zu gewinnen. "Nich hiernei giehst De! Daß D'ch de Kinder sahn, besuffen wie's De bist!"
Sie wollte ihn in die Kammer stoßen, aber er stemmte sich zwischen die Thürpfosten. Es entstand ein Ringen zwischen den Ehegatten. Sie glaubte, seiner leicht Herr wer¬ den zu können, wie bereits manch liebes Mal, in früherer Zeit sich zur Wehr zu setzen, hatte er noch nie gewagt.
Aber sie fand einen ganz anderen in ihm, heute. Er drang auf sie ein. Den wuchtigen Hieben seiner schweren Fäuste vermochte sie nicht Stand zu halten. Sie versuchte loszukommen von ihm, er hielt sie wie in eiserner Umklam¬ merung. Sie schrie und wehrte sich, wie eine Verzweifelte. Aber, es gab kein Entkommen. Er hielt sie mit einer Hand und gebrauchte die andere wie einen Hammer. "Mei Geld!" gröhlte er, zwischen den einzelnen Schlägen: "Mei Geld! Gieb mei Geld raus?"
"'s Geld kriegst De ne!" sagte sie mit weißem Gesicht.
Der Kampf ging weiter. Therese war keine schwächliche Frau; sie brachte ihn mehrfach zum Wanken. Aber gegen seine ungeschlachten Kräfte konnte sie auf die Dauer doch nichts ausrichten.
Karl Büttner glich einem wilden Tiere in seiner Wut. Niemand hatte ihn je so gesehen: das Gesicht gänzlich ver¬ zerrt, mit geiferndem Munde, und funkelnden Augen. Das war nicht mehr der vom Vater ererbte trotzige Bauerngrimm -- zum Tiere war der alte Traugott Büttner nie geworden, auch im Zorne nicht. -- Das mußte von weiter her kommen. Zurückgedämmte Wildheit brach hier durch, niedere Triebe stiegen aus einem dunklen lang verdeckten Abgrunde ursprüng¬ licher Verwilderung auf. --
Therese hielt sich tapfer. Bleich wie Leinewand, stöhnte sie mit versagender Stimme: "s Geld kriegst De ne! Und wenn De mich tutschlägst!"
Er raufte ihr das Haar, riß ihr die Kleider in Stücke. Dann faßte er sie plötzlich mit beiden Armen um den Leib, hob sie aus und warf sie zu Boden, wie ein Bündel. Er
W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 23
zu gewinnen. „Nich hiernei giehſt De! Daß D'ch de Kinder ſahn, beſuffen wie's De biſt!“
Sie wollte ihn in die Kammer ſtoßen, aber er ſtemmte ſich zwiſchen die Thürpfoſten. Es entſtand ein Ringen zwiſchen den Ehegatten. Sie glaubte, ſeiner leicht Herr wer¬ den zu können, wie bereits manch liebes Mal, in früherer Zeit ſich zur Wehr zu ſetzen, hatte er noch nie gewagt.
Aber ſie fand einen ganz anderen in ihm, heute. Er drang auf ſie ein. Den wuchtigen Hieben ſeiner ſchweren Fäuſte vermochte ſie nicht Stand zu halten. Sie verſuchte loszukommen von ihm, er hielt ſie wie in eiſerner Umklam¬ merung. Sie ſchrie und wehrte ſich, wie eine Verzweifelte. Aber, es gab kein Entkommen. Er hielt ſie mit einer Hand und gebrauchte die andere wie einen Hammer. „Mei Geld!“ gröhlte er, zwiſchen den einzelnen Schlägen: „Mei Geld! Gieb mei Geld raus?“
„'s Geld kriegſt De ne!“ ſagte ſie mit weißem Geſicht.
Der Kampf ging weiter. Thereſe war keine ſchwächliche Frau; ſie brachte ihn mehrfach zum Wanken. Aber gegen ſeine ungeſchlachten Kräfte konnte ſie auf die Dauer doch nichts ausrichten.
Karl Büttner glich einem wilden Tiere in ſeiner Wut. Niemand hatte ihn je ſo geſehen: das Geſicht gänzlich ver¬ zerrt, mit geiferndem Munde, und funkelnden Augen. Das war nicht mehr der vom Vater ererbte trotzige Bauerngrimm — zum Tiere war der alte Traugott Büttner nie geworden, auch im Zorne nicht. — Das mußte von weiter her kommen. Zurückgedämmte Wildheit brach hier durch, niedere Triebe ſtiegen aus einem dunklen lang verdeckten Abgrunde urſprüng¬ licher Verwilderung auf. —
Thereſe hielt ſich tapfer. Bleich wie Leinewand, ſtöhnte ſie mit verſagender Stimme: „s Geld kriegſt De ne! Und wenn De mich tutſchlägſt!“
Er raufte ihr das Haar, riß ihr die Kleider in Stücke. Dann faßte er ſie plötzlich mit beiden Armen um den Leib, hob ſie aus und warf ſie zu Boden, wie ein Bündel. Er
W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 23
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zu gewinnen. „Nich hiernei giehſt De! Daß D'ch de Kinder
ſahn, beſuffen wie's De biſt!“
Sie wollte ihn in die Kammer ſtoßen, aber er ſtemmte
ſich zwiſchen die Thürpfoſten. Es entſtand ein Ringen
zwiſchen den Ehegatten. Sie glaubte, ſeiner leicht Herr wer¬
den zu können, wie bereits manch liebes Mal, in früherer Zeit
ſich zur Wehr zu ſetzen, hatte er noch nie gewagt.
Aber ſie fand einen ganz anderen in ihm, heute. Er
drang auf ſie ein. Den wuchtigen Hieben ſeiner ſchweren
Fäuſte vermochte ſie nicht Stand zu halten. Sie verſuchte
loszukommen von ihm, er hielt ſie wie in eiſerner Umklam¬
merung. Sie ſchrie und wehrte ſich, wie eine Verzweifelte.
Aber, es gab kein Entkommen. Er hielt ſie mit einer Hand
und gebrauchte die andere wie einen Hammer. „Mei Geld!“
gröhlte er, zwiſchen den einzelnen Schlägen: „Mei Geld! Gieb
mei Geld raus?“
„'s Geld kriegſt De ne!“ ſagte ſie mit weißem Geſicht.
Der Kampf ging weiter. Thereſe war keine ſchwächliche
Frau; ſie brachte ihn mehrfach zum Wanken. Aber gegen
ſeine ungeſchlachten Kräfte konnte ſie auf die Dauer doch nichts
ausrichten.
Karl Büttner glich einem wilden Tiere in ſeiner Wut.
Niemand hatte ihn je ſo geſehen: das Geſicht gänzlich ver¬
zerrt, mit geiferndem Munde, und funkelnden Augen. Das
war nicht mehr der vom Vater ererbte trotzige Bauerngrimm
— zum Tiere war der alte Traugott Büttner nie geworden,
auch im Zorne nicht. — Das mußte von weiter her kommen.
Zurückgedämmte Wildheit brach hier durch, niedere Triebe
ſtiegen aus einem dunklen lang verdeckten Abgrunde urſprüng¬
licher Verwilderung auf. —
Thereſe hielt ſich tapfer. Bleich wie Leinewand, ſtöhnte
ſie mit verſagender Stimme: „s Geld kriegſt De ne! Und
wenn De mich tutſchlägſt!“
Er raufte ihr das Haar, riß ihr die Kleider in Stücke.
Dann faßte er ſie plötzlich mit beiden Armen um den Leib,
hob ſie aus und warf ſie zu Boden, wie ein Bündel. Er
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/367>, abgerufen am 23.07.2024.
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