ihr Herzallerliebster. Morgen würde sie sich aufmachen, ihn aufzusuchen und ihn zur Rede stellen, sei es wo es sei. So scheu und zurückhaltend das Mädchen sonst war, davor hatte sie keine Angst. Es war nicht das erste Mal, daß sie ihn zu sich zurückgeführt hatte.
Nachdem dieser Entschluß in ihr gereift war, fühlte sie sich sehr ruhig, glücklich geradezu. Sie erhob sich, nahm das Kind aus dem Korbe, hielt es ab, und machte sich dann an's Auskleiden. Schnell in die Federn! Die Glieder waren ihr steif geworden vom langen Aufsitzen in der Kälte.
Sie hatte sich das Deckbett bis an den Hals gezogen und die Augen geschlossen zum Schlummer, als ein leichtes Geräusch an ihr Ohr schlug, draußen von der Hauswand kam es her. Sie fuhr im Bette in die Höhe; den Ton kannte sie. Alles Blut war ihr in einer starken Welle zum Herzen ge¬ drungen. Noch einmal dasselbe Klopfen an der Lehmwand! Sie war schon am Fenster und schob den Schieber beiseite. Richtig! da draußen stand eine dunkle Gestalt. "Gustav?" -- "Ja!" -- "Ich kumme!" Schnell ein Tuch über die bloßen Arme geworfen! etwas an die Füße zu ziehen, nahm sie sich nicht erst die Zeit. Dann die Kammerthür nach dem Hausgang geöffnet! so leise wie möglich die hintere Hausthür aufgeriegelt und aufgeklinkt!
Im Rahmen des Thürstocks erschien jetzt seine Gestalt. Sie griff nach Gustavs Hand, leitete ihn, damit er in der Dunkelheit nicht zu Falle komme. Erst als sie ihn drinnen hatte bei sich, in der Kammer, den Geliebten, warf sie sich ihm um den Hals, wie sie war, nichtachtend der Kälte und Nässe, die er aus der Nacht mit hereinbrachte.
ihr Herzallerliebſter. Morgen würde ſie ſich aufmachen, ihn aufzuſuchen und ihn zur Rede ſtellen, ſei es wo es ſei. So ſcheu und zurückhaltend das Mädchen ſonſt war, davor hatte ſie keine Angſt. Es war nicht das erſte Mal, daß ſie ihn zu ſich zurückgeführt hatte.
Nachdem dieſer Entſchluß in ihr gereift war, fühlte ſie ſich ſehr ruhig, glücklich geradezu. Sie erhob ſich, nahm das Kind aus dem Korbe, hielt es ab, und machte ſich dann an's Auskleiden. Schnell in die Federn! Die Glieder waren ihr ſteif geworden vom langen Aufſitzen in der Kälte.
Sie hatte ſich das Deckbett bis an den Hals gezogen und die Augen geſchloſſen zum Schlummer, als ein leichtes Geräuſch an ihr Ohr ſchlug, draußen von der Hauswand kam es her. Sie fuhr im Bette in die Höhe; den Ton kannte ſie. Alles Blut war ihr in einer ſtarken Welle zum Herzen ge¬ drungen. Noch einmal dasſelbe Klopfen an der Lehmwand! Sie war ſchon am Fenſter und ſchob den Schieber beiſeite. Richtig! da draußen ſtand eine dunkle Geſtalt. „Guſtav?“ — „Ja!“ — „Ich kumme!“ Schnell ein Tuch über die bloßen Arme geworfen! etwas an die Füße zu ziehen, nahm ſie ſich nicht erſt die Zeit. Dann die Kammerthür nach dem Hausgang geöffnet! ſo leiſe wie möglich die hintere Hausthür aufgeriegelt und aufgeklinkt!
Im Rahmen des Thürſtocks erſchien jetzt ſeine Geſtalt. Sie griff nach Guſtavs Hand, leitete ihn, damit er in der Dunkelheit nicht zu Falle komme. Erſt als ſie ihn drinnen hatte bei ſich, in der Kammer, den Geliebten, warf ſie ſich ihm um den Hals, wie ſie war, nichtachtend der Kälte und Näſſe, die er aus der Nacht mit hereinbrachte.
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ihr Herzallerliebſter. Morgen würde ſie ſich aufmachen, ihn
aufzuſuchen und ihn zur Rede ſtellen, ſei es wo es ſei. So
ſcheu und zurückhaltend das Mädchen ſonſt war, davor hatte
ſie keine Angſt. Es war nicht das erſte Mal, daß ſie ihn zu
ſich zurückgeführt hatte.
Nachdem dieſer Entſchluß in ihr gereift war, fühlte ſie
ſich ſehr ruhig, glücklich geradezu. Sie erhob ſich, nahm das
Kind aus dem Korbe, hielt es ab, und machte ſich dann an's
Auskleiden. Schnell in die Federn! Die Glieder waren ihr
ſteif geworden vom langen Aufſitzen in der Kälte.
Sie hatte ſich das Deckbett bis an den Hals gezogen
und die Augen geſchloſſen zum Schlummer, als ein leichtes
Geräuſch an ihr Ohr ſchlug, draußen von der Hauswand kam
es her. Sie fuhr im Bette in die Höhe; den Ton kannte ſie.
Alles Blut war ihr in einer ſtarken Welle zum Herzen ge¬
drungen. Noch einmal dasſelbe Klopfen an der Lehmwand!
Sie war ſchon am Fenſter und ſchob den Schieber beiſeite.
Richtig! da draußen ſtand eine dunkle Geſtalt. „Guſtav?“ —
„Ja!“ — „Ich kumme!“ Schnell ein Tuch über die bloßen Arme
geworfen! etwas an die Füße zu ziehen, nahm ſie ſich nicht erſt
die Zeit. Dann die Kammerthür nach dem Hausgang geöffnet!
ſo leiſe wie möglich die hintere Hausthür aufgeriegelt und
aufgeklinkt!
Im Rahmen des Thürſtocks erſchien jetzt ſeine Geſtalt.
Sie griff nach Guſtavs Hand, leitete ihn, damit er in der
Dunkelheit nicht zu Falle komme. Erſt als ſie ihn drinnen
hatte bei ſich, in der Kammer, den Geliebten, warf ſie ſich ihm
um den Hals, wie ſie war, nichtachtend der Kälte und Näſſe,
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/157>, abgerufen am 24.11.2024.
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