ppo_260.001 zwischen allen einzelnen Theilen herrscht, und je mehr ppo_260.002 es ihm gelingt, das Jnteresse an der Darstellung ppo_260.003 bis zu dem Schlusse hin zu steigern; desto umschließender ppo_260.004 und sicherer wird die Wirkung des Epos ppo_260.005 seyn.
ppo_260.006
Wenn man in neuerer Zeit den ästhetischen ppo_260.007 Charakter des Epos beinahe zu überschätzen und ppo_260.008 die epischen Dichtungen über die lyrischen zu ppo_260.009 stellen suchte; so darf man, um beide gehörig zu ppo_260.010 würdigen, den wesentlichen Unterschied zwischen beiden ppo_260.011 nie übersehen. Die lyrische Form der Dichtkunst ppo_260.012 versinnlicht nämlich die höchste Kraft des intensivenppo_260.013 Lebens der Gefühle, die epische Form ppo_260.014 die möglichst höchste extensive Ankündigung dieser ppo_260.015 Gefühle in Handlungen, welche rückwärts in dem ppo_260.016 menschlichen Gefühlsvermögen begründet und mit ppo_260.017 den Aeußerungen dieser Gefühle vergesellschaftet sind. ppo_260.018 Die Aufgabe und der Zweck der lyrischen Dichtkunst ppo_260.019 ist daher die sinnlich vollendetste Subjectivität,ppo_260.020 so wie die Aufgabe und der Zweck der epischen Dichtkunst ppo_260.021 die sinnlich vollendetste Objectivität. -- ppo_260.022 Ungeachtet dieser ursprünglichen Verschiedenheit ihres ppo_260.023 ästhetischen Charakters, stehen aber doch die lyrische ppo_260.024 und epische Form der Dichtkunst einander gleichppo_260.025 in Hinsicht des ästhetischen Gehalts; denn dieser ppo_260.026 beruht nicht auf der Wahl des dichterischen Stoffes, ppo_260.027 sondern auf der Gediegenheit und ästhetischen ppo_260.028 Vollendung der Form, so wie das größere Wohlgefallen ppo_260.029 entweder an der lyrischen, oder an der epischen ppo_260.030 Form -- bei gleicher Classicität derselben -- ppo_260.031 von der individuellen Stimmung dessen abhängt, der ppo_260.032 bei der Betrachtung dieser Kunstformen verweilt.
ppo_260.033
Man darf übrigens den modernen Epos nicht ppo_260.034 mit dem griechischen verwechseln; denn mehr, als
ppo_260.001 zwischen allen einzelnen Theilen herrscht, und je mehr ppo_260.002 es ihm gelingt, das Jnteresse an der Darstellung ppo_260.003 bis zu dem Schlusse hin zu steigern; desto umschließender ppo_260.004 und sicherer wird die Wirkung des Epos ppo_260.005 seyn.
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Wenn man in neuerer Zeit den ästhetischen ppo_260.007 Charakter des Epos beinahe zu überschätzen und ppo_260.008 die epischen Dichtungen über die lyrischen zu ppo_260.009 stellen suchte; so darf man, um beide gehörig zu ppo_260.010 würdigen, den wesentlichen Unterschied zwischen beiden ppo_260.011 nie übersehen. Die lyrische Form der Dichtkunst ppo_260.012 versinnlicht nämlich die höchste Kraft des intensivenppo_260.013 Lebens der Gefühle, die epische Form ppo_260.014 die möglichst höchste extensive Ankündigung dieser ppo_260.015 Gefühle in Handlungen, welche rückwärts in dem ppo_260.016 menschlichen Gefühlsvermögen begründet und mit ppo_260.017 den Aeußerungen dieser Gefühle vergesellschaftet sind. ppo_260.018 Die Aufgabe und der Zweck der lyrischen Dichtkunst ppo_260.019 ist daher die sinnlich vollendetste Subjectivität,ppo_260.020 so wie die Aufgabe und der Zweck der epischen Dichtkunst ppo_260.021 die sinnlich vollendetste Objectivität. — ppo_260.022 Ungeachtet dieser ursprünglichen Verschiedenheit ihres ppo_260.023 ästhetischen Charakters, stehen aber doch die lyrische ppo_260.024 und epische Form der Dichtkunst einander gleichppo_260.025 in Hinsicht des ästhetischen Gehalts; denn dieser ppo_260.026 beruht nicht auf der Wahl des dichterischen Stoffes, ppo_260.027 sondern auf der Gediegenheit und ästhetischen ppo_260.028 Vollendung der Form, so wie das größere Wohlgefallen ppo_260.029 entweder an der lyrischen, oder an der epischen ppo_260.030 Form — bei gleicher Classicität derselben — ppo_260.031 von der individuellen Stimmung dessen abhängt, der ppo_260.032 bei der Betrachtung dieser Kunstformen verweilt.
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Wenn man in neuerer Zeit den ästhetischen ppo_260.007
Charakter des Epos beinahe zu überschätzen und ppo_260.008
die epischen Dichtungen über die lyrischen zu ppo_260.009
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nie übersehen. Die lyrische Form der Dichtkunst ppo_260.012
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Man darf übrigens den modernen Epos nicht ppo_260.034
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/272>, abgerufen am 16.07.2024.
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