Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.das nicht zeitiger gemerkt hatte! Merkwürdigerweise bildete das Und nun mußte er sehen, wie sie sich im Mondschein um¬ Gustavs Gefühle waren äußerst geteilte und verwirrte. Aber, auch der Bruder regte sich in Gustav. Hatte er nicht Er sah die beiden jetzt Arm in Arm den Weg nach den Jetzt war es höchste Zeit, etwas zu thun! Gustav erwachte Sie fragte ihn, wohin er wolle, jetzt, mitten in der Nacht? Er wollte ihr nicht sagen, daß es Ernestine sei, aus einer Pauline hatte Licht gemacht. Sie stand vor ihm. In ihren das nicht zeitiger gemerkt hatte! Merkwürdigerweiſe bildete das Und nun mußte er ſehen, wie ſie ſich im Mondſchein um¬ Guſtavs Gefühle waren äußerſt geteilte und verwirrte. Aber, auch der Bruder regte ſich in Guſtav. Hatte er nicht Er ſah die beiden jetzt Arm in Arm den Weg nach den Jetzt war es höchſte Zeit, etwas zu thun! Guſtav erwachte Sie fragte ihn, wohin er wolle, jetzt, mitten in der Nacht? Er wollte ihr nicht ſagen, daß es Erneſtine ſei, aus einer Pauline hatte Licht gemacht. Sie ſtand vor ihm. In ihren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0333" n="319"/> das nicht zeitiger gemerkt hatte! Merkwürdigerweiſe bildete das<lb/> zunächſt ſein größtes Ärgernis. Höchſtwahrſcheinlich war es<lb/> eine alte Geſchichte, ſtammte womöglich ſchon von Halbenau<lb/> her. Die beiden trieben es ſchon lange hinter ſeinem Rücken.<lb/> Und er hatte nichts gemerkt! Das erboſte ihn geradezu. — Denen<lb/> wollte er den Spaß verſalzen und das gehörig!</p><lb/> <p>Und nun mußte er ſehen, wie ſie ſich im Mondſchein um¬<lb/> armten und küßten. Erneſtine warf dem bärtigen Häſchke die<lb/> Arme um den Nacken und drückte ſich an ihn. Das kleine<lb/> Ding ſchien ſich auf die Kunſt zu verſtehen! Wie ſie ſchnäbel¬<lb/> ten. — Hol ſie der Teufel! —</p><lb/> <p>Guſtavs Gefühle waren äußerſt geteilte und verwirrte.<lb/> So etwas, wie Eiferſucht, regte ſich bei ihm. Dann ſtiegen aus<lb/> der Ferne Erinnerungen an verbotenes Liebesglück auf. Was<lb/> die da unten thaten, war ja ſo begreiflich!</p><lb/> <p>Aber, auch der Bruder regte ſich in Guſtav. Hatte er nicht<lb/> für ſeine Schweſter einzuſtehen? — Sie war kaum ſiebzehn Jahre<lb/> alt, und Häſchke war ein alter Sünder! Hol ſie der Teufel<lb/> alle beide! Sie hatten ihn ſchön an der Naſe herumgeführt!<lb/> Lachten wohl gar da unten über ſeine Dummheit und machten<lb/> ihm lange Naſen, womöglich!</p><lb/> <p>Er ſah die beiden jetzt Arm in Arm den Weg nach den<lb/> Feldern einſchlagen.</p><lb/> <p>Jetzt war es höchſte Zeit, etwas zu thun! Guſtav erwachte<lb/> aus ſeiner Erſtarrung. Er warf ſich ſchnell ein Paar Sachen<lb/> über und fuhr in die Stiefeln. Darüber erwachte Pauline.</p><lb/> <p>Sie fragte ihn, wohin er wolle, jetzt, mitten in der Nacht?<lb/> Guſtav antwortete ihr in barſchem Tone, daß jemand ausge¬<lb/> ſtiegen ſei. Mit erſchreckter Miene, fragte ſie: wer?</p><lb/> <p>Er wollte ihr nicht ſagen, daß es Erneſtine ſei, aus einer<lb/> Art von Schamgefühl für ſeine Schweſter. Er habe das<lb/> Mädchen nicht genau erkennen können, ſagte er, aber Häſchke<lb/> ſei dabei geweſen.</p><lb/> <p>Pauline hatte Licht gemacht. Sie ſtand vor ihm. In ihren<lb/> Zügen ſpiegelten ſich Beſtürzung und Angſt. Sie bat ihn zu<lb/> bleiben, verſuchte es ſogar, ihn zu halten. Er ſtieß ſie von ſich.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0333]
das nicht zeitiger gemerkt hatte! Merkwürdigerweiſe bildete das
zunächſt ſein größtes Ärgernis. Höchſtwahrſcheinlich war es
eine alte Geſchichte, ſtammte womöglich ſchon von Halbenau
her. Die beiden trieben es ſchon lange hinter ſeinem Rücken.
Und er hatte nichts gemerkt! Das erboſte ihn geradezu. — Denen
wollte er den Spaß verſalzen und das gehörig!
Und nun mußte er ſehen, wie ſie ſich im Mondſchein um¬
armten und küßten. Erneſtine warf dem bärtigen Häſchke die
Arme um den Nacken und drückte ſich an ihn. Das kleine
Ding ſchien ſich auf die Kunſt zu verſtehen! Wie ſie ſchnäbel¬
ten. — Hol ſie der Teufel! —
Guſtavs Gefühle waren äußerſt geteilte und verwirrte.
So etwas, wie Eiferſucht, regte ſich bei ihm. Dann ſtiegen aus
der Ferne Erinnerungen an verbotenes Liebesglück auf. Was
die da unten thaten, war ja ſo begreiflich!
Aber, auch der Bruder regte ſich in Guſtav. Hatte er nicht
für ſeine Schweſter einzuſtehen? — Sie war kaum ſiebzehn Jahre
alt, und Häſchke war ein alter Sünder! Hol ſie der Teufel
alle beide! Sie hatten ihn ſchön an der Naſe herumgeführt!
Lachten wohl gar da unten über ſeine Dummheit und machten
ihm lange Naſen, womöglich!
Er ſah die beiden jetzt Arm in Arm den Weg nach den
Feldern einſchlagen.
Jetzt war es höchſte Zeit, etwas zu thun! Guſtav erwachte
aus ſeiner Erſtarrung. Er warf ſich ſchnell ein Paar Sachen
über und fuhr in die Stiefeln. Darüber erwachte Pauline.
Sie fragte ihn, wohin er wolle, jetzt, mitten in der Nacht?
Guſtav antwortete ihr in barſchem Tone, daß jemand ausge¬
ſtiegen ſei. Mit erſchreckter Miene, fragte ſie: wer?
Er wollte ihr nicht ſagen, daß es Erneſtine ſei, aus einer
Art von Schamgefühl für ſeine Schweſter. Er habe das
Mädchen nicht genau erkennen können, ſagte er, aber Häſchke
ſei dabei geweſen.
Pauline hatte Licht gemacht. Sie ſtand vor ihm. In ihren
Zügen ſpiegelten ſich Beſtürzung und Angſt. Sie bat ihn zu
bleiben, verſuchte es ſogar, ihn zu halten. Er ſtieß ſie von ſich.
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