Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_099.001 Wie wird mir? Hör' ich nicht ppo_099.002 ppo_099.009Jhr Kommen? Fühl' ich nicht ppo_099.003 Jhr sanftes Schweben wie im Mondesstral? ppo_099.004 Sie spricht mir zu; ein Engel spricht zu mir, ppo_099.005 Ein Himmelswesen, das unmittelbar ppo_099.006 Mein Herz berührt, die weinende ppo_099.007 Gerührte Laute, und den Klageton ppo_099.008 Schnell in Triumph verwandelt. "Verlassener, was zagest du, ppo_099.010 ppo_099.013Jn trüber Einsamkeit? ppo_099.011 Gott, der den Gang der Sterne kennt, ppo_099.012 Kennt auch der Menschen Herz. Er giebt dem Schiffe seinen Weg, ppo_099.014 ppo_099.017Den Winden ihre Bahn; ppo_099.015 Er wird auch dir im Weltenmeer ppo_099.016 Des Lebens Weg verleihn. Was zagest du? Der Erde Noth ppo_099.018 ppo_099.021Geht wie ein Traum vorbei, ppo_099.019 Und was dir heute Mißlaut dünkt, ppo_099.020 Jst morgen Harmonie." "Schau gen Himmel, und sieh! Am hohen Tempelgewölbe ppo_099.022
ppo_099.023 Funkeln Sterne, da glänzt Gottes unsterbliche Schrift. ppo_099.024 Kann dein Auge sie zählen? dein Ohr die Stimme vernehmen, ppo_099.025 ppo_099.026 Die des Erschaffenden Ohr ewig und ewig vernimmt? ppo_099.027 So tönt alles um dich! Ein Stral der Sonne erklingt dir ppo_099.028 Sieben Töne des Lichts, golden und heilig im Klang. ppo_099.029 Allenthalben strömet dir zu das große Geheimniß ppo_099.030 Deiner Vollendung; du lernst ewig und ewig daran. ppo_099.031 Maas, Bewegung und Zahl im Kampf der liebenden ppo_099.032 Eintracht ppo_099.033 Spricht in Tönen dir zu: Eines in Allem ist Gott!" ppo_099.001 Wie wird mir? Hör' ich nicht ppo_099.002 ppo_099.009Jhr Kommen? Fühl' ich nicht ppo_099.003 Jhr sanftes Schweben wie im Mondesstral? ppo_099.004 Sie spricht mir zu; ein Engel spricht zu mir, ppo_099.005 Ein Himmelswesen, das unmittelbar ppo_099.006 Mein Herz berührt, die weinende ppo_099.007 Gerührte Laute, und den Klageton ppo_099.008 Schnell in Triumph verwandelt. „Verlassener, was zagest du, ppo_099.010 ppo_099.013Jn trüber Einsamkeit? ppo_099.011 Gott, der den Gang der Sterne kennt, ppo_099.012 Kennt auch der Menschen Herz. Er giebt dem Schiffe seinen Weg, ppo_099.014 ppo_099.017Den Winden ihre Bahn; ppo_099.015 Er wird auch dir im Weltenmeer ppo_099.016 Des Lebens Weg verleihn. Was zagest du? Der Erde Noth ppo_099.018 ppo_099.021Geht wie ein Traum vorbei, ppo_099.019 Und was dir heute Mißlaut dünkt, ppo_099.020 Jst morgen Harmonie.“ „Schau gen Himmel, und sieh! Am hohen Tempelgewölbe ppo_099.022
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/111>, abgerufen am 16.02.2025. |