Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_366.001 So gewiß daher ohne Einheit der Handlung ppo_366.017 Soll aber das dramatische Gedicht als Einheit ppo_366.033 ppo_366.001 So gewiß daher ohne Einheit der Handlung ppo_366.017 Soll aber das dramatische Gedicht als Einheit ppo_366.033 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0378" n="366"/><lb n="ppo_366.001"/>Schlusse des Ganzen, als nothwendige Bedingung <lb n="ppo_366.002"/>in dem Zusammenhange des ganzen Stoffes sich ankündigen. <lb n="ppo_366.003"/>Es darf daher kein Act, keine Scene, <lb n="ppo_366.004"/>selbst keine Stelle in den einzelnen Scenen, überflüssig <lb n="ppo_366.005"/>und müßig dastehen; es muß vielmehr ihr <lb n="ppo_366.006"/>Verhältniß zu dem sich allmählig bildenden und ründenden <lb n="ppo_366.007"/>Ganzen mit Sicherheit nachgewiesen werden <lb n="ppo_366.008"/>können. Dasselbe gilt auf gleiche Weise von der <lb n="ppo_366.009"/><hi rendition="#g">Form</hi> des Drama. Sie muß, in Beziehung auf <lb n="ppo_366.010"/>die Forderungen des Gesetzes der Form, ein in sich <lb n="ppo_366.011"/>abgeschlossenes und vollendetes Ganzes bilden, so <lb n="ppo_366.012"/>daß die Sprachdarstellung im Drama gleichmäßig <lb n="ppo_366.013"/>den einzelnen Eigenschaften der Sprachrichtigkeit, wie <lb n="ppo_366.014"/>den untergeordneten Eigenschaften der Sprachschönheit <lb n="ppo_366.015"/>Genüge leistet.</p> <lb n="ppo_366.016"/> <p> So gewiß daher ohne Einheit der Handlung <lb n="ppo_366.017"/>kein dramatisches Gedicht auf Gediegenheit und ästhetische <lb n="ppo_366.018"/>Vollendung Anspruch machen kann; so gewiß <lb n="ppo_366.019"/>dürfen doch die beiden andern vom <hi rendition="#g">Aristoteles</hi> <lb n="ppo_366.020"/>geforderten, Einheiten — die <hi rendition="#g">Einheit der Zeit <lb n="ppo_366.021"/>und des Ortes</hi> — nicht als gleichgeltende Grundbedingungen <lb n="ppo_366.022"/>mit der Einheit der Handlung aufgestellt <lb n="ppo_366.023"/>werden. Denn, wenn gleich zugestanden wird, <lb n="ppo_366.024"/>daß die Einheit der Zeit, und selbst die Einheit des <lb n="ppo_366.025"/>Ortes in <hi rendition="#g">vielen</hi> dramatischen Erzeugnissen festgehalten <lb n="ppo_366.026"/>worden sind, und, nach dem Wesen des darzustellenden <lb n="ppo_366.027"/>Stoffes, auch in vielen derselben festgehalten <lb n="ppo_366.028"/>werden müssen; so stehen sie doch mit der <lb n="ppo_366.029"/>Einheit der Handlung nicht auf gleicher Linie der <lb n="ppo_366.030"/>Bedeutsamkeit, und treffliche dramatische Dichter haben <lb n="ppo_366.031"/>sie nicht festhalten wollen und festhalten können.</p> <lb n="ppo_366.032"/> <p> Soll aber das dramatische Gedicht als <hi rendition="#g">Einheit</hi> <lb n="ppo_366.033"/>in der Form sich ankündigen; so muß in dem <lb n="ppo_366.034"/>Mittelpuncte desselben eine <hi rendition="#g">Hauptperson,</hi> nach </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [366/0378]
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Schlusse des Ganzen, als nothwendige Bedingung ppo_366.002
in dem Zusammenhange des ganzen Stoffes sich ankündigen. ppo_366.003
Es darf daher kein Act, keine Scene, ppo_366.004
selbst keine Stelle in den einzelnen Scenen, überflüssig ppo_366.005
und müßig dastehen; es muß vielmehr ihr ppo_366.006
Verhältniß zu dem sich allmählig bildenden und ründenden ppo_366.007
Ganzen mit Sicherheit nachgewiesen werden ppo_366.008
können. Dasselbe gilt auf gleiche Weise von der ppo_366.009
Form des Drama. Sie muß, in Beziehung auf ppo_366.010
die Forderungen des Gesetzes der Form, ein in sich ppo_366.011
abgeschlossenes und vollendetes Ganzes bilden, so ppo_366.012
daß die Sprachdarstellung im Drama gleichmäßig ppo_366.013
den einzelnen Eigenschaften der Sprachrichtigkeit, wie ppo_366.014
den untergeordneten Eigenschaften der Sprachschönheit ppo_366.015
Genüge leistet.
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So gewiß daher ohne Einheit der Handlung ppo_366.017
kein dramatisches Gedicht auf Gediegenheit und ästhetische ppo_366.018
Vollendung Anspruch machen kann; so gewiß ppo_366.019
dürfen doch die beiden andern vom Aristoteles ppo_366.020
geforderten, Einheiten — die Einheit der Zeit ppo_366.021
und des Ortes — nicht als gleichgeltende Grundbedingungen ppo_366.022
mit der Einheit der Handlung aufgestellt ppo_366.023
werden. Denn, wenn gleich zugestanden wird, ppo_366.024
daß die Einheit der Zeit, und selbst die Einheit des ppo_366.025
Ortes in vielen dramatischen Erzeugnissen festgehalten ppo_366.026
worden sind, und, nach dem Wesen des darzustellenden ppo_366.027
Stoffes, auch in vielen derselben festgehalten ppo_366.028
werden müssen; so stehen sie doch mit der ppo_366.029
Einheit der Handlung nicht auf gleicher Linie der ppo_366.030
Bedeutsamkeit, und treffliche dramatische Dichter haben ppo_366.031
sie nicht festhalten wollen und festhalten können.
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Soll aber das dramatische Gedicht als Einheit ppo_366.033
in der Form sich ankündigen; so muß in dem ppo_366.034
Mittelpuncte desselben eine Hauptperson, nach
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