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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ben müssen auf die Einballirung sehen:
denn die von Aleppo kommen, sind in
langen schmalen Ballen, die von Tri-
poli
aber in kurtzen und dicken, und das
Tuch, das drum geschlagen, ist insge-
mein streifficht. Dieses melde ich des-
wegen, weil die von Tripoli weit gerin-
ger sind, denn die von Aleppo. Auch
mag man sich vorsehen, daß sie nicht voll
Staub und Unrath sind, denn wir schier
keine Waare haben, darunter so viel
Wust und Unflath von Eichen zu fin-
den.

Jn Türckey wächst auf einer Gat-
tung Eichen eine Frucht, in Grösse einer
[Spaltenumbruch] kleinen Nuß, welche die Türcken Baz-
gendge
nennen; deren Figur bey denenSiehe Fig. 271.
Eicheln zu besehen. Jn Levante, son-
derlich zu Aleppo nehmen sie 100.
Pfund Conzenille, die sie Cormeti nen-
nen,
50. Quintlein Bazgendge, und 50.
Quintlein Weinstein: dieses alles stos-
sen sie zu Pulver, und machen einen
wunderschönen Scharlach daraus. Al-
lein in Franckreich ist diese Frucht über-
aus rar, und wird deshalben gar nicht
gebrauchet, ja wann auch schon zuwei-
len die Bazgendge unter dem Gallus
sich befindet, wird sie dennoch ausge-
worffen, dieweil man sie nicht kennet.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und siebentzigste Capitel.
Vom Lerchenschwamm.
[Spaltenumbruch]

AGaricus, der Lerchenschwamm, ist
ein Auswurff oder excrescentz, so an
den Stämmen und dicken Aesten unter-
schiedener Bäume zu befinden, sonder-
lich an dem Lerchenbaum, auf Fran-
tzösisch Melasse, im Latein Larix genannt;
wie auch an etlichen Eichen. Doch ist
der erste der beste, und muß weiß, leicht
und zart seyn, bitter schmecken, sich in-
gleichen leichtlich zerbrechen lassen. Die
Alten nenneten diese Art das Weiblein:
dann der, welchen sie das Männlein
nenneten, ist insgemein schwer, gelblicht
und holtzicht, soll dannenhero durchaus
nicht zur Artzney gebrauchet werden.
Also nun sage ich, der gute Agaricus müs-
se, wie erst gedacht, beschaffen seyn, und
wahrhaftig aus Levante/ sintemahl er
weit vollkommener ist, als der, den uns
die Savoyer aus Savoyen und dem
Delphinat bringen. Auch bringen sie
ihn aus Holland; allein der ist mit der
Raspel überfahren, und mit Kreide
weiß gemacht, soll dannenhero ebenfalls
ausgeworffen werden, und kan man
ihn an seiner weissen Farbe, wenigem
Gewichte, und daß er sich gerne zerrei-
[Spaltenumbruch] ben läßt, erkennen. Hingegen brau-
chen ihn die Färber desto häuffiger zum
schwartzfärben, wie dann, welches gar
wenigen dürffte bewust seyn, wir nicht
gar zu viel Waaren haben, es mögen
gleich Samen, Wurtzeln, Höltzer, Rin-
den, Blätter, Blumen, Gummata, Säf-
te, Thiere oder derselben Theile, Foßili-
en, oder solche Sachen, die aus der Erde
gegraben werden, ja auch Chymische
Dinge seyn, derer sich die Färber nicht
solten wissen zu bedienen: welches auch
Ursach ist, daß eine so grosse Menge Waa-
ren nach Franckreich gebracht wird.
Wäre sonst niemand, der mehr Mate-
rialien verthäte, als die zur Artzney ge-
brauchet werden, würde ein eintziger
Materialiste alle Medicos, Apothecker
und Wundärtzte, samt allen andern, die
sich drein mengen, zur Gnüge versehen
können, und solches ohne sonderbare
grosse Bemühung.

Der Agaricus von Eichen sieht
insgemein röthlich und ist schwer: die-
weil er demnach wenig taug, derohal-
ben mag ich auch gar nichts von ihm
vermelden.

[Ende Spaltensatz]
Das achtzigste Capitel.
Von der Confectione Hamech.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der Agaricus unter diese
Composition kommt, welche wir
nebst der de Hyacintho und Alkermes,
dem Theriac und Mithridat von Mont-
pellier
bringen lassen, als habe für gut
erachtet, allhier davon zu handeln, an-
bey auch die Beschreibung, welche für
[Spaltenumbruch] die richtigste gehalten wird, und aus der
Pharmacopoea des Herrn Charras ge-
nommen ist, mit anzuführen. Dieses
aber soll nicht hindern, daß ein anderer
denen Büchern, die von der Apothecker-
kunst handeln, oder denen Verordnun-
gen der Stadt Paris und anderer feinen

Städte

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ben muͤſſen auf die Einballirung ſehen:
denn die von Aleppo kommen, ſind in
langen ſchmalen Ballen, die von Tri-
poli
aber in kurtzen und dicken, und das
Tuch, das drum geſchlagen, iſt insge-
mein ſtreifficht. Dieſes melde ich des-
wegen, weil die von Tripoli weit gerin-
ger ſind, denn die von Aleppo. Auch
mag man ſich vorſehen, daß ſie nicht voll
Staub und Unrath ſind, denn wir ſchier
keine Waare haben, darunter ſo viel
Wuſt und Unflath von Eichen zu fin-
den.

Jn Tuͤrckey waͤchſt auf einer Gat-
tung Eichen eine Frucht, in Groͤſſe einer
[Spaltenumbruch] kleinen Nuß, welche die Tuͤrcken Baz-
gendge
nennen; deren Figur bey denenSiehe Fig. 271.
Eicheln zu beſehen. Jn Levante, ſon-
derlich zu Aleppo nehmen ſie 100.
Pfund Conzenille, die ſie Cormeti nen-
nen,
50. Quintlein Bazgendge, und 50.
Quintlein Weinſtein: dieſes alles ſtoſ-
ſen ſie zu Pulver, und machen einen
wunderſchoͤnen Scharlach daraus. Al-
lein in Franckreich iſt dieſe Frucht uͤber-
aus rar, und wird deshalben gar nicht
gebrauchet, ja wann auch ſchon zuwei-
len die Bazgendge unter dem Gallus
ſich befindet, wird ſie dennoch ausge-
worffen, dieweil man ſie nicht kennet.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und ſiebentzigſte Capitel.
Vom Lerchenſchwamm.
[Spaltenumbruch]

AGaricus, der Lerchenſchwamm, iſt
ein Auswurff oder excreſcentz, ſo an
den Staͤmmen und dicken Aeſten unter-
ſchiedener Baͤume zu befinden, ſonder-
lich an dem Lerchenbaum, auf Fran-
tzoͤſiſch Melaſſe, im Latein Larix genannt;
wie auch an etlichen Eichen. Doch iſt
der erſte der beſte, und muß weiß, leicht
und zart ſeyn, bitter ſchmecken, ſich in-
gleichen leichtlich zerbrechen laſſen. Die
Alten nenneten dieſe Art das Weiblein:
dann der, welchen ſie das Maͤnnlein
nenneten, iſt insgemein ſchwer, gelblicht
und holtzicht, ſoll dannenhero durchaus
nicht zur Artzney gebrauchet werden.
Alſo nun ſage ich, der gute Agaricus muͤſ-
ſe, wie erſt gedacht, beſchaffen ſeyn, und
wahrhaftig aus Levante/ ſintemahl er
weit vollkommener iſt, als der, den uns
die Savoyer aus Savoyen und dem
Delphinat bringen. Auch bringen ſie
ihn aus Holland; allein der iſt mit der
Raſpel uͤberfahren, und mit Kreide
weiß gemacht, ſoll dannenhero ebenfalls
ausgeworffen werden, und kan man
ihn an ſeiner weiſſen Farbe, wenigem
Gewichte, und daß er ſich gerne zerrei-
[Spaltenumbruch] ben laͤßt, erkennen. Hingegen brau-
chen ihn die Faͤrber deſto haͤuffiger zum
ſchwartzfaͤrben, wie dann, welches gar
wenigen duͤrffte bewuſt ſeyn, wir nicht
gar zu viel Waaren haben, es moͤgen
gleich Samen, Wurtzeln, Hoͤltzer, Rin-
den, Blaͤtter, Blumen, Gummata, Saͤf-
te, Thiere oder derſelben Theile, Foßili-
en, oder ſolche Sachen, die aus der Erde
gegraben werden, ja auch Chymiſche
Dinge ſeyn, derer ſich die Faͤrber nicht
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Urſach iſt, daß eine ſo gꝛoſſe Menge Waa-
ren nach Franckreich gebracht wird.
Waͤre ſonſt niemand, der mehr Mate-
rialien verthaͤte, als die zur Artzney ge-
brauchet werden, wuͤrde ein eintziger
Materialiſte alle Medicos, Apothecker
und Wundaͤrtzte, ſamt allen andern, die
ſich drein mengen, zur Gnuͤge verſehen
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groſſe Bemuͤhung.

Der Agaricus von Eichen ſieht
insgemein roͤthlich und iſt ſchwer: die-
weil er demnach wenig taug, derohal-
ben mag ich auch gar nichts von ihm
vermelden.

[Ende Spaltensatz]
Das achtzigſte Capitel.
Von der Confectione Hamech.
[Spaltenumbruch]

DJeweil der Agaricus unter dieſe
Compoſition kommt, welche wir
nebſt der de Hyacintho und Alkermes,
dem Theriac und Mithridat von Mont-
pellier
bringen laſſen, als habe fuͤr gut
erachtet, allhier davon zu handeln, an-
bey auch die Beſchreibung, welche fuͤr
[Spaltenumbruch] die richtigſte gehalten wird, und aus der
Pharmacopœa des Herrn Charras ge-
nommen iſt, mit anzufuͤhren. Dieſes
aber ſoll nicht hindern, daß ein anderer
denen Buͤchern, die von der Apothecker-
kunſt handeln, oder denen Verordnun-
gen der Stadt Paris und anderer feinen

Staͤdte
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[0280] Der Spezereyen und Materialien ben muͤſſen auf die Einballirung ſehen: denn die von Aleppo kommen, ſind in langen ſchmalen Ballen, die von Tri- poli aber in kurtzen und dicken, und das Tuch, das drum geſchlagen, iſt insge- mein ſtreifficht. Dieſes melde ich des- wegen, weil die von Tripoli weit gerin- ger ſind, denn die von Aleppo. Auch mag man ſich vorſehen, daß ſie nicht voll Staub und Unrath ſind, denn wir ſchier keine Waare haben, darunter ſo viel Wuſt und Unflath von Eichen zu fin- den. Jn Tuͤrckey waͤchſt auf einer Gat- tung Eichen eine Frucht, in Groͤſſe einer kleinen Nuß, welche die Tuͤrcken Baz- gendge nennen; deren Figur bey denen Eicheln zu beſehen. Jn Levante, ſon- derlich zu Aleppo nehmen ſie 100. Pfund Conzenille, die ſie Cormeti nen- nen, 50. Quintlein Bazgendge, und 50. Quintlein Weinſtein: dieſes alles ſtoſ- ſen ſie zu Pulver, und machen einen wunderſchoͤnen Scharlach daraus. Al- lein in Franckreich iſt dieſe Frucht uͤber- aus rar, und wird deshalben gar nicht gebrauchet, ja wann auch ſchon zuwei- len die Bazgendge unter dem Gallus ſich befindet, wird ſie dennoch ausge- worffen, dieweil man ſie nicht kennet. Siehe Fig. 271. Das neun und ſiebentzigſte Capitel. Vom Lerchenſchwamm. AGaricus, der Lerchenſchwamm, iſt ein Auswurff oder excreſcentz, ſo an den Staͤmmen und dicken Aeſten unter- ſchiedener Baͤume zu befinden, ſonder- lich an dem Lerchenbaum, auf Fran- tzoͤſiſch Melaſſe, im Latein Larix genannt; wie auch an etlichen Eichen. Doch iſt der erſte der beſte, und muß weiß, leicht und zart ſeyn, bitter ſchmecken, ſich in- gleichen leichtlich zerbrechen laſſen. Die Alten nenneten dieſe Art das Weiblein: dann der, welchen ſie das Maͤnnlein nenneten, iſt insgemein ſchwer, gelblicht und holtzicht, ſoll dannenhero durchaus nicht zur Artzney gebrauchet werden. Alſo nun ſage ich, der gute Agaricus muͤſ- ſe, wie erſt gedacht, beſchaffen ſeyn, und wahrhaftig aus Levante/ ſintemahl er weit vollkommener iſt, als der, den uns die Savoyer aus Savoyen und dem Delphinat bringen. Auch bringen ſie ihn aus Holland; allein der iſt mit der Raſpel uͤberfahren, und mit Kreide weiß gemacht, ſoll dannenhero ebenfalls ausgeworffen werden, und kan man ihn an ſeiner weiſſen Farbe, wenigem Gewichte, und daß er ſich gerne zerrei- ben laͤßt, erkennen. Hingegen brau- chen ihn die Faͤrber deſto haͤuffiger zum ſchwartzfaͤrben, wie dann, welches gar wenigen duͤrffte bewuſt ſeyn, wir nicht gar zu viel Waaren haben, es moͤgen gleich Samen, Wurtzeln, Hoͤltzer, Rin- den, Blaͤtter, Blumen, Gummata, Saͤf- te, Thiere oder derſelben Theile, Foßili- en, oder ſolche Sachen, die aus der Erde gegraben werden, ja auch Chymiſche Dinge ſeyn, derer ſich die Faͤrber nicht ſolten wiſſen zu bedienen: welches auch Urſach iſt, daß eine ſo gꝛoſſe Menge Waa- ren nach Franckreich gebracht wird. Waͤre ſonſt niemand, der mehr Mate- rialien verthaͤte, als die zur Artzney ge- brauchet werden, wuͤrde ein eintziger Materialiſte alle Medicos, Apothecker und Wundaͤrtzte, ſamt allen andern, die ſich drein mengen, zur Gnuͤge verſehen koͤnnen, und ſolches ohne ſonderbare groſſe Bemuͤhung. Der Agaricus von Eichen ſieht insgemein roͤthlich und iſt ſchwer: die- weil er demnach wenig taug, derohal- ben mag ich auch gar nichts von ihm vermelden. Das achtzigſte Capitel. Von der Confectione Hamech. DJeweil der Agaricus unter dieſe Compoſition kommt, welche wir nebſt der de Hyacintho und Alkermes, dem Theriac und Mithridat von Mont- pellier bringen laſſen, als habe fuͤr gut erachtet, allhier davon zu handeln, an- bey auch die Beſchreibung, welche fuͤr die richtigſte gehalten wird, und aus der Pharmacopœa des Herrn Charras ge- nommen iſt, mit anzufuͤhren. Dieſes aber ſoll nicht hindern, daß ein anderer denen Buͤchern, die von der Apothecker- kunſt handeln, oder denen Verordnun- gen der Stadt Paris und anderer feinen Staͤdte

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/280>, abgerufen am 24.11.2024.