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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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brauchte kein bar Geld ausgegeben zu werden, mit dem er in
letzter Zeit karger umging, denn je zuvor. Die paar "Apern",
welche die Kinder mit fortnahmen, fehlten kaum am Ertrage, und
am Stehlen wurden die Kinder auch verhindert, denn sie hatten
genug zu schleppen an dem ihnen Zuerteilten. Gustavs Plan
kam zur Ausführung. Eine ganze Rotte von Kindern armer
Leute wurde angenommen und in wenigen Tagen war die
Ernte beendigt.

Der Büttnerbauer konnte mit dem Ertrage zufrieden sein.
Die Kartoffel war in diesem Jahre gut gediehen. Die Nässe
im frühen Sommer hatte das Wachstum des Kräutichs be¬
fördert und die Wärme und Trockenheit des späteren Sommers
war der Entwickelung der Knollen zugute gekommen. Die
Früchte waren zahlreich, groß und gesund. Ein wahrer Segen
für die Armen, deren Hauptnahrung für den Winter gesichert
war. Der Keller unter der Büttnerschen Scheune reichte in
diesem Jahre nicht annähernd, um die Hackfrüchte sämtlich auf¬
zunehmen. Gustav gab daher seinem Vater den Rat, nur
Kraut und Rüben in den Keller zu nehmen, und an Kartoffeln
soviel, wie man für Haus- und Viehstand im Winter voraus¬
sichtlich brauchen würde, das übrige aber auf freiem Felde
einzumieten. Der Bauer folgte auch darin dem Rate des
Sohnes. Der plötzliche Preissturz, den die Kartoffel gleich
darauf erlitt -- welcher mit der allgemein gut ausgefallenen
Ernte zusammenhing -- konnte ihn belehren, daß er recht daran
gethan habe. Für das Frühjahr durfte man mit Wahrschein¬
lichkeit auf ein Anziehen des Preises rechnen.

Die Herbstbestellung verlief unter günstiger Witterung.
Zeitig bedeckten sich die Felder mit dem zarten Grün des auf¬
gehenden Winterkorns. Ein milder Spätherbst gestattete es,
bis tief in den November hinein zu pflügen. Als die ersten
Flocken niedergingen, konnte der Landmann dem mit Ruhe
zusehen; es war Zeit für den Schnee. Die Ernte war ge¬
borgen, der Acker vorbereitet für die Frühjahrsbestellung, und
die Winterung gut aufgegangen.

Mit dem Büttnerbauer war eine Wandlung vor sich ge¬

brauchte kein bar Geld ausgegeben zu werden, mit dem er in
letzter Zeit karger umging, denn je zuvor. Die paar „Apern“,
welche die Kinder mit fortnahmen, fehlten kaum am Ertrage, und
am Stehlen wurden die Kinder auch verhindert, denn ſie hatten
genug zu ſchleppen an dem ihnen Zuerteilten. Guſtavs Plan
kam zur Ausführung. Eine ganze Rotte von Kindern armer
Leute wurde angenommen und in wenigen Tagen war die
Ernte beendigt.

Der Büttnerbauer konnte mit dem Ertrage zufrieden ſein.
Die Kartoffel war in dieſem Jahre gut gediehen. Die Näſſe
im frühen Sommer hatte das Wachstum des Kräutichs be¬
fördert und die Wärme und Trockenheit des ſpäteren Sommers
war der Entwickelung der Knollen zugute gekommen. Die
Früchte waren zahlreich, groß und geſund. Ein wahrer Segen
für die Armen, deren Hauptnahrung für den Winter geſichert
war. Der Keller unter der Büttnerſchen Scheune reichte in
dieſem Jahre nicht annähernd, um die Hackfrüchte ſämtlich auf¬
zunehmen. Guſtav gab daher ſeinem Vater den Rat, nur
Kraut und Rüben in den Keller zu nehmen, und an Kartoffeln
ſoviel, wie man für Haus- und Viehſtand im Winter voraus¬
ſichtlich brauchen würde, das übrige aber auf freiem Felde
einzumieten. Der Bauer folgte auch darin dem Rate des
Sohnes. Der plötzliche Preisſturz, den die Kartoffel gleich
darauf erlitt — welcher mit der allgemein gut ausgefallenen
Ernte zuſammenhing — konnte ihn belehren, daß er recht daran
gethan habe. Für das Frühjahr durfte man mit Wahrſchein¬
lichkeit auf ein Anziehen des Preiſes rechnen.

Die Herbſtbeſtellung verlief unter günſtiger Witterung.
Zeitig bedeckten ſich die Felder mit dem zarten Grün des auf¬
gehenden Winterkorns. Ein milder Spätherbſt geſtattete es,
bis tief in den November hinein zu pflügen. Als die erſten
Flocken niedergingen, konnte der Landmann dem mit Ruhe
zuſehen; es war Zeit für den Schnee. Die Ernte war ge¬
borgen, der Acker vorbereitet für die Frühjahrsbeſtellung, und
die Winterung gut aufgegangen.

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[146/0160] brauchte kein bar Geld ausgegeben zu werden, mit dem er in letzter Zeit karger umging, denn je zuvor. Die paar „Apern“, welche die Kinder mit fortnahmen, fehlten kaum am Ertrage, und am Stehlen wurden die Kinder auch verhindert, denn ſie hatten genug zu ſchleppen an dem ihnen Zuerteilten. Guſtavs Plan kam zur Ausführung. Eine ganze Rotte von Kindern armer Leute wurde angenommen und in wenigen Tagen war die Ernte beendigt. Der Büttnerbauer konnte mit dem Ertrage zufrieden ſein. Die Kartoffel war in dieſem Jahre gut gediehen. Die Näſſe im frühen Sommer hatte das Wachstum des Kräutichs be¬ fördert und die Wärme und Trockenheit des ſpäteren Sommers war der Entwickelung der Knollen zugute gekommen. Die Früchte waren zahlreich, groß und geſund. Ein wahrer Segen für die Armen, deren Hauptnahrung für den Winter geſichert war. Der Keller unter der Büttnerſchen Scheune reichte in dieſem Jahre nicht annähernd, um die Hackfrüchte ſämtlich auf¬ zunehmen. Guſtav gab daher ſeinem Vater den Rat, nur Kraut und Rüben in den Keller zu nehmen, und an Kartoffeln ſoviel, wie man für Haus- und Viehſtand im Winter voraus¬ ſichtlich brauchen würde, das übrige aber auf freiem Felde einzumieten. Der Bauer folgte auch darin dem Rate des Sohnes. Der plötzliche Preisſturz, den die Kartoffel gleich darauf erlitt — welcher mit der allgemein gut ausgefallenen Ernte zuſammenhing — konnte ihn belehren, daß er recht daran gethan habe. Für das Frühjahr durfte man mit Wahrſchein¬ lichkeit auf ein Anziehen des Preiſes rechnen. Die Herbſtbeſtellung verlief unter günſtiger Witterung. Zeitig bedeckten ſich die Felder mit dem zarten Grün des auf¬ gehenden Winterkorns. Ein milder Spätherbſt geſtattete es, bis tief in den November hinein zu pflügen. Als die erſten Flocken niedergingen, konnte der Landmann dem mit Ruhe zuſehen; es war Zeit für den Schnee. Die Ernte war ge¬ borgen, der Acker vorbereitet für die Frühjahrsbeſtellung, und die Winterung gut aufgegangen. Mit dem Büttnerbauer war eine Wandlung vor ſich ge¬

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/160>, abgerufen am 24.11.2024.