Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
man sie 14. Tage oder drey Wochen ander Luft trocknen. Wann dieses ge- schehen, werden alle Blätter von den Stengeln abgerissen, und darauf, nach- dem die Ribben, die mitten durch die Blätter hinlauffen, davon gethan wor- den, mit etwas Seewasser bespritzt, ge- Siehe Fig. 145.sponnen und auf die Rollen geschlagen. schwartzes Oel u. Saltz vom Tabac. Aus dem Tabac wird vermittelst des Es giebt auch sonst noch einen Hauf- Die Alcanna oder Cyprus, welches Uber alle diese Blätter und was dar- Die Kräuter, die in Franckreich ter
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
man ſie 14. Tage oder drey Wochen ander Luft trocknen. Wann dieſes ge- ſchehen, werden alle Blaͤtter von den Stengeln abgeriſſen, und darauf, nach- dem die Ribben, die mitten durch die Blaͤtter hinlauffen, davon gethan wor- den, mit etwas Seewaſſer beſpritzt, ge- Siehe Fig. 145.ſponnen und auf die Rollen geſchlagen. ſchwartzes Oel u. Saltz vom Tabac. Aus dem Tabac wird vermittelſt des Es giebt auch ſonſt noch einen Hauf- Die Alcanna oder Cyprus, welches Uber alle dieſe Blaͤtter und was dar- Die Kraͤuter, die in Franckreich ter
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Die Ein-<lb/> wohner in <hi rendition="#fr">Peru</hi> brauchen die Cocablaͤt-<lb/> ter auf zweyerley Weiſe: einige machen<lb/> mit gebrannten Auſterſchalen eine Art<lb/> Confect daraus, ſich damit des Hungers<lb/> und Durſts auf einen Tag zu erwehren:<lb/> andere vermengen ſie mit Tabacsblaͤt-<lb/> tern, und machen die Leute damit ſo<lb/> dumm, daß ſie tauſenderley naͤrriſche<lb/> Haͤndel vornehmen.</p><lb/> <p>Die Alcanna oder Cyprus, welches<lb/> die Blaͤtter eines Baͤumleins ſind, das<lb/> in Egypten und in der <hi rendition="#fr">Levante</hi> in<lb/> Menge waͤchſt, und den Jndianern<lb/> Haar und Naͤgel gelb zu faͤrben dienet,<lb/> wenn es vorher in Waſſer geweichet<lb/> worden, oder in Weineßig, Citronen-<lb/> ſaft, Alaunwaſſer, und andere ſaure<lb/> Dinge, wenn ſie ſich roth mahlen wol-<lb/> len. 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Der Spezereyen und Materialien
man ſie 14. Tage oder drey Wochen an
der Luft trocknen. Wann dieſes ge-
ſchehen, werden alle Blaͤtter von den
Stengeln abgeriſſen, und darauf, nach-
dem die Ribben, die mitten durch die
Blaͤtter hinlauffen, davon gethan wor-
den, mit etwas Seewaſſer beſpritzt, ge-
ſponnen und auf die Rollen geſchlagen.
Siehe Fig. 145.
Aus dem Tabac wird vermittelſt des
phlegmatis Vitrioli ein Saft gezogen, wel-
ches ein ſtarckes Brechmittel iſt, auch
dienlich die Schwindẽ und Raude zu hei-
len, wenn man ſich gelinde damit reibt.
Wenn er in eine Retorte gethan wird,
treibt man ein ſchwartzes ſtinckendes
Oel heruͤber, welches faſt eben ſolche
Kraͤfte hat. Desgleichen wird ein Saltz
daraus gemacht, welches ein ſtarckes
Schweißmittel, in einem dienlichen Saf-
te oder Waſſer, von vier bis auf zehen
Gran, genommen.
Es giebt auch ſonſt noch einen Hauf-
fen andere Blaͤtter, die wir ebenfalls
verkauffen duͤrfften, wenn wir ſie nur
haͤtten, z. E. Betel oder Tambul, wel-
ches die Blaͤtter eines kriechenden Ge-
waͤchſes ſind, davon die Jndianer eine
Gattung Confect, mit Areca und ge-
brañten Auſterſchalen zurichten. Coca/
ſind Blaͤtter von einem kleinen Baͤum-
lein, den Myrten nicht unaͤhnlich: der-
ſelben bedienen ſich die Abendlaͤnder, als
wie die Morgenlaͤnder des Betels, oder
die Europaͤer des Tabacs. Die Ein-
wohner in Peru brauchen die Cocablaͤt-
ter auf zweyerley Weiſe: einige machen
mit gebrannten Auſterſchalen eine Art
Confect daraus, ſich damit des Hungers
und Durſts auf einen Tag zu erwehren:
andere vermengen ſie mit Tabacsblaͤt-
tern, und machen die Leute damit ſo
dumm, daß ſie tauſenderley naͤrriſche
Haͤndel vornehmen.
Betel.
Coca.
Die Alcanna oder Cyprus, welches
die Blaͤtter eines Baͤumleins ſind, das
in Egypten und in der Levante in
Menge waͤchſt, und den Jndianern
Haar und Naͤgel gelb zu faͤrben dienet,
wenn es vorher in Waſſer geweichet
worden, oder in Weineßig, Citronen-
ſaft, Alaunwaſſer, und andere ſaure
Dinge, wenn ſie ſich roth mahlen wol-
len. Die Egypter ziehen ein Oel aus
den Beeren der Alcanna oder des Cy-
prus, welches Cyprusoͤl genennet
wird, und trefflich ſtarck riecht, auch gar
dienlich iſt die Nerven gelinde und
ſchmeidig zu machen. Es haben mich
ihrer viel verſichert, die Alcanna oder
der Cyprus aus Egypten, ſey eben das,
was die Botanici Liguſtrum Ægyptiacum
zu nennen pflegen: und dergleichen
noch mehr. Wobey annoch zu mercken,
daß ob es zwar viele andere Arten Kraͤu-
ter mehr giebt, wir dennoch keine ver-
kauffen, weil wir beſondere Kraͤuterleu-
te haben, die damit umgehen und han-
deln. Allein in andern Staͤdten in
Franckreich ſind die Droguiſten gehal-
ten, ſie zu verkauffen, dieweil es bey ih-
nen keine ſolche Kraͤuterhaͤndler giebet,
welches dann den Apotheckern keine ge-
ringe Muͤhe giebet, wenn ſie bisweilen
nach einer Handvoll friſchen Kraute
drey oder vier Meilen gehen muͤſſen, wie-
wohl ſie dieſes dafuͤr zur Belohnung ha-
ben, daß ſie die Kraͤuter viel beſſer ken-
nen, als die Apothecker zu Paris, wel-
che ſich auf die Kraͤutler verlaſſen, die ih-
nen doch nicht ſelten eines fuͤr das ande-
re geben.
Uber alle dieſe Blaͤtter und was dar-
aus kan gezogen werden, davon ich all-
bereit gehandelt, verkauffen wir auch
noch ein kleines dunckelrothes Koͤrnlein,
in Groͤſſe eines Nadelknopfs, welches
an der Wurtzel der groſſen Bibernell
zu finden iſt, und von den Faͤrbern un-
ter dem Titel Cochenille de graine oder
Sylveſtre, wilde oder koͤrnichte Conze-
nille gebrauchet wird. Was das Kraut
betrifft, daſſelbe iſt ſo gemeine, daß ich
fuͤr unnoͤthig erachtet habe es zu beſchrei-
ben. Es ſoll aber dieſe Conzenille friſch
ſeyn, recht trucken, dick, ſo hoch an der
Farbe, und ſo reine, als nur moͤglich.
Die Kraͤuter, die in Franckreich
wachſen, und zu der Zahl der Materia-
lien gehoͤren, ſind, Scordien, Berg-
muͤntze, Gamanderlein/ Schlaf-
kraͤutlein, weiſſer Andorn/ Stab-
wurtz und Gartencypreß/ groß und
kleine Wermuth/ Miltzkraut/ Beto-
nien/ Bergbenedicten/ Chamillen/
Sinngruͤn/ Flachsſeide/ Hunds-
zunge/ Waſſerdoſten/ Bruchkraut,
Schafgarbe, groß und klein Tau-
ſendguͤldenkraut, Steinklee/ Bey-
fuß oder S. Johannisguͤrtel, Muͤn-
tze, Meliſſe/ Baſilien, Wohlgemuth/
Poley/ Saturey/ Jſop/ Scabioſe/
Quendel, und noch viel andere Kraͤu-
ter
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