Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_311.001 Nicht aus Trotz, zu eitlem Schöpferruhme; ppo_311.002 ppo_311.009Folgsam lauschend nur dem innern Ruf, ppo_311.003 Stellt' er im verborgnen Heiligthume ppo_311.004 Uns die Göttin dar, die er sich schuf. ppo_311.005 Jenen Funken, den Prometheus raubte, ppo_311.006 Zum Verderben seinem stolzen Haupte, ppo_311.007 Gieb ihn mir für den bescheidnen Sinn ppo_311.008 Meines Künstlers zum Gewinn. So die Göttin, und mit Wohlgefallen ppo_311.010 ppo_311.017Winkt ihr Zeus, und neigt den Herrscherstab; ppo_311.011 Locken, den Olymp erschütternd, wallen ppo_311.012 Auf die Stirn ambrosisch ihm herab. ppo_311.013 Ein gewohntes Opfer darzubieten, ppo_311.014 Stand Pygmalion in Duft und Blüthen, ppo_311.015 Als es wie ein Blitz sein Mark durchdrang, ppo_311.016 Daß er zagend niedersank. Doch ihn locken ferne Melodieen ppo_311.018 ppo_311.025Zauberisch ins Leben bald zurück. ppo_311.019 Rosenfarbne Morgenschimmer fliehen ppo_311.020 Um das Bild und laben seinen Blick. ppo_311.021 Wie von eines Aetherbades Wogen ppo_311.022 Wird sie sanft gewiegt und fortgezogen. ppo_311.023 Soll sie eures Himmels Zierde seyn? ppo_311.024 Götter! Götter! sie ist mein! Und er fliegt hinzu, und schlingt die Arme ppo_311.026
Kühn und fest um das geliebte Weib. ppo_311.027 Glühend, schauernd fühlt er, sie erwarme; ppo_311.028 Seinem Drucke weicht der Marmorleib. ppo_311.029 Und es schlägt ihr Herz die ersten Schläge, ppo_311.030 Und die Pulse werden hüpfend rege, ppo_311.031 Und das Drängen junger Lebenslust ppo_311.032 Schwellt die ungeduld'ge Brust. ppo_311.001 Nicht aus Trotz, zu eitlem Schöpferruhme; ppo_311.002 ppo_311.009Folgsam lauschend nur dem innern Ruf, ppo_311.003 Stellt' er im verborgnen Heiligthume ppo_311.004 Uns die Göttin dar, die er sich schuf. ppo_311.005 Jenen Funken, den Prometheus raubte, ppo_311.006 Zum Verderben seinem stolzen Haupte, ppo_311.007 Gieb ihn mir für den bescheidnen Sinn ppo_311.008 Meines Künstlers zum Gewinn. So die Göttin, und mit Wohlgefallen ppo_311.010 ppo_311.017Winkt ihr Zeus, und neigt den Herrscherstab; ppo_311.011 Locken, den Olymp erschütternd, wallen ppo_311.012 Auf die Stirn ambrosisch ihm herab. ppo_311.013 Ein gewohntes Opfer darzubieten, ppo_311.014 Stand Pygmalion in Duft und Blüthen, ppo_311.015 Als es wie ein Blitz sein Mark durchdrang, ppo_311.016 Daß er zagend niedersank. Doch ihn locken ferne Melodieen ppo_311.018 ppo_311.025Zauberisch ins Leben bald zurück. ppo_311.019 Rosenfarbne Morgenschimmer fliehen ppo_311.020 Um das Bild und laben seinen Blick. ppo_311.021 Wie von eines Aetherbades Wogen ppo_311.022 Wird sie sanft gewiegt und fortgezogen. ppo_311.023 Soll sie eures Himmels Zierde seyn? ppo_311.024 Götter! Götter! sie ist mein! Und er fliegt hinzu, und schlingt die Arme ppo_311.026
Kühn und fest um das geliebte Weib. ppo_311.027 Glühend, schauernd fühlt er, sie erwarme; ppo_311.028 Seinem Drucke weicht der Marmorleib. ppo_311.029 Und es schlägt ihr Herz die ersten Schläge, ppo_311.030 Und die Pulse werden hüpfend rege, ppo_311.031 Und das Drängen junger Lebenslust ppo_311.032 Schwellt die ungeduld'ge Brust. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0323" n="311"/> <lb n="ppo_311.001"/> <lg> <l> Nicht aus Trotz, zu eitlem Schöpferruhme;</l> <lb n="ppo_311.002"/> <l>Folgsam lauschend nur dem innern Ruf,</l> <lb n="ppo_311.003"/> <l>Stellt' er im verborgnen Heiligthume</l> <lb n="ppo_311.004"/> <l>Uns die Göttin dar, die er sich schuf.</l> <lb n="ppo_311.005"/> <l>Jenen Funken, den Prometheus raubte,</l> <lb n="ppo_311.006"/> <l>Zum Verderben seinem stolzen Haupte,</l> <lb n="ppo_311.007"/> <l>Gieb ihn mir für den bescheidnen Sinn</l> <lb n="ppo_311.008"/> <l>Meines Künstlers zum Gewinn. </l> </lg> <lb n="ppo_311.009"/> <lg> <l> So die Göttin, und mit Wohlgefallen</l> <lb n="ppo_311.010"/> <l>Winkt ihr Zeus, und neigt den Herrscherstab;</l> <lb n="ppo_311.011"/> <l>Locken, den Olymp erschütternd, wallen</l> <lb n="ppo_311.012"/> <l>Auf die Stirn ambrosisch ihm herab.</l> <lb n="ppo_311.013"/> <l>Ein gewohntes Opfer darzubieten,</l> <lb n="ppo_311.014"/> <l>Stand Pygmalion in Duft und Blüthen,</l> <lb n="ppo_311.015"/> <l>Als es wie ein Blitz sein Mark durchdrang,</l> <lb n="ppo_311.016"/> <l>Daß er zagend niedersank. </l> </lg> <lb n="ppo_311.017"/> <lg> <l> Doch ihn locken ferne Melodieen</l> <lb n="ppo_311.018"/> <l>Zauberisch ins Leben bald zurück.</l> <lb n="ppo_311.019"/> <l>Rosenfarbne Morgenschimmer fliehen</l> <lb n="ppo_311.020"/> <l>Um das Bild und laben seinen Blick.</l> <lb n="ppo_311.021"/> <l>Wie von eines Aetherbades Wogen</l> <lb n="ppo_311.022"/> <l>Wird sie sanft gewiegt und fortgezogen.</l> <lb n="ppo_311.023"/> <l>Soll sie eures Himmels Zierde seyn?</l> <lb n="ppo_311.024"/> <l>Götter! Götter! sie ist mein! </l> </lg> <lb n="ppo_311.025"/> <lg> <l> Und er fliegt hinzu, und schlingt die Arme</l> <lb n="ppo_311.026"/> <l>Kühn und fest um das geliebte Weib.</l> <lb n="ppo_311.027"/> <l>Glühend, schauernd fühlt er, sie erwarme;</l> <lb n="ppo_311.028"/> <l>Seinem Drucke weicht der Marmorleib.</l> <lb n="ppo_311.029"/> <l>Und es schlägt ihr Herz die ersten Schläge,</l> <lb n="ppo_311.030"/> <l>Und die Pulse werden hüpfend rege,</l> <lb n="ppo_311.031"/> <l>Und das Drängen junger Lebenslust</l> <lb n="ppo_311.032"/> <l>Schwellt die ungeduld'ge Brust.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [311/0323]
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Und das Drängen junger Lebenslust ppo_311.032
Schwellt die ungeduld'ge Brust.
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/323>, abgerufen am 16.02.2025. |