Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_034.001 12. ppo_034.002 ppo_034.004Die drei Schreibarten in der Sprache ppo_034.003 der Dichtkunst. So wie in der Sprache der Prosa und Beredsamkeit ppo_034.005 ppo_034.001 12. ppo_034.002 ppo_034.004Die drei Schreibarten in der Sprache ppo_034.003 der Dichtkunst. So wie in der Sprache der Prosa und Beredsamkeit ppo_034.005 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0046" n="34"/> </div> <div n="2"> <lb n="ppo_034.001"/> <head> <hi rendition="#c">12. <lb n="ppo_034.002"/><hi rendition="#g">Die drei Schreibarten in der Sprache <lb n="ppo_034.003"/>der Dichtkunst.</hi></hi> </head> <lb n="ppo_034.004"/> <p> So wie in der Sprache der Prosa und Beredsamkeit <lb n="ppo_034.005"/>jedes einzelne stylistische Erzeugniß, das <lb n="ppo_034.006"/>auf den Charakter der Classicität Anspruch macht, <lb n="ppo_034.007"/>einer der drei Schreibarten — entweder der <hi rendition="#g">niedern,</hi> <lb n="ppo_034.008"/>oder der <hi rendition="#g">mittlern,</hi> oder der <hi rendition="#g">höhern</hi> — <lb n="ppo_034.009"/>(Th. 1. S. 474 ff.) bestimmt angehören muß; so <lb n="ppo_034.010"/>auch in der Sprache der Dichtkunst. Jedes einzelne <lb n="ppo_034.011"/>Gedicht, es sey Lied oder Elegie, es sey Ode <lb n="ppo_034.012"/>oder Hymne, es sey Fabel oder Epos, es sey <lb n="ppo_034.013"/>Jdylle oder Epigramm, muß entweder in der niedern, <lb n="ppo_034.014"/>oder in der mittlern, oder in der höhern <lb n="ppo_034.015"/>Schreibart gehalten seyn, über welche Wahl der <lb n="ppo_034.016"/>Schreibart zunächst, als <hi rendition="#g">innere</hi> Ursache, die Jndividualität <lb n="ppo_034.017"/>des Schriftstellers, nicht selten aber <lb n="ppo_034.018"/>auch, als <hi rendition="#g">äußere</hi> Ursache, bald der Charakter des <lb n="ppo_034.019"/>darzustellenden <hi rendition="#g">Stoffes,</hi> bald der <hi rendition="#g">Zweck</hi> entscheidet, <lb n="ppo_034.020"/>für welchen die stylistische Darstellung berechnet <lb n="ppo_034.021"/>ist. Denn so wie <hi rendition="#g">Gellerts</hi> Jndividualität, in <lb n="ppo_034.022"/>allen seinen dichterischen Erzeugnissen, ihn zunächst <lb n="ppo_034.023"/>zur Anwendung der niedern und bisweilen der mittlern <lb n="ppo_034.024"/>Schreibart führte, die höhere aber ganz ausschloß; <lb n="ppo_034.025"/>so eignete sich wieder die Jndividualität von <lb n="ppo_034.026"/>Joh. Andr. <hi rendition="#g">Cramer,</hi> von <hi rendition="#g">Klopstock,</hi> von Leopold <lb n="ppo_034.027"/>Graf zu <hi rendition="#g">Stolberg,</hi> von <hi rendition="#g">Kosegarten,</hi> mehr <lb n="ppo_034.028"/>zur mittlern und selbst zur höhern Schreibart, als <lb n="ppo_034.029"/>zur niedern. Dazu kommt, daß selbst die <hi rendition="#g">äußern</hi> <lb n="ppo_034.030"/>Ursachen bei der Wahl einer der drei Schreibarten <lb n="ppo_034.031"/>in den meisten Fällen durch die <hi rendition="#g">innere</hi> Ursache, d. <lb n="ppo_034.032"/>h. durch die Jndividualität des Dichters bedingt <lb n="ppo_034.033"/>sind, weil die dichterische Jndividualität, — nach </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0046]
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12. ppo_034.002
Die drei Schreibarten in der Sprache ppo_034.003
der Dichtkunst. ppo_034.004
So wie in der Sprache der Prosa und Beredsamkeit ppo_034.005
jedes einzelne stylistische Erzeugniß, das ppo_034.006
auf den Charakter der Classicität Anspruch macht, ppo_034.007
einer der drei Schreibarten — entweder der niedern, ppo_034.008
oder der mittlern, oder der höhern — ppo_034.009
(Th. 1. S. 474 ff.) bestimmt angehören muß; so ppo_034.010
auch in der Sprache der Dichtkunst. Jedes einzelne ppo_034.011
Gedicht, es sey Lied oder Elegie, es sey Ode ppo_034.012
oder Hymne, es sey Fabel oder Epos, es sey ppo_034.013
Jdylle oder Epigramm, muß entweder in der niedern, ppo_034.014
oder in der mittlern, oder in der höhern ppo_034.015
Schreibart gehalten seyn, über welche Wahl der ppo_034.016
Schreibart zunächst, als innere Ursache, die Jndividualität ppo_034.017
des Schriftstellers, nicht selten aber ppo_034.018
auch, als äußere Ursache, bald der Charakter des ppo_034.019
darzustellenden Stoffes, bald der Zweck entscheidet, ppo_034.020
für welchen die stylistische Darstellung berechnet ppo_034.021
ist. Denn so wie Gellerts Jndividualität, in ppo_034.022
allen seinen dichterischen Erzeugnissen, ihn zunächst ppo_034.023
zur Anwendung der niedern und bisweilen der mittlern ppo_034.024
Schreibart führte, die höhere aber ganz ausschloß; ppo_034.025
so eignete sich wieder die Jndividualität von ppo_034.026
Joh. Andr. Cramer, von Klopstock, von Leopold ppo_034.027
Graf zu Stolberg, von Kosegarten, mehr ppo_034.028
zur mittlern und selbst zur höhern Schreibart, als ppo_034.029
zur niedern. Dazu kommt, daß selbst die äußern ppo_034.030
Ursachen bei der Wahl einer der drei Schreibarten ppo_034.031
in den meisten Fällen durch die innere Ursache, d. ppo_034.032
h. durch die Jndividualität des Dichters bedingt ppo_034.033
sind, weil die dichterische Jndividualität, — nach
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