Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_092.001 Dort stehn sie am Ufer der Moldau, einst ppo_092.002 ppo_092.005Gestemmt mit Oestreichs Leichen, bei Lissa dort, ppo_092.003 Und dort bei Mollwitz, Roßbach, Breslau ppo_092.004 Und auf den Felsen zerstörter Festen. Groß sind des Riesen Thaten! Mit Russenblut, ppo_092.006 ppo_092.009Mit Franzenblut, mit Schweden- und Ungarnblut, ppo_092.007 Und, ach, mit teutschem aufgezeichnet, ppo_092.008 Stehn sie flammend im Buch der Zeiten. Doch -- war er Held nur? war er nicht Menschenfreund? ppo_092.010 ppo_092.013Nicht Vater seiner Tausende? Strömte nicht, ppo_092.011 Nachdem er ausgedonnert, Segen ppo_092.012 Auf die Gefilde geschützter Brennen? Sie aßen Brod, und hörten von ferne nur ppo_092.014 ppo_092.017Des Hungers Brüllen, der Alemanniens ppo_092.015 Verdorrten Winzer, und nach Kalchmehl ppo_092.016 Lüsternen Pflüger begierig auffraß. Jn Friedrichs Arme flüchtete sich, verbannt ppo_092.018 ppo_092.021Von heilig frommen Ländern, die Jndustrie, ppo_092.019 Des Reichthums Mutter. Auf Morästen ppo_092.020 Säet der Landmann, und Heerden blöken Auf dürren Haiden. Griechischer Kunstgeschmack ppo_092.022 ppo_092.025Beseelt den Preußen. Seinen Anakreon ppo_092.023 Und seinen Pindar hört Apollo ppo_092.024 Staunend in nordischen Wäldern singen. Aus tausend Quellen strudelt Friedrichs Gold; ppo_092.026 ppo_092.029Jn tausend Flüssen strömt es ihm wieder zu. ppo_092.027 So rollet von und zu dem Herzen ppo_092.028 Ab, und zurück, der Saft des Lebens. Verkriechet euch, Despoten! Was schauet ihr ppo_092.030
Jhm ins Gesicht? Er tränkte den Schmeichler nicht ppo_092.031 Mit Waisenblut, und feile Dirnen ppo_092.032 Mästet' er nicht mit dem Mark des Bürgers. ppo_092.001 Dort stehn sie am Ufer der Moldau, einst ppo_092.002 ppo_092.005Gestemmt mit Oestreichs Leichen, bei Lissa dort, ppo_092.003 Und dort bei Mollwitz, Roßbach, Breslau ppo_092.004 Und auf den Felsen zerstörter Festen. Groß sind des Riesen Thaten! Mit Russenblut, ppo_092.006 ppo_092.009Mit Franzenblut, mit Schweden- und Ungarnblut, ppo_092.007 Und, ach, mit teutschem aufgezeichnet, ppo_092.008 Stehn sie flammend im Buch der Zeiten. Doch — war er Held nur? war er nicht Menschenfreund? ppo_092.010 ppo_092.013Nicht Vater seiner Tausende? Strömte nicht, ppo_092.011 Nachdem er ausgedonnert, Segen ppo_092.012 Auf die Gefilde geschützter Brennen? Sie aßen Brod, und hörten von ferne nur ppo_092.014 ppo_092.017Des Hungers Brüllen, der Alemanniens ppo_092.015 Verdorrten Winzer, und nach Kalchmehl ppo_092.016 Lüsternen Pflüger begierig auffraß. Jn Friedrichs Arme flüchtete sich, verbannt ppo_092.018 ppo_092.021Von heilig frommen Ländern, die Jndustrie, ppo_092.019 Des Reichthums Mutter. Auf Morästen ppo_092.020 Säet der Landmann, und Heerden blöken Auf dürren Haiden. Griechischer Kunstgeschmack ppo_092.022 ppo_092.025Beseelt den Preußen. Seinen Anakreon ppo_092.023 Und seinen Pindar hört Apollo ppo_092.024 Staunend in nordischen Wäldern singen. Aus tausend Quellen strudelt Friedrichs Gold; ppo_092.026 ppo_092.029Jn tausend Flüssen strömt es ihm wieder zu. ppo_092.027 So rollet von und zu dem Herzen ppo_092.028 Ab, und zurück, der Saft des Lebens. Verkriechet euch, Despoten! Was schauet ihr ppo_092.030
Jhm ins Gesicht? Er tränkte den Schmeichler nicht ppo_092.031 Mit Waisenblut, und feile Dirnen ppo_092.032 Mästet' er nicht mit dem Mark des Bürgers. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0104" n="92"/> <lb n="ppo_092.001"/> <lg> <l>Dort stehn sie am Ufer der Moldau, einst</l> <lb n="ppo_092.002"/> <l>Gestemmt mit Oestreichs Leichen, bei Lissa dort,</l> <lb n="ppo_092.003"/> <l> Und dort bei Mollwitz, Roßbach, Breslau</l> <lb n="ppo_092.004"/> <l> Und auf den Felsen zerstörter Festen. </l> </lg> <lb n="ppo_092.005"/> <lg> <l>Groß sind des Riesen Thaten! Mit Russenblut,</l> <lb n="ppo_092.006"/> <l>Mit Franzenblut, mit Schweden- und Ungarnblut,</l> <lb n="ppo_092.007"/> <l> Und, ach, mit teutschem aufgezeichnet,</l> <lb n="ppo_092.008"/> <l> Stehn sie flammend im Buch der Zeiten. </l> </lg> <lb n="ppo_092.009"/> <lg> <l>Doch — war er Held nur? war er nicht Menschenfreund?</l> <lb n="ppo_092.010"/> <l>Nicht Vater seiner Tausende? Strömte nicht,</l> <lb n="ppo_092.011"/> <l> Nachdem er ausgedonnert, Segen</l> <lb n="ppo_092.012"/> <l> Auf die Gefilde geschützter Brennen? </l> </lg> <lb n="ppo_092.013"/> <lg> <l>Sie aßen Brod, und hörten von ferne nur</l> <lb n="ppo_092.014"/> <l>Des Hungers Brüllen, der Alemanniens</l> <lb n="ppo_092.015"/> <l> Verdorrten Winzer, und nach Kalchmehl</l> <lb n="ppo_092.016"/> <l> Lüsternen Pflüger begierig auffraß. </l> </lg> <lb n="ppo_092.017"/> <lg> <l>Jn Friedrichs Arme flüchtete sich, verbannt</l> <lb n="ppo_092.018"/> <l>Von heilig frommen Ländern, die Jndustrie,</l> <lb n="ppo_092.019"/> <l> Des Reichthums Mutter. Auf Morästen</l> <lb n="ppo_092.020"/> <l> Säet der Landmann, und Heerden blöken </l> </lg> <lb n="ppo_092.021"/> <lg> <l>Auf dürren Haiden. Griechischer Kunstgeschmack</l> <lb n="ppo_092.022"/> <l>Beseelt den Preußen. Seinen Anakreon</l> <lb n="ppo_092.023"/> <l> Und seinen Pindar hört Apollo</l> <lb n="ppo_092.024"/> <l> Staunend in nordischen Wäldern singen. </l> </lg> <lb n="ppo_092.025"/> <lg> <l>Aus tausend Quellen strudelt Friedrichs Gold;</l> <lb n="ppo_092.026"/> <l>Jn tausend Flüssen strömt es ihm wieder zu.</l> <lb n="ppo_092.027"/> <l> So rollet von und zu dem Herzen</l> <lb n="ppo_092.028"/> <l> Ab, und zurück, der Saft des Lebens. </l> </lg> <lb n="ppo_092.029"/> <lg> <l>Verkriechet euch, Despoten! Was schauet ihr</l> <lb n="ppo_092.030"/> <l>Jhm ins Gesicht? Er tränkte den Schmeichler nicht</l> <lb n="ppo_092.031"/> <l> Mit Waisenblut, und feile Dirnen</l> <lb n="ppo_092.032"/> <l> Mästet' er nicht mit dem Mark des Bürgers.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0104]
ppo_092.001
Dort stehn sie am Ufer der Moldau, einst ppo_092.002
Gestemmt mit Oestreichs Leichen, bei Lissa dort, ppo_092.003
Und dort bei Mollwitz, Roßbach, Breslau ppo_092.004
Und auf den Felsen zerstörter Festen.
ppo_092.005
Groß sind des Riesen Thaten! Mit Russenblut, ppo_092.006
Mit Franzenblut, mit Schweden- und Ungarnblut, ppo_092.007
Und, ach, mit teutschem aufgezeichnet, ppo_092.008
Stehn sie flammend im Buch der Zeiten.
ppo_092.009
Doch — war er Held nur? war er nicht Menschenfreund? ppo_092.010
Nicht Vater seiner Tausende? Strömte nicht, ppo_092.011
Nachdem er ausgedonnert, Segen ppo_092.012
Auf die Gefilde geschützter Brennen?
ppo_092.013
Sie aßen Brod, und hörten von ferne nur ppo_092.014
Des Hungers Brüllen, der Alemanniens ppo_092.015
Verdorrten Winzer, und nach Kalchmehl ppo_092.016
Lüsternen Pflüger begierig auffraß.
ppo_092.017
Jn Friedrichs Arme flüchtete sich, verbannt ppo_092.018
Von heilig frommen Ländern, die Jndustrie, ppo_092.019
Des Reichthums Mutter. Auf Morästen ppo_092.020
Säet der Landmann, und Heerden blöken
ppo_092.021
Auf dürren Haiden. Griechischer Kunstgeschmack ppo_092.022
Beseelt den Preußen. Seinen Anakreon ppo_092.023
Und seinen Pindar hört Apollo ppo_092.024
Staunend in nordischen Wäldern singen.
ppo_092.025
Aus tausend Quellen strudelt Friedrichs Gold; ppo_092.026
Jn tausend Flüssen strömt es ihm wieder zu. ppo_092.027
So rollet von und zu dem Herzen ppo_092.028
Ab, und zurück, der Saft des Lebens.
ppo_092.029
Verkriechet euch, Despoten! Was schauet ihr ppo_092.030
Jhm ins Gesicht? Er tränkte den Schmeichler nicht ppo_092.031
Mit Waisenblut, und feile Dirnen ppo_092.032
Mästet' er nicht mit dem Mark des Bürgers.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/104 |
Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/104>, abgerufen am 16.07.2024. |