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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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a) Das Lied.
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Der Charakter des Liedes beruht auf der Darstellung ppo_039.004
nur Eines, aber eines bestimmten Gefühls, ppo_039.005
welches zum deutlichen Bewußtseyn gelangt, unter ppo_039.006
der Einheit einer vollendeten ästhetischen Form. Jm ppo_039.007
Tone des Liedes steht das zum Bewußtseyn gelangte ppo_039.008
und durch Sprache dargestellte Gefühl mit sich selbst ppo_039.009
im Ebenmaase. Dadurch unterscheidet sich das Lied ppo_039.010
von den übrigen einzelnen Formen der lyrischen ppo_039.011
Dichtkunst, namentlich von der Ode, der Hymne ppo_039.012
und der Dichyrambe, welche, im höhern Schwunge ppo_039.013
der dichterischen Begeisterung, das im Gefühle sich ppo_039.014
ankündigende Unendliche, bei gleichstarker Vergegenwärtigung ppo_039.015
der Schranken der Endlichkeit, darstellen.

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An sich ist der Ton des Liedes ein Ton reiner ppo_039.017
Freude, Beruhigung und Hoffnung. Dieser Ton ppo_039.018
wird angeregt durch die Richtung des Gefühls auf ppo_039.019
ein Gut, nach welchem das Gemüth sich sehnt, oder ppo_039.020
dessen Besitz und Genuß das Gefühl ergreift und ppo_039.021
erhebt, oder das im Allgemeinen dem Gefühle und ppo_039.022
der Einbildungskraft lebhaft vorschwebt. Denn dadurch ppo_039.023
unterscheidet sich das Lied von der Elegie und ppo_039.024
der Heroide, daß der in demselben herrschende Ton ppo_039.025
der Freude durch keine Beimischung eines Gefühls ppo_039.026
der Wehmuth verdunkelt wird.

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Das Lied wird eingetheilt in das religiöse ppo_039.028
(geistliche) und weltliche Lied.

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Das religiöse Lied enthält den Ausdruck und ppo_039.030
die Darstellung der erhabenen Rührung, die den ppo_039.031
Menschen bei der im Gefühle wahrgenommenen Allvollkommenheit ppo_039.032
Gottes, seiner Allheiligkeit und Allseligkeit, ppo_039.033
und bei der Vergegenwärtigung seiner Verhältnisse

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der Schranken der Endlichkeit, darstellen.

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Freude, Beruhigung und Hoffnung. Dieser Ton ppo_039.018
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der Wehmuth verdunkelt wird.

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(geistliche) und weltliche Lied.

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/51>, abgerufen am 09.10.2024.