Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Vorrede. so kan ich mit gutem Fuge sagen, es werde wenig dergleichen geben,von denen das gemeine Wesen mehr und grössern Nutzen erhalten dürffte. Nichts ist ja fähiger, der Medicin den häßlichsten Schand- flecken anzuhängen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma- chen, tausend Schimpf- und Scheltworte auf den Hals zu ziehen, als eben der Betrug, welcher täglich und stündlich bey dem Verkauff der Spezereyen vorgehet. Und dieses hat mehr auf sich, als man wohl vermeinet. Jn Durchlesung dieses Wercks wird man verspü- ren, wie fein es sich schicke, in selbigen wider solche gottlose, aller und iedweder Menschen Gesundheit so nachtheilige, und der gantzen menschlichen Gesellschaft höchst schädliche Gewohnheiten zu reden und sie zu straffen. Weil aber mein Vorsatz nicht war, einigerley Profeßion herunter zu machen, sondern vielmehr die Fehler und Miß- bräuche zu bestraffen, so habe ich mir oftmahls selbst Einhalt gethan, und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von denen schlimmen und verfälschten, oder auch von denen, die dafür pflegen eingeschoben und gegeben zu werden, unterscheiden; des- gleichen diejenigen, die doch nichts weniger sind, als dafür sie ausgege- ben werden, erkennen soll. Wenn ich denn ein oder andere Redens- art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen möchte (wo einer anders in solchen Sachen, welche schlechter dings des Men- schen Leben betreffen, kan zu harte reden) so mag man mir dergleichen geringe Bewegungen zu gute halten, denn sie alleine dahin zielen, daß man solche Unordnung, wider welche sich billich alle Welt legen solte, nur desto füglicher und besser mercken könne. Dannenhero dienet mein Werck nicht allein für diejenigen, die richten **
Vorrede. ſo kan ich mit gutem Fuge ſagen, es werde wenig dergleichen geben,von denen das gemeine Weſen mehr und groͤſſern Nutzen erhalten duͤrffte. Nichts iſt ja faͤhiger, der Medicin den haͤßlichſten Schand- flecken anzuhaͤngen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma- chen, tauſend Schimpf- und Scheltworte auf den Hals zu ziehen, als eben der Betrug, welcher taͤglich und ſtuͤndlich bey dem Verkauff der Spezereyen vorgehet. Und dieſes hat mehr auf ſich, als man wohl vermeinet. Jn Durchleſung dieſes Wercks wird man verſpuͤ- ren, wie fein es ſich ſchicke, in ſelbigen wider ſolche gottloſe, aller und iedweder Menſchen Geſundheit ſo nachtheilige, und der gantzen menſchlichen Geſellſchaft hoͤchſt ſchaͤdliche Gewohnheiten zu reden und ſie zu ſtraffen. Weil aber mein Vorſatz nicht war, einigerley Profeßion herunter zu machen, ſondern vielmehr die Fehler und Miß- braͤuche zu beſtraffen, ſo habe ich mir oftmahls ſelbſt Einhalt gethan, und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von denen ſchlimmen und verfaͤlſchten, oder auch von denen, die dafuͤr pflegen eingeſchoben und gegeben zu werden, unterſcheiden; des- gleichen diejenigen, die doch nichts weniger ſind, als dafuͤr ſie ausgege- ben werden, erkennen ſoll. Wenn ich denn ein oder andere Redens- art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen moͤchte (wo einer anders in ſolchen Sachen, welche ſchlechter dings des Men- ſchen Leben betreffen, kan zu harte reden) ſo mag man mir dergleichen geringe Bewegungen zu gute halten, denn ſie alleine dahin zielen, daß man ſolche Unordnung, wider welche ſich billich alle Welt legen ſolte, nur deſto fuͤglicher und beſſer mercken koͤnne. Dannenhero dienet mein Werck nicht allein fuͤr diejenigen, die richten **
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Vorrede.
ſo kan ich mit gutem Fuge ſagen, es werde wenig dergleichen geben,
von denen das gemeine Weſen mehr und groͤſſern Nutzen erhalten
duͤrffte. Nichts iſt ja faͤhiger, der Medicin den haͤßlichſten Schand-
flecken anzuhaͤngen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma-
chen, tauſend Schimpf- und Scheltworte auf den Hals zu ziehen,
als eben der Betrug, welcher taͤglich und ſtuͤndlich bey dem Verkauff
der Spezereyen vorgehet. Und dieſes hat mehr auf ſich, als man
wohl vermeinet. Jn Durchleſung dieſes Wercks wird man verſpuͤ-
ren, wie fein es ſich ſchicke, in ſelbigen wider ſolche gottloſe, aller und
iedweder Menſchen Geſundheit ſo nachtheilige, und der gantzen
menſchlichen Geſellſchaft hoͤchſt ſchaͤdliche Gewohnheiten zu reden
und ſie zu ſtraffen. Weil aber mein Vorſatz nicht war, einigerley
Profeßion herunter zu machen, ſondern vielmehr die Fehler und Miß-
braͤuche zu beſtraffen, ſo habe ich mir oftmahls ſelbſt Einhalt gethan,
und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von
denen ſchlimmen und verfaͤlſchten, oder auch von denen, die dafuͤr
pflegen eingeſchoben und gegeben zu werden, unterſcheiden; des-
gleichen diejenigen, die doch nichts weniger ſind, als dafuͤr ſie ausgege-
ben werden, erkennen ſoll. Wenn ich denn ein oder andere Redens-
art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen moͤchte
(wo einer anders in ſolchen Sachen, welche ſchlechter dings des Men-
ſchen Leben betreffen, kan zu harte reden) ſo mag man mir dergleichen
geringe Bewegungen zu gute halten, denn ſie alleine dahin zielen,
daß man ſolche Unordnung, wider welche ſich billich alle Welt legen
ſolte, nur deſto fuͤglicher und beſſer mercken koͤnne.
Dannenhero dienet mein Werck nicht allein fuͤr diejenigen, die
der Medicin obliegen, und eben ſoviel, ja wohl mehr Recht haben,
als andere, daß zu denen von ihnen verordneten compoſitionibus und
remediis keine, als gute und taugliche ſpecies genommen werden;
ſondern es kan auch denen Studioſis Pharmaciæ, Materialiſten und
Apotheckern guten Nutzen ſchaffen, damit ſie ins kuͤnftige bey dem
Gebrauch und Verkauff der Materialien, durch Huͤlffe des Lichtes,
das ihnen in dieſem Buche aufgeſtecket wird, das boͤſe von dem gu-
ten, das falſche vom wahrhaften, zu unterſcheiden vermoͤgen.
Welche Profeßion aber kan wohl eines ſolchen Wercks entrathen, das
da von denenjenigen Dingen handelt, die zur Erhaltung der Geſund-
heit des Menſchen ſollen angewendet werden? Und wie viel Leute
richten
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