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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] labrien und Sicilien, doch vornehmlich
zu Gallipoli auf dem Berge S. An-
gelo/
und zu Tolfa, von dannen schier
alle Manna, welche wir verkauffen,
gebracht wird.

Allerhand
Sorten
Manna.

Wir verkauffen aber vielerley Man-
na
unter dem Titel der Calabrischen.
Die erste und beste ist die Manna vom
Berge S. Angelo
: doch ist das ver-
drüßlichste, daß sie insgemein schmiericht
ist, und wird deshalben von den Leuten,
die sich nicht drauf verstehen, wenig be-
gehret.

Die andere ist die aus Sizilien und
insgemein weiß, trucken und in Töpfen,
iedoch auch mehrentheils voll Feigen
und Maronen.

Die dritte und schlechteste ist die von
Tolfa/ die wir, obschon unrecht, Man-
na von Brianson
nennen: sie ist tru-
cken, bleich, sandicht und sehr zerbrö-
ckelt.

Diß sind also mit wenigen, die drey
Sorten Manna, die wir verkauffen,
und die in Franckreich und zu Paris
ordentlich gesehen werden: daß man
also alle die Fabeln, welche sowohl alte
als neue Scribenten von dem Ursprunge
der Manna, und denen Orten, wo sie,
ihrem Vorgeben nach, wachsen soll, zu
erzehlen wissen, nicht glauben darff:
denn es ist gewiß genug, daß alle Arten
der Manna, die wir vertreiben, von ob-
benamten Orten kommen. Was aber
die Gestalt und Figuren, die sich an der
Manna, die wir verthun, befinden, da
sage ich, daß diejenige Manna, welche
wie Tropfen oder Zähren siehet, am mei-
sten geachtet werde, sowohl, weil sie
viel weisser, und auch wohlgeschmackter
ist, auch nicht garstig, und sich dahero
wohl verkauffen läßt. Weil nun auch
Manna von einer ausserordentlichen
Dicke und Länge sich findet, hat solches
einem und dem andern Anlaß gegeben,
zu sagen, sie sey verfälschet, welches ich
ihnen zu Gefallen mit geglaubet hätte,
dafern ich mich der Wahrheit nicht bes-
ser erkundiget.

Diesemnach kan man ihm zur Nach-
richt dienen lassen, daß es allerdings na-
türliche Manna in Tropfen
gebe;
daß selbige aber so groß, so dicke und so
lang sind, verursachet, daß die Einwoh-
ner selbiger Orten, wenn sie den Stamm
oder die dicken Aeste der Eschenbäume
[Spaltenumbruch] aufgeritzet, Strohhalmen oder Reißlein
von Holtz in die Ritzen stecken, daran
lauft die Manna herab, gerinnet und
wird zu längern oder dickern Tropfen,
nachdem nämlich die Hälmlein oder
Höltzlein lang gewesen, und der Baum
viel oder wenig Saft gegeben. Es ist die-
ses gantz gewiß, massen ich einen solchen
Mannatropfen oder Thräne habe, wel-
che des halben Fusses lang und so dicke ist,
als eines Kindes Faust; sie haftet an ei-
nem Halme. Auch habe ich andere klei-
ne Stücken mehr an kleinern Stroh-
halmen.

Hier möchte man mir einwerffen,
eben dieses sey das Zeichen, daß sie, die
Manna, nachgemachet, und auf die
Höltzlein und Hälmlein geleget worden,
damit sie eine solche Gestalt überkäme:
doch ich gebe zur Antwort, daß ich es von
einer glaubwürdigen Person vernom-
men; zudem so ist es ja natürlich und
so thulich, daß niemand verständiges
daran zweifeln wird, da überdiß unmög-
lich ist, daß man so schöne Manna, als
wir zu verkauffen haben, bereiten möge.

Dieses will ich wohl sagen, daß mich
ihrer etliche versichern wollen, wie daß
die Juden zu Livorno dermassen abge-
richtet wären, und die Manna derge-
stalt zuzurichten und nachzumachen wü-
sten, daß sie bey nahe eben so schön sey,
als diejenige, welche natürlicher Weise
aus den Bäumen rinnet. Jch kan auch
versichern, daß ich ihrer selbst verfertiget
habe, allein, sie ist schwer, gantz bleich,
und von den andern Sorten, die wir
verkauffen, gantz und gar unterschieden,
wiewohl solches auch von meiner Uner-
fahrenheit herrühren könte.

Jmmittelst will ich vermelden, daß
die Manna in gedachten Ländern, im
Monat Junius, Julius und August ge-
sammlet werde, und daß das Wetter
nothwendig schön und trucken seyn müs-
se. Denn so bald es regnet oder feuchte
Wetter ist, fällt die Manna/ welche oh-
nedem flüßig, wenn sie aus dem Baume
kommt, und die Sonne sie nicht stracks
dicke macht, herab und verdirbet. Die-
ser Unfall, der der Manna begegnet, ist
Ursach, daß die Manna bald theuer,
bald wohlfeiler ist, nachdem nämlich die
Jahre trucken oder feuchte gewesen.

Man erwehle demnach die Manna,
es mögen grosse oder kleine Stücken

seyn,

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] labrien und Sicilien, doch vornehmlich
zu Gallipoli auf dem Berge S. An-
gelo/
und zu Tolfa, von dannen ſchier
alle Manna, welche wir verkauffen,
gebracht wird.

Allerhand
Sorten
Manna.

Wir verkauffen aber vielerley Man-
na
unter dem Titel der Calabriſchen.
Die erſte und beſte iſt die Manna vom
Berge S. Angelo
: doch iſt das ver-
druͤßlichſte, daß ſie insgemein ſchmiericht
iſt, und wird deshalben von den Leuten,
die ſich nicht drauf verſtehen, wenig be-
gehret.

Die andere iſt die aus Sizilien und
insgemein weiß, trucken und in Toͤpfen,
iedoch auch mehrentheils voll Feigen
und Maronen.

Die dritte und ſchlechteſte iſt die von
Tolfa/ die wir, obſchon unrecht, Man-
na von Brianſon
nennen: ſie iſt tru-
cken, bleich, ſandicht und ſehr zerbroͤ-
ckelt.

Diß ſind alſo mit wenigen, die drey
Sorten Manna, die wir verkauffen,
und die in Franckreich und zu Paris
ordentlich geſehen werden: daß man
alſo alle die Fabeln, welche ſowohl alte
als neue Scribenten von dem Urſprunge
der Manna, und denen Orten, wo ſie,
ihrem Vorgeben nach, wachſen ſoll, zu
erzehlen wiſſen, nicht glauben darff:
denn es iſt gewiß genug, daß alle Arten
der Manna, die wir vertreiben, von ob-
benamten Orten kommen. Was aber
die Geſtalt und Figuren, die ſich an der
Manna, die wir verthun, befinden, da
ſage ich, daß diejenige Manna, welche
wie Tropfen oder Zaͤhren ſiehet, am mei-
ſten geachtet werde, ſowohl, weil ſie
viel weiſſer, und auch wohlgeſchmackter
iſt, auch nicht garſtig, und ſich dahero
wohl verkauffen laͤßt. Weil nun auch
Manna von einer auſſerordentlichen
Dicke und Laͤnge ſich findet, hat ſolches
einem und dem andern Anlaß gegeben,
zu ſagen, ſie ſey verfaͤlſchet, welches ich
ihnen zu Gefallen mit geglaubet haͤtte,
dafern ich mich der Wahrheit nicht beſ-
ſer erkundiget.

Dieſemnach kan man ihm zur Nach-
richt dienen laſſen, daß es allerdings na-
tuͤrliche Manna in Tropfen
gebe;
daß ſelbige aber ſo groß, ſo dicke und ſo
lang ſind, verurſachet, daß die Einwoh-
ner ſelbiger Orten, wenn ſie den Stam̃
oder die dicken Aeſte der Eſchenbaͤume
[Spaltenumbruch] aufgeritzet, Strohhalmen oder Reißlein
von Holtz in die Ritzen ſtecken, daran
lauft die Manna herab, gerinnet und
wird zu laͤngern oder dickern Tropfen,
nachdem naͤmlich die Haͤlmlein oder
Hoͤltzlein lang geweſen, und der Baum
viel oder wenig Saft gegeben. Es iſt die-
ſes gantz gewiß, maſſen ich einen ſolchen
Mannatropfen oder Thraͤne habe, wel-
che des halben Fuſſes lang und ſo dicke iſt,
als eines Kindes Fauſt; ſie haftet an ei-
nem Halme. Auch habe ich andere klei-
ne Stuͤcken mehr an kleinern Stroh-
halmen.

Hier moͤchte man mir einwerffen,
eben dieſes ſey das Zeichen, daß ſie, die
Manna, nachgemachet, und auf die
Hoͤltzlein und Haͤlmlein geleget worden,
damit ſie eine ſolche Geſtalt uͤberkaͤme:
doch ich gebe zur Antwort, daß ich es von
einer glaubwuͤrdigen Perſon vernom-
men; zudem ſo iſt es ja natuͤrlich und
ſo thulich, daß niemand verſtaͤndiges
daran zweifeln wird, da uͤberdiß unmoͤg-
lich iſt, daß man ſo ſchoͤne Manna, als
wir zu verkauffen haben, bereiten moͤge.

Dieſes will ich wohl ſagen, daß mich
ihrer etliche verſichern wollen, wie daß
die Juden zu Livorno dermaſſen abge-
richtet waͤren, und die Manna derge-
ſtalt zuzurichten und nachzumachen wuͤ-
ſten, daß ſie bey nahe eben ſo ſchoͤn ſey,
als diejenige, welche natuͤrlicher Weiſe
aus den Baͤumen rinnet. Jch kan auch
verſichern, daß ich ihrer ſelbſt verfertiget
habe, allein, ſie iſt ſchwer, gantz bleich,
und von den andern Sorten, die wir
verkauffen, gantz und gar unterſchieden,
wiewohl ſolches auch von meiner Uner-
fahrenheit herruͤhren koͤnte.

Jmmittelſt will ich vermelden, daß
die Manna in gedachten Laͤndern, im
Monat Junius, Julius und Auguſt ge-
ſammlet werde, und daß das Wetter
nothwendig ſchoͤn und trucken ſeyn muͤſ-
ſe. Denn ſo bald es regnet oder feuchte
Wetter iſt, faͤllt die Manna/ welche oh-
nedem fluͤßig, wenn ſie aus dem Baume
kommt, und die Sonne ſie nicht ſtracks
dicke macht, herab und verdirbet. Die-
ſer Unfall, der der Manna begegnet, iſt
Urſach, daß die Manna bald theuer,
bald wohlfeiler iſt, nachdem naͤmlich die
Jahre trucken oder feuchte geweſen.

Man erwehle demnach die Manna,
es moͤgen groſſe oder kleine Stuͤcken

ſeyn,
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[0288] Der Spezereyen und Materialien labrien und Sicilien, doch vornehmlich zu Gallipoli auf dem Berge S. An- gelo/ und zu Tolfa, von dannen ſchier alle Manna, welche wir verkauffen, gebracht wird. Wir verkauffen aber vielerley Man- na unter dem Titel der Calabriſchen. Die erſte und beſte iſt die Manna vom Berge S. Angelo: doch iſt das ver- druͤßlichſte, daß ſie insgemein ſchmiericht iſt, und wird deshalben von den Leuten, die ſich nicht drauf verſtehen, wenig be- gehret. Die andere iſt die aus Sizilien und insgemein weiß, trucken und in Toͤpfen, iedoch auch mehrentheils voll Feigen und Maronen. Die dritte und ſchlechteſte iſt die von Tolfa/ die wir, obſchon unrecht, Man- na von Brianſon nennen: ſie iſt tru- cken, bleich, ſandicht und ſehr zerbroͤ- ckelt. Diß ſind alſo mit wenigen, die drey Sorten Manna, die wir verkauffen, und die in Franckreich und zu Paris ordentlich geſehen werden: daß man alſo alle die Fabeln, welche ſowohl alte als neue Scribenten von dem Urſprunge der Manna, und denen Orten, wo ſie, ihrem Vorgeben nach, wachſen ſoll, zu erzehlen wiſſen, nicht glauben darff: denn es iſt gewiß genug, daß alle Arten der Manna, die wir vertreiben, von ob- benamten Orten kommen. Was aber die Geſtalt und Figuren, die ſich an der Manna, die wir verthun, befinden, da ſage ich, daß diejenige Manna, welche wie Tropfen oder Zaͤhren ſiehet, am mei- ſten geachtet werde, ſowohl, weil ſie viel weiſſer, und auch wohlgeſchmackter iſt, auch nicht garſtig, und ſich dahero wohl verkauffen laͤßt. Weil nun auch Manna von einer auſſerordentlichen Dicke und Laͤnge ſich findet, hat ſolches einem und dem andern Anlaß gegeben, zu ſagen, ſie ſey verfaͤlſchet, welches ich ihnen zu Gefallen mit geglaubet haͤtte, dafern ich mich der Wahrheit nicht beſ- ſer erkundiget. Dieſemnach kan man ihm zur Nach- richt dienen laſſen, daß es allerdings na- tuͤrliche Manna in Tropfen gebe; daß ſelbige aber ſo groß, ſo dicke und ſo lang ſind, verurſachet, daß die Einwoh- ner ſelbiger Orten, wenn ſie den Stam̃ oder die dicken Aeſte der Eſchenbaͤume aufgeritzet, Strohhalmen oder Reißlein von Holtz in die Ritzen ſtecken, daran lauft die Manna herab, gerinnet und wird zu laͤngern oder dickern Tropfen, nachdem naͤmlich die Haͤlmlein oder Hoͤltzlein lang geweſen, und der Baum viel oder wenig Saft gegeben. Es iſt die- ſes gantz gewiß, maſſen ich einen ſolchen Mannatropfen oder Thraͤne habe, wel- che des halben Fuſſes lang und ſo dicke iſt, als eines Kindes Fauſt; ſie haftet an ei- nem Halme. Auch habe ich andere klei- ne Stuͤcken mehr an kleinern Stroh- halmen. Hier moͤchte man mir einwerffen, eben dieſes ſey das Zeichen, daß ſie, die Manna, nachgemachet, und auf die Hoͤltzlein und Haͤlmlein geleget worden, damit ſie eine ſolche Geſtalt uͤberkaͤme: doch ich gebe zur Antwort, daß ich es von einer glaubwuͤrdigen Perſon vernom- men; zudem ſo iſt es ja natuͤrlich und ſo thulich, daß niemand verſtaͤndiges daran zweifeln wird, da uͤberdiß unmoͤg- lich iſt, daß man ſo ſchoͤne Manna, als wir zu verkauffen haben, bereiten moͤge. Dieſes will ich wohl ſagen, daß mich ihrer etliche verſichern wollen, wie daß die Juden zu Livorno dermaſſen abge- richtet waͤren, und die Manna derge- ſtalt zuzurichten und nachzumachen wuͤ- ſten, daß ſie bey nahe eben ſo ſchoͤn ſey, als diejenige, welche natuͤrlicher Weiſe aus den Baͤumen rinnet. Jch kan auch verſichern, daß ich ihrer ſelbſt verfertiget habe, allein, ſie iſt ſchwer, gantz bleich, und von den andern Sorten, die wir verkauffen, gantz und gar unterſchieden, wiewohl ſolches auch von meiner Uner- fahrenheit herruͤhren koͤnte. Jmmittelſt will ich vermelden, daß die Manna in gedachten Laͤndern, im Monat Junius, Julius und Auguſt ge- ſammlet werde, und daß das Wetter nothwendig ſchoͤn und trucken ſeyn muͤſ- ſe. Denn ſo bald es regnet oder feuchte Wetter iſt, faͤllt die Manna/ welche oh- nedem fluͤßig, wenn ſie aus dem Baume kommt, und die Sonne ſie nicht ſtracks dicke macht, herab und verdirbet. Die- ſer Unfall, der der Manna begegnet, iſt Urſach, daß die Manna bald theuer, bald wohlfeiler iſt, nachdem naͤmlich die Jahre trucken oder feuchte geweſen. Man erwehle demnach die Manna, es moͤgen groſſe oder kleine Stuͤcken ſeyn,

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/288>, abgerufen am 24.11.2024.