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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Jm Nebel der Vergangenheit. ppo_317.002
Dumpf rauscht in jedem Grabe Leben, ppo_317.003
Wie in der Felsenkluft der Nord. ppo_317.004
Des Sängers blasse Lippen beben, ppo_317.005
Sein Stammeln malt den Brudermord. ppo_317.006
Die Wangen, wild entbrannt, verglühen; ppo_317.007
Jm Auge rollen Schuld und Haß. ppo_317.008
"Laß, ruft der Ritter leichenblaß, ppo_317.009
O laß das Bild vorüberfliehen!"
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Da flüstern leise durch die Saiten ppo_317.011
Der Hoffnung süße Töne hin. ppo_317.012
Sanft, wie des Schicksals Fäden, leiten ppo_317.013
Sie in den Arm der Trösterin. ppo_317.014
Kühn trotzt der Mörder den Gesetzen, ppo_317.015
Jhn lenkt das ewige Geschick; ppo_317.016
Auf seinen Wink hält das Entsetzen ppo_317.017
Des Frevels, Dolch und Arm zurück. ppo_317.018
Der Ritter schlägt um die Gestalten ppo_317.019
Der Möglichkeit den Arm voll Kraft, ppo_317.020
Am Busen ohne Leidenschaft ppo_317.021
Das süße Traumbild festzuhalten.
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Der Sänger schweigt. Des Finstern Miene ppo_317.023
Wird wieder kalt und wolkenschwer; ppo_317.024
Da flüstert's leise durch das Grüne: ppo_317.025
"Erkennst du Erichs Ton nicht mehr?" ppo_317.026
Er blickt empor. Die Augen wenden ppo_317.027
Sich ab, von Schuld und Schaam gepreßt; ppo_317.028
Er klammert sich mit kalten Händen ppo_317.029
An seines Bruders Knieen fest. ppo_317.030
Das Band des Schreckens löst sich wieder, ppo_317.031
Das seine Kraft gefesselt hält, ppo_317.032
Und auf die blassen Lippen fällt ppo_317.033
Die Thräne der Verzeihung nieder.
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/329>, abgerufen am 22.11.2024.