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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Wird in des Todes Schweis die Seele ppo_227.002
Hin mit der Flamme des Lebens sterben?
ppo_227.003
Wie, oder wird sie, wann nun die Flamm' erlischt ppo_227.004
Des matten Lebens, siegend der Asch' entfliehn; ppo_227.005
Und wird sie dann ein Zephyr Gottes ppo_227.006
Säuselnd in schönere Welten tragen?
ppo_227.007
Da traten zu mir, Treue im Angesicht, ppo_227.008
Der Bürger viele, die in der Ewigkeit ppo_227.009
Nachtvollen Thälern meiner Seele ppo_227.010
Schon ihre lachende Stätte wiefen.
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Doch Heuchler waren's, Heuchler mit Freundes Blick, ppo_227.012
Trug ihre Rede, schimmernd im Fabelschmuck, ppo_227.013
Und eh' ichs wähnte, war die ganze ppo_227.014
Täuschende Rotte von mir geflohen.
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Da nahtest du dich, schuldlosen Angesichts, ppo_227.016
Der ungeschminkten göttlichen Wahrheit gleich, ppo_227.017
O Selbstbewußtseyn, ewig treuer ppo_227.018
Bürge der Hoffnungen meiner Seele.
ppo_227.019
Jn dieser Hülle, künstlich von Staub gewebt, ppo_227.020
Zur Nahvertrauten eines Unsterblichen, ppo_227.021
Jn dieser Hülle, lehrtest du mich, ppo_227.022
Welch ein unsterblicher Fremdling wohne.
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Hin, in die ferne schattende Dämmerung ppo_227.024
Verlebter Leben, zogest du den Staunenden; ppo_227.025
Jch sah' im Geist mein ewiges Daseyn ppo_227.026
Wandern durch mancherlei Erdenhüllen.
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Und leise Laute tiefer Erinnerung ppo_227.028
Aus grauer Vorzeit lispelten wieder auf; ppo_227.029
Dich kannt' ich wieder, meines Daseyns ppo_227.030
Treusten Gefährten vom ersten Keim an. --
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[227/0239] ppo_227.001 Wird in des Todes Schweis die Seele ppo_227.002 Hin mit der Flamme des Lebens sterben? ppo_227.003 Wie, oder wird sie, wann nun die Flamm' erlischt ppo_227.004 Des matten Lebens, siegend der Asch' entfliehn; ppo_227.005 Und wird sie dann ein Zephyr Gottes ppo_227.006 Säuselnd in schönere Welten tragen? ppo_227.007 Da traten zu mir, Treue im Angesicht, ppo_227.008 Der Bürger viele, die in der Ewigkeit ppo_227.009 Nachtvollen Thälern meiner Seele ppo_227.010 Schon ihre lachende Stätte wiefen. ppo_227.011 Doch Heuchler waren's, Heuchler mit Freundes Blick, ppo_227.012 Trug ihre Rede, schimmernd im Fabelschmuck, ppo_227.013 Und eh' ichs wähnte, war die ganze ppo_227.014 Täuschende Rotte von mir geflohen. ppo_227.015 Da nahtest du dich, schuldlosen Angesichts, ppo_227.016 Der ungeschminkten göttlichen Wahrheit gleich, ppo_227.017 O Selbstbewußtseyn, ewig treuer ppo_227.018 Bürge der Hoffnungen meiner Seele. ppo_227.019 Jn dieser Hülle, künstlich von Staub gewebt, ppo_227.020 Zur Nahvertrauten eines Unsterblichen, ppo_227.021 Jn dieser Hülle, lehrtest du mich, ppo_227.022 Welch ein unsterblicher Fremdling wohne. ppo_227.023 Hin, in die ferne schattende Dämmerung ppo_227.024 Verlebter Leben, zogest du den Staunenden; ppo_227.025 Jch sah' im Geist mein ewiges Daseyn ppo_227.026 Wandern durch mancherlei Erdenhüllen. ppo_227.027 Und leise Laute tiefer Erinnerung ppo_227.028 Aus grauer Vorzeit lispelten wieder auf; ppo_227.029 Dich kannt' ich wieder, meines Daseyns ppo_227.030 Treusten Gefährten vom ersten Keim an. —

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/239>, abgerufen am 25.11.2024.