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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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vorstechender Zug bei Landmädchen ist. So, wie Toni, sich
wegwerfen, an den ersten besten, das sollte ihr nicht passieren!
-- Sie hatte ihn gern, ganz gewiß! Aber das äußerte sich
nur in einer Art munteren Kameradschaftlichkeit. Auch in ihr
steckte ein jungenhafter Zug, wie in vielen Mädchen, ehe die
Frau zur Entfaltung gelangt ist. -- Sie hatte bisher seinen
Anträgen gegenüber die Besonnenheit nicht verloren.

So gingen die beiden auf dem Feldwege hin. Sie kehrte
sich gelegentlich lachend nach ihm um. Es machte ihr Spaß,
ihn unter der unwillkommenen Last der Körbe einherschreiten
zu sehen.

Ernestine hatte eine Gerstenähre aus dem Felde gerauft
und kitzelte ihn damit an der Nase, bis er niesen mußte. Ehe
er die Körbe niedergesetzt, war sie schon zehn Schritte und
mehr von ihm entfernt. Die Hitze war groß; er verspürte
keine Lust zu einem Wettlaufe mit der Leichtfüßigen.

Häschke machte gute Miene zum bösen Spiel und ver¬
suchte, während sie so dahinschritten, ein Gespräch im Gange
zu halten. Aber sie lachte nur zu allem, was er sagte.

So war sie nun! Wie ein Fisch: wenn er sie zu halten
glaubte, entschlüpfte sie ihm glatt und geschmeidig. Eine harte
Probe für den Erfolggewöhnten! --

Schon einige Male hatte er sie eingeladen, Sonntags mit
ihm nach Haderbaum hinüber zu gehen, zum Tanze. Ein
Tänzchen in Ehren, was war da weiter dabei! Er hatte den
Vorschlag so harmlos, wie nur möglich, vorgebracht. Doch
Ernestine war nicht auf den Kopf gefallen. Sie tanzte für
ihr Leben gern; aber man wußte schon, daß sich das Manns¬
volk damit nicht begnügte.

Auch heute war all die Beredsamkeit, mit der Häschke ihr
das Parkett, die Militärmusik, die Getränke und die sonstigen Ge¬
nüsse des Festes schilderte, an sie verschwendet. Sie sagte nicht
ja und nicht nein, kicherte nur und summte sich ein Liedchen.

Der Bursche kochte vor Wut. Er hätte das Frauen¬
zimmer auffressen mögen. Wenn sie nur nicht so verdammt
niedlich ausgesehen hätte!

vorſtechender Zug bei Landmädchen iſt. So, wie Toni, ſich
wegwerfen, an den erſten beſten, das ſollte ihr nicht paſſieren!
— Sie hatte ihn gern, ganz gewiß! Aber das äußerte ſich
nur in einer Art munteren Kameradſchaftlichkeit. Auch in ihr
ſteckte ein jungenhafter Zug, wie in vielen Mädchen, ehe die
Frau zur Entfaltung gelangt iſt. — Sie hatte bisher ſeinen
Anträgen gegenüber die Beſonnenheit nicht verloren.

So gingen die beiden auf dem Feldwege hin. Sie kehrte
ſich gelegentlich lachend nach ihm um. Es machte ihr Spaß,
ihn unter der unwillkommenen Laſt der Körbe einherſchreiten
zu ſehen.

Erneſtine hatte eine Gerſtenähre aus dem Felde gerauft
und kitzelte ihn damit an der Naſe, bis er nieſen mußte. Ehe
er die Körbe niedergeſetzt, war ſie ſchon zehn Schritte und
mehr von ihm entfernt. Die Hitze war groß; er verſpürte
keine Luſt zu einem Wettlaufe mit der Leichtfüßigen.

Häſchke machte gute Miene zum böſen Spiel und ver¬
ſuchte, während ſie ſo dahinſchritten, ein Geſpräch im Gange
zu halten. Aber ſie lachte nur zu allem, was er ſagte.

So war ſie nun! Wie ein Fiſch: wenn er ſie zu halten
glaubte, entſchlüpfte ſie ihm glatt und geſchmeidig. Eine harte
Probe für den Erfolggewöhnten! —

Schon einige Male hatte er ſie eingeladen, Sonntags mit
ihm nach Haderbaum hinüber zu gehen, zum Tanze. Ein
Tänzchen in Ehren, was war da weiter dabei! Er hatte den
Vorſchlag ſo harmlos, wie nur möglich, vorgebracht. Doch
Erneſtine war nicht auf den Kopf gefallen. Sie tanzte für
ihr Leben gern; aber man wußte ſchon, daß ſich das Manns¬
volk damit nicht begnügte.

Auch heute war all die Beredſamkeit, mit der Häſchke ihr
das Parkett, die Militärmuſik, die Getränke und die ſonſtigen Ge¬
nüſſe des Feſtes ſchilderte, an ſie verſchwendet. Sie ſagte nicht
ja und nicht nein, kicherte nur und ſummte ſich ein Liedchen.

Der Burſche kochte vor Wut. Er hätte das Frauen¬
zimmer auffreſſen mögen. Wenn ſie nur nicht ſo verdammt
niedlich ausgeſehen hätte!

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[313/0327] vorſtechender Zug bei Landmädchen iſt. So, wie Toni, ſich wegwerfen, an den erſten beſten, das ſollte ihr nicht paſſieren! — Sie hatte ihn gern, ganz gewiß! Aber das äußerte ſich nur in einer Art munteren Kameradſchaftlichkeit. Auch in ihr ſteckte ein jungenhafter Zug, wie in vielen Mädchen, ehe die Frau zur Entfaltung gelangt iſt. — Sie hatte bisher ſeinen Anträgen gegenüber die Beſonnenheit nicht verloren. So gingen die beiden auf dem Feldwege hin. Sie kehrte ſich gelegentlich lachend nach ihm um. Es machte ihr Spaß, ihn unter der unwillkommenen Laſt der Körbe einherſchreiten zu ſehen. Erneſtine hatte eine Gerſtenähre aus dem Felde gerauft und kitzelte ihn damit an der Naſe, bis er nieſen mußte. Ehe er die Körbe niedergeſetzt, war ſie ſchon zehn Schritte und mehr von ihm entfernt. Die Hitze war groß; er verſpürte keine Luſt zu einem Wettlaufe mit der Leichtfüßigen. Häſchke machte gute Miene zum böſen Spiel und ver¬ ſuchte, während ſie ſo dahinſchritten, ein Geſpräch im Gange zu halten. Aber ſie lachte nur zu allem, was er ſagte. So war ſie nun! Wie ein Fiſch: wenn er ſie zu halten glaubte, entſchlüpfte ſie ihm glatt und geſchmeidig. Eine harte Probe für den Erfolggewöhnten! — Schon einige Male hatte er ſie eingeladen, Sonntags mit ihm nach Haderbaum hinüber zu gehen, zum Tanze. Ein Tänzchen in Ehren, was war da weiter dabei! Er hatte den Vorſchlag ſo harmlos, wie nur möglich, vorgebracht. Doch Erneſtine war nicht auf den Kopf gefallen. Sie tanzte für ihr Leben gern; aber man wußte ſchon, daß ſich das Manns¬ volk damit nicht begnügte. Auch heute war all die Beredſamkeit, mit der Häſchke ihr das Parkett, die Militärmuſik, die Getränke und die ſonſtigen Ge¬ nüſſe des Feſtes ſchilderte, an ſie verſchwendet. Sie ſagte nicht ja und nicht nein, kicherte nur und ſummte ſich ein Liedchen. Der Burſche kochte vor Wut. Er hätte das Frauen¬ zimmer auffreſſen mögen. Wenn ſie nur nicht ſo verdammt niedlich ausgeſehen hätte!

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/327>, abgerufen am 25.11.2024.