Auch hat
es ſeinen Nutzen in der Artzney, und
wird zu allerhand Salben und Pfla-
ſtern genommen. Man bereitet auch
uͤberdiß von dem Galipot, welchen man
ſo lange kochen laͤßt, biß er ſchier gar ver-
Arcanſon o-
der trucken
Pech.
brennet, was wir Arcanſon und bray ſec
heiſſen; obgleich alles, was wir verkauf-
fen, und von Bayonne und Bour-
deaux
kommt, nichts anders iſt, als was
im Kolben zuruͤcke blieben, nachdem das
[Spaltenumbruch] Oel davon abgezogen worden. Dieſes
Pech aber ſoll trucken, durchſichtig und
ſoviel als moͤglich, dunckel an der Far-
be ſeyn.

Arcanſon/ welches wir unrecht Co-
lophonium
zu nennen pflegen, hat auch
einigen wenigen Nutzen in der Artzney:
meiſtentheils aber wird es von unter-
ſchiedlichen Handwercken, die ſich ſein
bedienen, verbrauchet.

Wenn es noch warm, ſchuͤttet man
es in geziemende Menge Theer, damit
es eine ſchwartze Farbe uͤberkomme:
hernach wird es von uns Poix noire,
ſchwartz Pech geheiſſen, und zweyer-Schwartz
Pech.

ley Arten deſſelben verkaufft, die aber
nur darinne, daß ſie hart oder weich,
unterſchieden ſind.

Das beſte und vollkommen gute
ſchwartze Pech kommt eben ſowohl, als
wie der Theer, aus Norwegen und
Schweden/ vornehmlich aber von
Stockholm: dieſes, wenn es gebuͤh-
rend beſchaffen ſeyn ſoll, muß gleiſſend
ſchwartz ſeyn, wenn es in die Sonne ge-
ſtellet wird, und mit wenigen zu mel-
den, dem Judenpeche, ſoviel nur immer
ſeyn kan, gleich kommen. Es wird auch
zuweilen in Franckreich dergleichen
Pech zugerichtet, allein, man ſage was
man will, es iſt doch niemahls ſo ſchoͤn,
als wie das Stockholmiſche.

Dieſes ſchwartze Pech iſt wegen
ſeiner herrlichen Eigenſchafften ſehr
ſtarck im Gebrauch, denn es dienet nicht
alleine die Schiffe zu calfatern oder zu
verpichen, ſondern es wird auch von un-
terſchiedenen Profeßionsverwandten
gebrauchet, z. E. von Goldſchmieden.
Auch hat es ſeinen Nutzen in der Medi-
cin; iedoch das wenige, das davon ge-
brauchet wird, iſt kaum der Rede werth.

Aus dieſem Pech wird ein roͤthlicht
Oel uͤber den Helm getrieben, welches
ſo wohl wegen ſeiner Vortrefflichkeit,
als auch ſeiner herrlichen Eigenſchaff-
ten halber Pechoͤl und PechbalſamPechoͤl und
Pechbalſam.

genennet worden. Und es iſt ſicherlich
ein guter Balſam, deſſen Tugenden, wie
man ſaget, des natuͤrlichen Balſams
Kraͤften gleich ſind.

Es wird auch geſchmoltzen, und Lun-
te darein getaucht, welche man hernach-
mahls waltzet und kalt werden laͤßt:
dieſe verkaufften wir unter den Namen
bougie noire, und wurde ehedeſſen diebougie noire.

Schu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils achtes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="429"/>
warum die&#x017F;es Pech (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">poix gra&#x017F;&#x017F;e</hi></hi>) das wir<lb/>
in Franckreich bereiten, &#x017F;ta&#x0364;rcker von<lb/>
Geruch &#x017F;ey, nicht aber dicke gnug, und<lb/>
viel wei&#x017F;&#x017F;er, denn das Strasburgi&#x017F;che,<lb/>
weil wir zu viel Oel und &#x017F;chlechten Ter-<lb/>
pentin drunter thun: ja ich halte dafu&#x0364;r,<lb/>
daß die <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;nder</hi> nichts anders, als<lb/>
was wir Galipot zu nen&#x0303;en pflegen, dazu<lb/>
gebrauchen. Wiewohl es auch von der<lb/>
&#x017F;o unter&#x017F;chiedenen Gegend der La&#x0364;nder<lb/>
herru&#x0364;hren kan. Doch ihm &#x017F;ey, wie<lb/>
ihm wolle, noch die&#x017F;es will ich vermel-<lb/>
den, daß man die&#x017F;es Pech erwehlen &#x017F;olle,<lb/>
welches aufrichtig Holla&#x0364;ndi&#x017F;ch Gut i&#x017F;t,<lb/>
und &#x017F;o gelblicht, als mo&#x0364;glich, &#x017F;iehet, das<lb/>
auch nicht voller Wa&#x017F;&#x017F;er, auch nicht zu<lb/>
flu&#x0364;ßig i&#x017F;t. Jn der Artzney wird es etli-<lb/>
cher ma&#x017F;&#x017F;en gebraucht, denn es ein &#x017F;tarck<lb/>
anziehend Mittel, wiewohl auch ein gar<lb/>
be&#x017F;chwerlich Pfla&#x017F;ter i&#x017F;t: denn &#x017F;o er nur<lb/>
eine kleine weile auf dem Flei&#x017F;che oder<lb/>
auf der Haut gelegen, muß man es<lb/>
durchaus drauf liegen la&#x017F;&#x017F;en, oder we-<lb/>
nig&#x017F;tens mit Oele herabbringen.</p><lb/>
              <p>Man bereitet auch mit dem Galipot,<lb/>
wenn er bis zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en Con&#x017F;i&#x017F;tentz<lb/>
und Dicke gekochet worden, was wir<lb/><note place="left">Hartzpech.</note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">poix re&#x017F;ine</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">Hartzpech</hi> zu nennen pfle-<lb/>
gen; jedoch i&#x017F;t das, was wir verkauf-<lb/>
fen, allein von &#x017F;olchem Galipot gemacht,<lb/>
der unter den Ba&#x0364;umen zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
&#x017F;uchet worden, und kurtz zu &#x017F;agen, gar-<lb/>
&#x017F;tig und ha&#x0364;ßlich i&#x017F;t. Wann es nun ge-<lb/>
&#x017F;chmoltzen, wird es in Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;chu&#x0364;ttet,<lb/>
und &#x017F;olche gro&#x017F;&#x017F;e Stu&#x0364;cken oder Taffeln,<lb/>
wie wir &#x017F;ie &#x017F;ehen, bis zu 150. Pfund<lb/>
&#x017F;chwer daraus gemacht. Das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
kommt aus <hi rendition="#fr">Burgund</hi> und von <hi rendition="#fr">Bour-<lb/>
deaux,</hi> und muß, wenn es recht &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll, trucken, gelblicht, und &#x017F;oviel<lb/>
nur mo&#x0364;glich, ohne Wa&#x017F;&#x017F;er und ohne<lb/>
Sand &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Jhrer viele brauchen die&#x017F;es Hartz-<lb/>
pech, als da &#x017F;ind die Blech- und Ku-<lb/>
pfer&#x017F;chmiede, denn &#x017F;ie ohne da&#x017F;&#x017F;elbe un-<lb/>
mo&#x0364;glich verzinnen ko&#x0364;nnen. Auch hat<lb/>
es &#x017F;einen Nutzen in der Artzney, und<lb/>
wird zu allerhand Salben und Pfla-<lb/>
&#x017F;tern genommen. Man bereitet auch<lb/>
u&#x0364;berdiß von dem Galipot, welchen man<lb/>
&#x017F;o lange kochen la&#x0364;ßt, biß er &#x017F;chier gar ver-<lb/><note place="left">Arcan&#x017F;on o-<lb/>
der trucken<lb/>
Pech.</note>brennet, was wir <hi rendition="#fr">Arcan&#x017F;on</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">bray &#x017F;ec</hi></hi><lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en; obgleich alles, was wir verkauf-<lb/>
fen, und von <hi rendition="#fr">Bayonne</hi> und <hi rendition="#fr">Bour-<lb/>
deaux</hi> kommt, nichts anders i&#x017F;t, als was<lb/>
im Kolben zuru&#x0364;cke blieben, nachdem das<lb/><cb n="430"/>
Oel davon abgezogen worden. Die&#x017F;es<lb/>
Pech aber &#x017F;oll trucken, durch&#x017F;ichtig und<lb/>
&#x017F;oviel als mo&#x0364;glich, dunckel an der Far-<lb/>
be &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Arcan&#x017F;on/</hi> welches wir unrecht <hi rendition="#fr">Co-<lb/>
lophonium</hi> zu nennen pflegen, hat auch<lb/>
einigen wenigen Nutzen in der Artzney:<lb/>
mei&#x017F;tentheils aber wird es von unter-<lb/>
&#x017F;chiedlichen Handwercken, die &#x017F;ich &#x017F;ein<lb/>
bedienen, verbrauchet.</p><lb/>
              <p>Wenn es noch warm, &#x017F;chu&#x0364;ttet man<lb/>
es in geziemende Menge Theer, damit<lb/>
es eine &#x017F;chwartze Farbe u&#x0364;berkomme:<lb/>
hernach wird es von uns <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Poix noire</hi>,</hi><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;chwartz Pech</hi> gehei&#x017F;&#x017F;en, und zweyer-<note place="right">Schwartz<lb/>
Pech.</note><lb/>
ley Arten de&#x017F;&#x017F;elben verkaufft, die aber<lb/>
nur darinne, daß &#x017F;ie hart oder weich,<lb/>
unter&#x017F;chieden &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Das be&#x017F;te und vollkommen gute<lb/>
&#x017F;chwartze Pech kommt eben &#x017F;owohl, als<lb/>
wie der Theer, aus <hi rendition="#fr">Norwegen</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Schweden/</hi> vornehmlich aber von<lb/><hi rendition="#fr">Stockholm</hi>: die&#x017F;es, wenn es gebu&#x0364;h-<lb/>
rend be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn &#x017F;oll, muß glei&#x017F;&#x017F;end<lb/>
&#x017F;chwartz &#x017F;eyn, wenn es in die Sonne ge-<lb/>
&#x017F;tellet wird, und mit wenigen zu mel-<lb/>
den, dem Judenpeche, &#x017F;oviel nur immer<lb/>
&#x017F;eyn kan, gleich kommen. Es wird auch<lb/>
zuweilen in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> dergleichen<lb/>
Pech zugerichtet, allein, man &#x017F;age was<lb/>
man will, es i&#x017F;t doch niemahls &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,<lb/>
als wie das Stockholmi&#x017F;che.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es <hi rendition="#fr">&#x017F;chwartze Pech</hi> i&#x017F;t wegen<lb/>
&#x017F;einer herrlichen Eigen&#x017F;chafften &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;tarck im Gebrauch, denn es dienet nicht<lb/>
alleine die Schiffe zu calfatern oder zu<lb/>
verpichen, &#x017F;ondern es wird auch von un-<lb/>
ter&#x017F;chiedenen Profeßionsverwandten<lb/>
gebrauchet, z. E. von Gold&#x017F;chmieden.<lb/>
Auch hat es &#x017F;einen Nutzen in der Medi-<lb/>
cin; iedoch das wenige, das davon ge-<lb/>
brauchet wird, i&#x017F;t kaum der Rede werth.</p><lb/>
              <p>Aus die&#x017F;em Pech wird ein ro&#x0364;thlicht<lb/>
Oel u&#x0364;ber den Helm getrieben, welches<lb/>
&#x017F;o wohl wegen &#x017F;einer Vortrefflichkeit,<lb/>
als auch &#x017F;einer herrlichen Eigen&#x017F;chaff-<lb/>
ten halber <hi rendition="#fr">Pecho&#x0364;l</hi> und <hi rendition="#fr">Pechbal&#x017F;am</hi><note place="right">Pecho&#x0364;l und<lb/>
Pechbal&#x017F;am.</note><lb/>
genennet worden. Und es i&#x017F;t &#x017F;icherlich<lb/>
ein guter Bal&#x017F;am, de&#x017F;&#x017F;en Tugenden, wie<lb/>
man &#x017F;aget, des natu&#x0364;rlichen Bal&#x017F;ams<lb/>
Kra&#x0364;ften gleich &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Es wird auch ge&#x017F;chmoltzen, und Lun-<lb/>
te darein getaucht, welche man hernach-<lb/>
mahls waltzet und kalt werden la&#x0364;ßt:<lb/>
die&#x017F;e verkaufften wir unter den Namen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">bougie noire</hi>,</hi> und wurde ehede&#x017F;&#x017F;en die<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">bougie noire</hi>.</hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schu-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0335] Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. warum dieſes Pech (poix graſſe) das wir in Franckreich bereiten, ſtaͤrcker von Geruch ſey, nicht aber dicke gnug, und viel weiſſer, denn das Strasburgiſche, weil wir zu viel Oel und ſchlechten Ter- pentin drunter thun: ja ich halte dafuͤr, daß die Hollaͤnder nichts anders, als was wir Galipot zu neñen pflegen, dazu gebrauchen. Wiewohl es auch von der ſo unterſchiedenen Gegend der Laͤnder herruͤhren kan. Doch ihm ſey, wie ihm wolle, noch dieſes will ich vermel- den, daß man dieſes Pech erwehlen ſolle, welches aufrichtig Hollaͤndiſch Gut iſt, und ſo gelblicht, als moͤglich, ſiehet, das auch nicht voller Waſſer, auch nicht zu fluͤßig iſt. Jn der Artzney wird es etli- cher maſſen gebraucht, denn es ein ſtarck anziehend Mittel, wiewohl auch ein gar beſchwerlich Pflaſter iſt: denn ſo er nur eine kleine weile auf dem Fleiſche oder auf der Haut gelegen, muß man es durchaus drauf liegen laſſen, oder we- nigſtens mit Oele herabbringen. Man bereitet auch mit dem Galipot, wenn er bis zu einer gewiſſen Conſiſtentz und Dicke gekochet worden, was wir poix reſine, Hartzpech zu nennen pfle- gen; jedoch iſt das, was wir verkauf- fen, allein von ſolchem Galipot gemacht, der unter den Baͤumen zuſammen ge- ſuchet worden, und kurtz zu ſagen, gar- ſtig und haͤßlich iſt. Wann es nun ge- ſchmoltzen, wird es in Faͤſſer geſchuͤttet, und ſolche groſſe Stuͤcken oder Taffeln, wie wir ſie ſehen, bis zu 150. Pfund ſchwer daraus gemacht. Das ſchoͤnſte kommt aus Burgund und von Bour- deaux, und muß, wenn es recht ſchoͤn ſeyn ſoll, trucken, gelblicht, und ſoviel nur moͤglich, ohne Waſſer und ohne Sand ſeyn. Hartzpech. Jhrer viele brauchen dieſes Hartz- pech, als da ſind die Blech- und Ku- pferſchmiede, denn ſie ohne daſſelbe un- moͤglich verzinnen koͤnnen. Auch hat es ſeinen Nutzen in der Artzney, und wird zu allerhand Salben und Pfla- ſtern genommen. Man bereitet auch uͤberdiß von dem Galipot, welchen man ſo lange kochen laͤßt, biß er ſchier gar ver- brennet, was wir Arcanſon und bray ſec heiſſen; obgleich alles, was wir verkauf- fen, und von Bayonne und Bour- deaux kommt, nichts anders iſt, als was im Kolben zuruͤcke blieben, nachdem das Oel davon abgezogen worden. Dieſes Pech aber ſoll trucken, durchſichtig und ſoviel als moͤglich, dunckel an der Far- be ſeyn. Arcanſon o- der trucken Pech. Arcanſon/ welches wir unrecht Co- lophonium zu nennen pflegen, hat auch einigen wenigen Nutzen in der Artzney: meiſtentheils aber wird es von unter- ſchiedlichen Handwercken, die ſich ſein bedienen, verbrauchet. Wenn es noch warm, ſchuͤttet man es in geziemende Menge Theer, damit es eine ſchwartze Farbe uͤberkomme: hernach wird es von uns Poix noire, ſchwartz Pech geheiſſen, und zweyer- ley Arten deſſelben verkaufft, die aber nur darinne, daß ſie hart oder weich, unterſchieden ſind. Schwartz Pech. Das beſte und vollkommen gute ſchwartze Pech kommt eben ſowohl, als wie der Theer, aus Norwegen und Schweden/ vornehmlich aber von Stockholm: dieſes, wenn es gebuͤh- rend beſchaffen ſeyn ſoll, muß gleiſſend ſchwartz ſeyn, wenn es in die Sonne ge- ſtellet wird, und mit wenigen zu mel- den, dem Judenpeche, ſoviel nur immer ſeyn kan, gleich kommen. Es wird auch zuweilen in Franckreich dergleichen Pech zugerichtet, allein, man ſage was man will, es iſt doch niemahls ſo ſchoͤn, als wie das Stockholmiſche. Dieſes ſchwartze Pech iſt wegen ſeiner herrlichen Eigenſchafften ſehr ſtarck im Gebrauch, denn es dienet nicht alleine die Schiffe zu calfatern oder zu verpichen, ſondern es wird auch von un- terſchiedenen Profeßionsverwandten gebrauchet, z. E. von Goldſchmieden. Auch hat es ſeinen Nutzen in der Medi- cin; iedoch das wenige, das davon ge- brauchet wird, iſt kaum der Rede werth. Aus dieſem Pech wird ein roͤthlicht Oel uͤber den Helm getrieben, welches ſo wohl wegen ſeiner Vortrefflichkeit, als auch ſeiner herrlichen Eigenſchaff- ten halber Pechoͤl und Pechbalſam genennet worden. Und es iſt ſicherlich ein guter Balſam, deſſen Tugenden, wie man ſaget, des natuͤrlichen Balſams Kraͤften gleich ſind. Pechoͤl und Pechbalſam. Es wird auch geſchmoltzen, und Lun- te darein getaucht, welche man hernach- mahls waltzet und kalt werden laͤßt: dieſe verkaufften wir unter den Namen bougie noire, und wurde ehedeſſen die Schu- bougie noire.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/335
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/335>, abgerufen am 22.11.2024.