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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Männer. Wie sie da standen, lächelten, sich unterhielten, kaum
zu ihnen hinabblickten.

Dann war der Traum vorüber, der Vorhang wieder ge¬
fallen. --

Der Zug marschierte um das Schloß herum, über die
steinerne Brücke, bog von hinten in den Schloßhof ein. Die
Fackeln wurden in den Wallgraben zusammengeworfen.

Auch in dem steingepflasterten Schloßhofe brannten Pech¬
pfannen und Holzstöße. Tische und Bänke waren hier in
langen Reihen aufgestellt. Der Graf ließ die Fackelträger
bewirten.

Karl war bereits berauscht, nur vom Sehen. Nun hätten
die größten Wunder geschehen können, es hätte ihn nicht sonder¬
lich in Erstaunen gesetzt.

Sie bekamen zu essen: Braten, dazu wurde Wein kre¬
denzt. Karl dachte bei sich, so ungefähr müsse es im Himmel
zugehen. --

Ein Mann mit einem Jägerhute auf dem Kopfe und einer
breiten farbigen Schärpe um den Leib, hielt eine Ansprache,
an die "Kameraden". Andere Reden, Hochs und Hurras
folgten. Später erschien der Graf, gefolgt von Offizieren und
Herren mit Ordenssternen. Der Schloßherr sprach einige
Worte des Dankes. Wiederum Hochs und Hurras und noch
mehr Wein.

Karl hatte nur noch das Gefühl unaussprechlich seligen
Wohlbehagens. So etwas hatte er noch nie erlebt und würde
er nie wieder erleben.

Von da ab kam er nur noch augenblicksweise zum Be¬
wußtsein. Auf einmal stand er mit anderen Leuten zusammen
im Parke, vor der steinernen Freitreppe, die jetzt leer war.
Die hohen Fenster des ersten Stockes waren erleuchtet. Man
hörte Musik von drinnen. An den Fenstern vorüber huschten
Schatten; sie tanzten.

Nun saß er auf einmal in einem rauchigen Zimmer. Vor
Tabaksqualm vermochte er seinen Nachbar kaum zu erkennen.
Auf dem Holztische vor ihm stand ein Schnapsglas, da¬

Männer. Wie ſie da ſtanden, lächelten, ſich unterhielten, kaum
zu ihnen hinabblickten.

Dann war der Traum vorüber, der Vorhang wieder ge¬
fallen. —

Der Zug marſchierte um das Schloß herum, über die
ſteinerne Brücke, bog von hinten in den Schloßhof ein. Die
Fackeln wurden in den Wallgraben zuſammengeworfen.

Auch in dem ſteingepflaſterten Schloßhofe brannten Pech¬
pfannen und Holzſtöße. Tiſche und Bänke waren hier in
langen Reihen aufgeſtellt. Der Graf ließ die Fackelträger
bewirten.

Karl war bereits berauſcht, nur vom Sehen. Nun hätten
die größten Wunder geſchehen können, es hätte ihn nicht ſonder¬
lich in Erſtaunen geſetzt.

Sie bekamen zu eſſen: Braten, dazu wurde Wein kre¬
denzt. Karl dachte bei ſich, ſo ungefähr müſſe es im Himmel
zugehen. —

Ein Mann mit einem Jägerhute auf dem Kopfe und einer
breiten farbigen Schärpe um den Leib, hielt eine Anſprache,
an die „Kameraden“. Andere Reden, Hochs und Hurras
folgten. Später erſchien der Graf, gefolgt von Offizieren und
Herren mit Ordensſternen. Der Schloßherr ſprach einige
Worte des Dankes. Wiederum Hochs und Hurras und noch
mehr Wein.

Karl hatte nur noch das Gefühl unausſprechlich ſeligen
Wohlbehagens. So etwas hatte er noch nie erlebt und würde
er nie wieder erleben.

Von da ab kam er nur noch augenblicksweiſe zum Be¬
wußtſein. Auf einmal ſtand er mit anderen Leuten zuſammen
im Parke, vor der ſteinernen Freitreppe, die jetzt leer war.
Die hohen Fenſter des erſten Stockes waren erleuchtet. Man
hörte Muſik von drinnen. An den Fenſtern vorüber huſchten
Schatten; ſie tanzten.

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Tabaksqualm vermochte er ſeinen Nachbar kaum zu erkennen.
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[351/0365] Männer. Wie ſie da ſtanden, lächelten, ſich unterhielten, kaum zu ihnen hinabblickten. Dann war der Traum vorüber, der Vorhang wieder ge¬ fallen. — Der Zug marſchierte um das Schloß herum, über die ſteinerne Brücke, bog von hinten in den Schloßhof ein. Die Fackeln wurden in den Wallgraben zuſammengeworfen. Auch in dem ſteingepflaſterten Schloßhofe brannten Pech¬ pfannen und Holzſtöße. Tiſche und Bänke waren hier in langen Reihen aufgeſtellt. Der Graf ließ die Fackelträger bewirten. Karl war bereits berauſcht, nur vom Sehen. Nun hätten die größten Wunder geſchehen können, es hätte ihn nicht ſonder¬ lich in Erſtaunen geſetzt. Sie bekamen zu eſſen: Braten, dazu wurde Wein kre¬ denzt. Karl dachte bei ſich, ſo ungefähr müſſe es im Himmel zugehen. — Ein Mann mit einem Jägerhute auf dem Kopfe und einer breiten farbigen Schärpe um den Leib, hielt eine Anſprache, an die „Kameraden“. Andere Reden, Hochs und Hurras folgten. Später erſchien der Graf, gefolgt von Offizieren und Herren mit Ordensſternen. Der Schloßherr ſprach einige Worte des Dankes. Wiederum Hochs und Hurras und noch mehr Wein. Karl hatte nur noch das Gefühl unausſprechlich ſeligen Wohlbehagens. So etwas hatte er noch nie erlebt und würde er nie wieder erleben. Von da ab kam er nur noch augenblicksweiſe zum Be¬ wußtſein. Auf einmal ſtand er mit anderen Leuten zuſammen im Parke, vor der ſteinernen Freitreppe, die jetzt leer war. Die hohen Fenſter des erſten Stockes waren erleuchtet. Man hörte Muſik von drinnen. An den Fenſtern vorüber huſchten Schatten; ſie tanzten. Nun ſaß er auf einmal in einem rauchigen Zimmer. Vor Tabaksqualm vermochte er ſeinen Nachbar kaum zu erkennen. Auf dem Holztiſche vor ihm ſtand ein Schnapsglas, da¬

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/365>, abgerufen am 24.11.2024.