Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

Bild:
<< vorherige Seite
ppo_172.001
Jn die ätherischen Felder. Da flammten unzählbare Sterne ppo_172.002
Um mich in grenzlosen Weiten; die einen schossen wie Blitze ppo_172.003
Jn das geblendete Auge; die andern, dem Abendstern ppo_172.004
ähnlich, ppo_172.005
Hauchten ein sanfteres Licht. Jn weiten helleren Kreisen ppo_172.006
Ruhten die Sonnen in göttlicher Pracht, in kreisendem Fluge ppo_172.007
Drängten sich, zahllos, die Erden zu ihrem beseelenden ppo_172.008
Lichte. ppo_172.009
Dreimal sank ich entzückt auf mein Antlitz; erhabene ppo_172.010
Gedanken ppo_172.011
Schwellten in meiner Seele sich auf, und strebten gen ppo_172.012
Himmel ppo_172.013
Hin zu dem göttlichen Licht, von dem die Funken hier ppo_172.014
schwammen. ppo_172.015
Auch der Engel, wiewohl des göttlichen Schauspiels gewohnet, ppo_172.016
ppo_172.017
Theilte mein Entzücken, und sah mit denkenden Augen ppo_172.018
Bald in die sternvolle Tiefe, bald auf mein Antlitz, ppo_172.019
das heller ppo_172.020
Schimmert'. Jetzt blickt' ich behend in den glänzenden ppo_172.021
Abgrund zurücke, ppo_172.022
Athmete geizig die himmlische Luft, und fühlt' es, o Dion, ppo_172.023
Daß hier mein Vaterland sey. Wir flogen weiter. Die ppo_172.024
Freude ppo_172.025
Ueber mein neues Leben gab meinem Fluge des Lichtes ppo_172.026
Schnelligkeit. Ganze Himmel entflohn mit ihren Gestirnen ppo_172.027
Unter uns weg. Schon schaut' ich mit festern, geübteren ppo_172.028
Blicken, ppo_172.029
Jn den ätherischen Ocean hin. Wie staunt' ich auf's neue, ppo_172.030
Da ich, was ich für Wüsten gehalten, voll Wesen erblickte. ppo_172.031
Freund, ich erstaunte noch mehr. Doch könnt' ich, was ppo_172.032
ich gesehen, ppo_172.033
Jn der irdischen Sprache dir mahlen? Die Sprache der ppo_172.034
Engel
ppo_172.001
Jn die ätherischen Felder. Da flammten unzählbare Sterne ppo_172.002
Um mich in grenzlosen Weiten; die einen schossen wie Blitze ppo_172.003
Jn das geblendete Auge; die andern, dem Abendstern ppo_172.004
ähnlich, ppo_172.005
Hauchten ein sanfteres Licht. Jn weiten helleren Kreisen ppo_172.006
Ruhten die Sonnen in göttlicher Pracht, in kreisendem Fluge ppo_172.007
Drängten sich, zahllos, die Erden zu ihrem beseelenden ppo_172.008
Lichte. ppo_172.009
Dreimal sank ich entzückt auf mein Antlitz; erhabene ppo_172.010
Gedanken ppo_172.011
Schwellten in meiner Seele sich auf, und strebten gen ppo_172.012
Himmel ppo_172.013
Hin zu dem göttlichen Licht, von dem die Funken hier ppo_172.014
schwammen. ppo_172.015
Auch der Engel, wiewohl des göttlichen Schauspiels gewohnet, ppo_172.016
ppo_172.017
Theilte mein Entzücken, und sah mit denkenden Augen ppo_172.018
Bald in die sternvolle Tiefe, bald auf mein Antlitz, ppo_172.019
das heller ppo_172.020
Schimmert'. Jetzt blickt' ich behend in den glänzenden ppo_172.021
Abgrund zurücke, ppo_172.022
Athmete geizig die himmlische Luft, und fühlt' es, o Dion, ppo_172.023
Daß hier mein Vaterland sey. Wir flogen weiter. Die ppo_172.024
Freude ppo_172.025
Ueber mein neues Leben gab meinem Fluge des Lichtes ppo_172.026
Schnelligkeit. Ganze Himmel entflohn mit ihren Gestirnen ppo_172.027
Unter uns weg. Schon schaut' ich mit festern, geübteren ppo_172.028
Blicken, ppo_172.029
Jn den ätherischen Ocean hin. Wie staunt' ich auf's neue, ppo_172.030
Da ich, was ich für Wüsten gehalten, voll Wesen erblickte. ppo_172.031
Freund, ich erstaunte noch mehr. Doch könnt' ich, was ppo_172.032
ich gesehen, ppo_172.033
Jn der irdischen Sprache dir mahlen? Die Sprache der ppo_172.034
Engel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0184" n="172"/>
          <lb n="ppo_172.001"/>
          <lg>
            <l>Jn die ätherischen Felder. Da flammten unzählbare Sterne</l>
            <lb n="ppo_172.002"/>
            <l>Um mich in grenzlosen Weiten; die einen schossen wie Blitze</l>
            <lb n="ppo_172.003"/>
            <l>Jn das geblendete Auge; die andern, dem Abendstern</l>
            <lb n="ppo_172.004"/>
            <l> <hi rendition="#right">ähnlich,</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.005"/>
            <l>Hauchten ein sanfteres Licht. Jn weiten helleren Kreisen</l>
            <lb n="ppo_172.006"/>
            <l>Ruhten die Sonnen in göttlicher Pracht, in kreisendem Fluge</l>
            <lb n="ppo_172.007"/>
            <l>Drängten sich, zahllos, die Erden zu ihrem beseelenden</l>
            <lb n="ppo_172.008"/>
            <l> <hi rendition="#right">Lichte.</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.009"/>
            <l>Dreimal sank ich entzückt auf mein Antlitz; erhabene</l>
            <lb n="ppo_172.010"/>
            <l> <hi rendition="#right">Gedanken</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.011"/>
            <l>Schwellten in meiner Seele sich auf, und strebten gen</l>
            <lb n="ppo_172.012"/>
            <l> <hi rendition="#right">Himmel</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.013"/>
            <l>Hin zu dem göttlichen Licht, von dem die Funken hier</l>
            <lb n="ppo_172.014"/>
            <l> <hi rendition="#right">schwammen.</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.015"/>
            <l>Auch der Engel, wiewohl des göttlichen Schauspiels gewohnet,</l>
            <lb n="ppo_172.016"/>
            <l/>
            <lb n="ppo_172.017"/>
            <l>Theilte mein Entzücken, und sah mit denkenden Augen</l>
            <lb n="ppo_172.018"/>
            <l>Bald in die sternvolle Tiefe, bald auf mein Antlitz,</l>
            <lb n="ppo_172.019"/>
            <l> <hi rendition="#right">das heller</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.020"/>
            <l>Schimmert'. Jetzt blickt' ich behend in den glänzenden</l>
            <lb n="ppo_172.021"/>
            <l> <hi rendition="#right">Abgrund zurücke,</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.022"/>
            <l>Athmete geizig die himmlische Luft, und fühlt' es, o Dion,</l>
            <lb n="ppo_172.023"/>
            <l>Daß hier mein Vaterland sey. Wir flogen weiter. Die</l>
            <lb n="ppo_172.024"/>
            <l> <hi rendition="#right">Freude</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.025"/>
            <l>Ueber mein neues Leben gab meinem Fluge des Lichtes</l>
            <lb n="ppo_172.026"/>
            <l>Schnelligkeit. Ganze Himmel entflohn mit ihren Gestirnen</l>
            <lb n="ppo_172.027"/>
            <l>Unter uns weg. Schon schaut' ich mit festern, geübteren</l>
            <lb n="ppo_172.028"/>
            <l> <hi rendition="#right">Blicken,</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.029"/>
            <l>Jn den ätherischen Ocean hin. Wie staunt' ich auf's neue,</l>
            <lb n="ppo_172.030"/>
            <l>Da ich, was ich für Wüsten gehalten, voll Wesen erblickte.</l>
            <lb n="ppo_172.031"/>
            <l>Freund, ich erstaunte noch mehr. Doch könnt' ich, was</l>
            <lb n="ppo_172.032"/>
            <l> <hi rendition="#right">ich gesehen,</hi> </l>
            <lb n="ppo_172.033"/>
            <l>Jn der irdischen Sprache dir mahlen? Die Sprache der</l>
            <lb n="ppo_172.034"/>
            <l> <hi rendition="#right">Engel</hi> </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0184] ppo_172.001 Jn die ätherischen Felder. Da flammten unzählbare Sterne ppo_172.002 Um mich in grenzlosen Weiten; die einen schossen wie Blitze ppo_172.003 Jn das geblendete Auge; die andern, dem Abendstern ppo_172.004 ähnlich, ppo_172.005 Hauchten ein sanfteres Licht. Jn weiten helleren Kreisen ppo_172.006 Ruhten die Sonnen in göttlicher Pracht, in kreisendem Fluge ppo_172.007 Drängten sich, zahllos, die Erden zu ihrem beseelenden ppo_172.008 Lichte. ppo_172.009 Dreimal sank ich entzückt auf mein Antlitz; erhabene ppo_172.010 Gedanken ppo_172.011 Schwellten in meiner Seele sich auf, und strebten gen ppo_172.012 Himmel ppo_172.013 Hin zu dem göttlichen Licht, von dem die Funken hier ppo_172.014 schwammen. ppo_172.015 Auch der Engel, wiewohl des göttlichen Schauspiels gewohnet, ppo_172.016 ppo_172.017 Theilte mein Entzücken, und sah mit denkenden Augen ppo_172.018 Bald in die sternvolle Tiefe, bald auf mein Antlitz, ppo_172.019 das heller ppo_172.020 Schimmert'. Jetzt blickt' ich behend in den glänzenden ppo_172.021 Abgrund zurücke, ppo_172.022 Athmete geizig die himmlische Luft, und fühlt' es, o Dion, ppo_172.023 Daß hier mein Vaterland sey. Wir flogen weiter. Die ppo_172.024 Freude ppo_172.025 Ueber mein neues Leben gab meinem Fluge des Lichtes ppo_172.026 Schnelligkeit. Ganze Himmel entflohn mit ihren Gestirnen ppo_172.027 Unter uns weg. Schon schaut' ich mit festern, geübteren ppo_172.028 Blicken, ppo_172.029 Jn den ätherischen Ocean hin. Wie staunt' ich auf's neue, ppo_172.030 Da ich, was ich für Wüsten gehalten, voll Wesen erblickte. ppo_172.031 Freund, ich erstaunte noch mehr. Doch könnt' ich, was ppo_172.032 ich gesehen, ppo_172.033 Jn der irdischen Sprache dir mahlen? Die Sprache der ppo_172.034 Engel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/184
Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/184>, abgerufen am 24.11.2024.