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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
Das vier und viertzigste Capitel.
Vom Balsam aus Judea.
[Spaltenumbruch]

DEr Balsam aus Judea, den wir
insgemein Opobalsamum, Egypti-
schen Balsam,
desgleichen Balsam
von groß Cairo
zu nennen pflegen,
derselbe ist ein flüßiges weisses Hartz,
welches im Sommer aus dem Stamme
eines kleinen Bäumleins rinnet, dessen
Siehe Fig. 301.Blätter den Rautenblättern nicht un-
ähnlich sehen: die weissen Blümlein sind
wie Sternlein formiret, aus deren Mit-
ten kleine Beerlein entstehen, die an dem
einen Ende zugespitzt sind, und ein klei-
nes Korn beschliessen.

Diese kleine Frucht, Carpobalsamum,
Balsamfrucht genannt, hänget an klei-
nen Stielgen an den Aesten, und ist an-
fangs grüne, wird aber immer bräuner,
ie mehr es zeitiget.

Sonst war Jericho der eintzige Ort,
allwo der wahrhafte Balsam wuch-
se: seit dem aber der Türcke das gelob-
te Land unter seine Gewalt gebracht,
hat er die Balsambäumlein in seinen
Garten zu Materra bey groß Cairo
versetzen lassen, woselbst sie, so lange der
Balsam laufft, von einem Truppen
Janitscharen bewachet werden.

Ein guter Freund, der zu groß
Cairo
gewesen, hat mich versichert, daß
man diese Bäumlein nicht anders, als
über die Mauern des damit verschlosse-
nen Gartens sehen könte, dann der Ein-
[Spaltenumbruch] tritt würde den Christen verwehret.
Den Balsam selbst an der Stelle zu er-
halten, ist fast ohnmöglich, es sey dann
durch Vermittelung der Gesandten an
die Pforte, die der grosse Herr damit zu
beschencken pflegt, oder durch Hülffe der
Janitscharen, die den Garten bewahren.
Welches dann zu erkennen giebt, daß
der Balsam/ der von etlichen Marckt-
schreyern verkauffet wird, nichts als nur
weisser Peruvianischer Balsam sey, den
sie mit dem stärcksten Weinspiritus, oder
ein und andern distillirten Oele zugerich-
tet haben.

Doch bisweilen findet er sich in grosser
Herren Inventariis: wie dann im Jahr
1687. fast vierzehn Untzen bey der Frau
von Villefarin/
in zweyen blechernen
Flaschen, wie er von Cairo kommt, ge-
funden, und an eine Person verkaufft
wurde, die mir ihn sehen liesse. Wir
befanden ihn gantz harte, goldgelb von
Farbe, und wie Citronen riechend. Nach
diesem hat mir ein guter Freund eine Un-
tze gegeben, die er selber von Cairo mit
gebracht, woselbst er sie von einem Bas-
sa von Adrianopel bekommen: dersel-
be ist so ziemlich dicke, bald wie der Ter-
pentin von Chio, und hat obgemeldten
Geruch: denn dieser ist das eigentliche
Kennzeichen seiner Güte.

[Ende Spaltensatz]
Das fünff und viertzigste Capitel.
Von der Balsamfrucht.
[Spaltenumbruch]

CArpobalsamum sind, wie schon erwäh-
net, die kleinen Beeren des Bal-
sambäumleins,
welche, wenn sie ge-
bührend beschaffen seyn sollen, frisch
seyn, und einen gewürtzhaften Ge-
schmack nebst einem annehmlichen Ge-
ruch haben müssen, absonderlich, wenn
sie noch neu sind. Sie werden etwas
[Spaltenumbruch] weniges zur Artzney gebraucht, iedoch
nur meistentheils zum Theriac, da sie
dann keiner andern Bereitung von nö-
then haben, wenn sie nur, wie erst ge-
meldet, ausgelesen, und von den ledigen
Hülsen, Stielen und wurmstichichten
Beeren gesaubert werden.

[Ende Spaltensatz]
Das sechs und viertzigste Capitel.
Vom Balsamholtz.
[Spaltenumbruch]

XYlobalsamum sind der Stamm und
die von Blättern und Früchten ent-
blöseten Aeste des Balsambäumleins,
die uns in kleinen Bündlein von Cairo
nach Marseille übersendet werden.
Und dieses kömmt daher, daß man die
Balsambäumlein alle Jahre, als wie
[Spaltenumbruch] bey uns die Weinstöcke, beschneidet;
die Türcken aber wollen lieber etwas
draus lösen, als sie verbrennen.

Man soll das Balsamholtz erweh-
len, wenn es kleine Rüthlein voller Kno-
ten sind, mit einer röthlichten Rinde
überzogen: das Holtz muß inwendig weiß

sehen/
C c 3
Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
Das vier und viertzigſte Capitel.
Vom Balſam aus Judea.
[Spaltenumbruch]

DEr Balſam aus Judea, den wir
insgemein Opobalſamum, Egypti-
ſchen Balſam,
desgleichen Balſam
von groß Cairo
zu nennen pflegen,
derſelbe iſt ein fluͤßiges weiſſes Hartz,
welches im Sommer aus dem Stamme
eines kleinen Baͤumleins rinnet, deſſen
Siehe Fig. 301.Blaͤtter den Rautenblaͤttern nicht un-
aͤhnlich ſehen: die weiſſen Bluͤmlein ſind
wie Sternlein formiret, aus deren Mit-
ten kleine Beerlein entſtehen, die an dem
einen Ende zugeſpitzt ſind, und ein klei-
nes Korn beſchlieſſen.

Dieſe kleine Frucht, Carpobalſamum,
Balſamfrucht genañt, haͤnget an klei-
nen Stielgen an den Aeſten, und iſt an-
fangs gruͤne, wird aber immer braͤuner,
ie mehr es zeitiget.

Sonſt war Jericho der eintzige Ort,
allwo der wahrhafte Balſam wuch-
ſe: ſeit dem aber der Tuͤrcke das gelob-
te Land unter ſeine Gewalt gebracht,
hat er die Balſambaͤumlein in ſeinen
Garten zu Materra bey groß Cairo
verſetzen laſſen, woſelbſt ſie, ſo lange der
Balſam laufft, von einem Truppen
Janitſcharen bewachet werden.

Ein guter Freund, der zu groß
Cairo
geweſen, hat mich verſichert, daß
man dieſe Baͤumlein nicht anders, als
uͤber die Mauern des damit verſchloſſe-
nen Gartens ſehen koͤnte, dann der Ein-
[Spaltenumbruch] tritt wuͤrde den Chriſten verwehret.
Den Balſam ſelbſt an der Stelle zu er-
halten, iſt faſt ohnmoͤglich, es ſey dann
durch Vermittelung der Geſandten an
die Pforte, die der groſſe Herr damit zu
beſchencken pflegt, oder durch Huͤlffe der
Janitſcharen, die den Garten bewahren.
Welches dann zu erkennen giebt, daß
der Balſam/ der von etlichen Marckt-
ſchreyern verkauffet wird, nichts als nur
weiſſer Peruvianiſcher Balſam ſey, den
ſie mit dem ſtaͤrckſten Weinſpiritus, oder
ein und andern diſtillirten Oele zugerich-
tet haben.

Doch bisweilen findet er ſich in groſſer
Herren Inventariis: wie dann im Jahr
1687. faſt vierzehn Untzen bey der Frau
von Villefarin/
in zweyen blechernen
Flaſchen, wie er von Cairo kommt, ge-
funden, und an eine Perſon verkaufft
wurde, die mir ihn ſehen lieſſe. Wir
befanden ihn gantz harte, goldgelb von
Farbe, und wie Citronen riechend. Nach
dieſem hat mir ein guter Freund eine Un-
tze gegeben, die er ſelber von Cairo mit
gebracht, woſelbſt er ſie von einem Baſ-
ſa von Adrianopel bekommen: derſel-
be iſt ſo ziemlich dicke, bald wie der Ter-
pentin von Chio, und hat obgemeldten
Geruch: denn dieſer iſt das eigentliche
Kennzeichen ſeiner Guͤte.

[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnff und viertzigſte Capitel.
Von der Balſamfrucht.
[Spaltenumbruch]

CArpobalſamum ſind, wie ſchon erwaͤh-
net, die kleinen Beeren des Bal-
ſambaͤumleins,
welche, wenn ſie ge-
buͤhrend beſchaffen ſeyn ſollen, friſch
ſeyn, und einen gewuͤrtzhaften Ge-
ſchmack nebſt einem annehmlichen Ge-
ruch haben muͤſſen, abſonderlich, wenn
ſie noch neu ſind. Sie werden etwas
[Spaltenumbruch] weniges zur Artzney gebraucht, iedoch
nur meiſtentheils zum Theriac, da ſie
dann keiner andern Bereitung von noͤ-
then haben, wenn ſie nur, wie erſt ge-
meldet, ausgeleſen, und von den ledigen
Huͤlſen, Stielen und wurmſtichichten
Beeren geſaubert werden.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechs und viertzigſte Capitel.
Vom Balſamholtz.
[Spaltenumbruch]

XYlobalſamum ſind der Stamm und
die von Blaͤttern und Fruͤchten ent-
bloͤſeten Aeſte des Balſambaͤumleins,
die uns in kleinen Buͤndlein von Cairo
nach Marſeille uͤberſendet werden.
Und dieſes koͤmmt daher, daß man die
Balſambaͤumlein alle Jahre, als wie
[Spaltenumbruch] bey uns die Weinſtoͤcke, beſchneidet;
die Tuͤrcken aber wollen lieber etwas
draus loͤſen, als ſie verbrennen.

Man ſoll das Balſamholtz erweh-
len, wenn es kleine Ruͤthlein voller Kno-
ten ſind, mit einer roͤthlichten Rinde
uͤberzogẽ: das Holtz muß inwendig weiß

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/323>, abgerufen am 21.11.2024.