ppo_181.001 noch höher, als an der Arie, weil der Wechsel der ppo_181.002 dargestellten Gefühle eine mannigfaltigere Schattirung ppo_181.003 und eine höhere Farbengebung für den Dichter ppo_181.004 und Tonkünstler möglich macht. -- Die sogenannte ppo_181.005 Cavatine ist eine Arie im verjüngten Maasstabe, ppo_181.006 die theils, in Hinsicht auf die dichterische Darstellung ppo_181.007 Eines Gefühls, gewöhnlich von kürzerm Umfange, ppo_181.008 theils in Hinsicht auf die Erfindung der Melodie ppo_181.009 und auf die ganze tonkünstlerische Durchführung, ppo_181.010 der Arie größtentheils ähnlich, nur aber ihrem ppo_181.011 Umfange nach beschränkter und kleiner ist, weil die ppo_181.012 Cavatine die in der Arie (wenigstens ehemals) übliche ppo_181.013 Abtheilung in zwei oder mehrere Haupttheile, ppo_181.014 und die derselben eigenthümliche Wiederkehr und weitere ppo_181.015 Ausmahlung des dichterischen und tonkünstlerischen ppo_181.016 Hauptgedankens von sich ausschließt. -- Das ppo_181.017 Arioso, das entweder in der Mitte, oder am ppo_181.018 Schlusse eines Recitativs eintritt, kann nicht einmal ppo_181.019 als eine Arie im verjüngten Maasstabe gelten, ppo_181.020 weil der Dichter nur dann diese Benennung wählt, ppo_181.021 wenn ein angeregtes Gefühl stark genug wird, die ppo_181.022 ruhige Betrachtung, die im Recitative vorherrscht, ppo_181.023 zu unterbrechen, und sich unter dem Ausdrucke einer ppo_181.024 höhern innern Bewegung anzukündigen (z. B. bei ppo_181.025 der Darstellung eines Wunsches, einer Bitte, oder ppo_181.026 des raschen Ueberganges von einem Gefühle zu einem ppo_181.027 andern), wo denn auch der Tonkünstler die declamatorische ppo_181.028 Behandlung des Recitativs mit der Aufnahme ppo_181.029 und Vergegenwärtigung einer Melodie und ppo_181.030 dem Eintritte eines bestimmt festzuhaltenden Zeitmaases ppo_181.031 vertauscht, wodurch unmittelbar angeregte Gefühle, ppo_181.032 aber nicht in der Fülle und in dem Umfange ppo_181.033 der für eine Arie gewählten Melodie, bezeichnet ppo_181.034 werden. -- Der Chor endlich hat die Bestimmung,
ppo_181.001 noch höher, als an der Arie, weil der Wechsel der ppo_181.002 dargestellten Gefühle eine mannigfaltigere Schattirung ppo_181.003 und eine höhere Farbengebung für den Dichter ppo_181.004 und Tonkünstler möglich macht. — Die sogenannte ppo_181.005 Cavatine ist eine Arie im verjüngten Maasstabe, ppo_181.006 die theils, in Hinsicht auf die dichterische Darstellung ppo_181.007 Eines Gefühls, gewöhnlich von kürzerm Umfange, ppo_181.008 theils in Hinsicht auf die Erfindung der Melodie ppo_181.009 und auf die ganze tonkünstlerische Durchführung, ppo_181.010 der Arie größtentheils ähnlich, nur aber ihrem ppo_181.011 Umfange nach beschränkter und kleiner ist, weil die ppo_181.012 Cavatine die in der Arie (wenigstens ehemals) übliche ppo_181.013 Abtheilung in zwei oder mehrere Haupttheile, ppo_181.014 und die derselben eigenthümliche Wiederkehr und weitere ppo_181.015 Ausmahlung des dichterischen und tonkünstlerischen ppo_181.016 Hauptgedankens von sich ausschließt. — Das ppo_181.017 Arioso, das entweder in der Mitte, oder am ppo_181.018 Schlusse eines Recitativs eintritt, kann nicht einmal ppo_181.019 als eine Arie im verjüngten Maasstabe gelten, ppo_181.020 weil der Dichter nur dann diese Benennung wählt, ppo_181.021 wenn ein angeregtes Gefühl stark genug wird, die ppo_181.022 ruhige Betrachtung, die im Recitative vorherrscht, ppo_181.023 zu unterbrechen, und sich unter dem Ausdrucke einer ppo_181.024 höhern innern Bewegung anzukündigen (z. B. bei ppo_181.025 der Darstellung eines Wunsches, einer Bitte, oder ppo_181.026 des raschen Ueberganges von einem Gefühle zu einem ppo_181.027 andern), wo denn auch der Tonkünstler die declamatorische ppo_181.028 Behandlung des Recitativs mit der Aufnahme ppo_181.029 und Vergegenwärtigung einer Melodie und ppo_181.030 dem Eintritte eines bestimmt festzuhaltenden Zeitmaases ppo_181.031 vertauscht, wodurch unmittelbar angeregte Gefühle, ppo_181.032 aber nicht in der Fülle und in dem Umfange ppo_181.033 der für eine Arie gewählten Melodie, bezeichnet ppo_181.034 werden. — Der Chor endlich hat die Bestimmung,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0193"n="181"/><lbn="ppo_181.001"/>noch höher, als an der Arie, weil der Wechsel der <lbn="ppo_181.002"/>dargestellten Gefühle eine mannigfaltigere Schattirung <lbn="ppo_181.003"/>und eine höhere Farbengebung für den Dichter <lbn="ppo_181.004"/>und Tonkünstler möglich macht. — Die sogenannte <lbn="ppo_181.005"/><hirendition="#g">Cavatine</hi> ist eine Arie im verjüngten Maasstabe, <lbn="ppo_181.006"/>die theils, in Hinsicht auf die dichterische Darstellung <lbn="ppo_181.007"/>Eines Gefühls, gewöhnlich von kürzerm Umfange, <lbn="ppo_181.008"/>theils in Hinsicht auf die Erfindung der Melodie <lbn="ppo_181.009"/>und auf die ganze tonkünstlerische Durchführung, <lbn="ppo_181.010"/>der Arie größtentheils ähnlich, nur aber ihrem <lbn="ppo_181.011"/>Umfange nach beschränkter und kleiner ist, weil die <lbn="ppo_181.012"/>Cavatine die in der Arie (wenigstens ehemals) übliche <lbn="ppo_181.013"/>Abtheilung in zwei oder mehrere Haupttheile, <lbn="ppo_181.014"/>und die derselben eigenthümliche Wiederkehr und weitere <lbn="ppo_181.015"/>Ausmahlung des dichterischen und tonkünstlerischen <lbn="ppo_181.016"/>Hauptgedankens von sich ausschließt. — Das <lbn="ppo_181.017"/><hirendition="#g">Arioso,</hi> das entweder in der Mitte, oder am <lbn="ppo_181.018"/>Schlusse eines Recitativs eintritt, kann nicht einmal <lbn="ppo_181.019"/>als eine Arie im verjüngten Maasstabe gelten, <lbn="ppo_181.020"/>weil der Dichter nur dann diese Benennung wählt, <lbn="ppo_181.021"/>wenn ein angeregtes Gefühl stark genug wird, die <lbn="ppo_181.022"/>ruhige Betrachtung, die im Recitative vorherrscht, <lbn="ppo_181.023"/>zu unterbrechen, und sich unter dem Ausdrucke einer <lbn="ppo_181.024"/>höhern innern Bewegung anzukündigen (z. B. bei <lbn="ppo_181.025"/>der Darstellung eines Wunsches, einer Bitte, oder <lbn="ppo_181.026"/>des raschen Ueberganges von einem Gefühle zu einem <lbn="ppo_181.027"/>andern), wo denn auch der Tonkünstler die declamatorische <lbn="ppo_181.028"/>Behandlung des Recitativs mit der Aufnahme <lbn="ppo_181.029"/>und Vergegenwärtigung einer Melodie und <lbn="ppo_181.030"/>dem Eintritte eines bestimmt festzuhaltenden Zeitmaases <lbn="ppo_181.031"/>vertauscht, wodurch unmittelbar angeregte Gefühle, <lbn="ppo_181.032"/>aber nicht in der Fülle und in dem Umfange <lbn="ppo_181.033"/>der für eine Arie gewählten Melodie, bezeichnet <lbn="ppo_181.034"/>werden. — Der <hirendition="#g">Chor</hi> endlich hat die Bestimmung,
</p></div></div></body></text></TEI>
[181/0193]
ppo_181.001
noch höher, als an der Arie, weil der Wechsel der ppo_181.002
dargestellten Gefühle eine mannigfaltigere Schattirung ppo_181.003
und eine höhere Farbengebung für den Dichter ppo_181.004
und Tonkünstler möglich macht. — Die sogenannte ppo_181.005
Cavatine ist eine Arie im verjüngten Maasstabe, ppo_181.006
die theils, in Hinsicht auf die dichterische Darstellung ppo_181.007
Eines Gefühls, gewöhnlich von kürzerm Umfange, ppo_181.008
theils in Hinsicht auf die Erfindung der Melodie ppo_181.009
und auf die ganze tonkünstlerische Durchführung, ppo_181.010
der Arie größtentheils ähnlich, nur aber ihrem ppo_181.011
Umfange nach beschränkter und kleiner ist, weil die ppo_181.012
Cavatine die in der Arie (wenigstens ehemals) übliche ppo_181.013
Abtheilung in zwei oder mehrere Haupttheile, ppo_181.014
und die derselben eigenthümliche Wiederkehr und weitere ppo_181.015
Ausmahlung des dichterischen und tonkünstlerischen ppo_181.016
Hauptgedankens von sich ausschließt. — Das ppo_181.017
Arioso, das entweder in der Mitte, oder am ppo_181.018
Schlusse eines Recitativs eintritt, kann nicht einmal ppo_181.019
als eine Arie im verjüngten Maasstabe gelten, ppo_181.020
weil der Dichter nur dann diese Benennung wählt, ppo_181.021
wenn ein angeregtes Gefühl stark genug wird, die ppo_181.022
ruhige Betrachtung, die im Recitative vorherrscht, ppo_181.023
zu unterbrechen, und sich unter dem Ausdrucke einer ppo_181.024
höhern innern Bewegung anzukündigen (z. B. bei ppo_181.025
der Darstellung eines Wunsches, einer Bitte, oder ppo_181.026
des raschen Ueberganges von einem Gefühle zu einem ppo_181.027
andern), wo denn auch der Tonkünstler die declamatorische ppo_181.028
Behandlung des Recitativs mit der Aufnahme ppo_181.029
und Vergegenwärtigung einer Melodie und ppo_181.030
dem Eintritte eines bestimmt festzuhaltenden Zeitmaases ppo_181.031
vertauscht, wodurch unmittelbar angeregte Gefühle, ppo_181.032
aber nicht in der Fülle und in dem Umfange ppo_181.033
der für eine Arie gewählten Melodie, bezeichnet ppo_181.034
werden. — Der Chor endlich hat die Bestimmung,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/193>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.