Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
ich nun eingeweiht werden in den Segen des ir- dischen Lebens! -- Kaum wag ich's zu denken. Jch soll eine Seele gewinnen und all' des Men- schenglücks theilhaftig werden, eines Lebens und Webens, das nicht in den Wogen fluthet und nicht kalt dahinfließt, wie eine Wasserwelle. Jn einen neuen Zauberkreis tret' ich; aber weh mir, wenn er sich wieder öffnen würde, um mich in das Nichts hinauszustoßen -- -- -- Es rauscht wie Wogen an den Fenstern, Kühleborn im blaugrünlichen Mantel, eine Krone von Schilf auf dem Haupte, erscheint. Undinens letztes Wort feierlich wiederholend. Kühleborn. -- -- -- Um Dich in das Nichts hinauszu- stoßen. -- -- Ja dieß ist es, was Du zu befürchten hast, und das Dir vielleicht bevorsteht -- vielleicht?! -- o glaub es, treulos sind die Menschen und schwankend, wie das Schilfrohr an unsern Ufern. Undine. Weh mir! Du bist's! Was willst Du schon wieder von mir? Laß mich die Wege geh'n, die mich meine Mutter betreten hieß. Kühleborn. Du weißt ja, daß der Zwist Deiner Mutter, den sie mit ihrem Manne hatte und ihre Trennung
ich nun eingeweiht werden in den Segen des ir- diſchen Lebens! — Kaum wag ich’s zu denken. Jch ſoll eine Seele gewinnen und all’ des Men- ſchenglücks theilhaftig werden, eines Lebens und Webens, das nicht in den Wogen fluthet und nicht kalt dahinfließt, wie eine Waſſerwelle. Jn einen neuen Zauberkreis tret’ ich; aber weh mir, wenn er ſich wieder öffnen würde, um mich in das Nichts hinauszuſtoßen — — — Es rauſcht wie Wogen an den Fenſtern, Kühleborn im blaugrünlichen Mantel, eine Krone von Schilf auf dem Haupte, erſcheint. Undinens letztes Wort feierlich wiederholend. Kühleborn. — — — Um Dich in das Nichts hinauszu- ſtoßen. — — Ja dieß iſt es, was Du zu befürchten haſt, und das Dir vielleicht bevorſteht — vielleicht?! — o glaub es, treulos ſind die Menſchen und ſchwankend, wie das Schilfrohr an unſern Ufern. Undine. Weh mir! Du biſt’s! Was willſt Du ſchon wieder von mir? Laß mich die Wege geh’n, die mich meine Mutter betreten hieß. Kühleborn. Du weißt ja, daß der Zwiſt Deiner Mutter, den ſie mit ihrem Manne hatte und ihre Trennung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#UND"> <p><pb facs="#f0062" n="24"/> ich nun eingeweiht werden in den Segen des <hi rendition="#g">ir-<lb/> diſchen</hi> Lebens! — Kaum wag ich’s zu denken.<lb/> Jch ſoll eine Seele gewinnen und all’ des Men-<lb/> ſchenglücks theilhaftig werden, eines Lebens und<lb/> Webens, das nicht in den Wogen fluthet und nicht<lb/> kalt dahinfließt, wie eine Waſſerwelle. Jn einen<lb/><hi rendition="#g">neuen</hi> Zauberkreis tret’ ich; aber weh mir, wenn<lb/> er ſich wieder öffnen würde, um mich in das Nichts<lb/> hinauszuſtoßen — — —</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Es rauſcht wie Wogen an den Fenſtern, Kühleborn im blaugrünlichen<lb/> Mantel, eine Krone von Schilf auf dem Haupte, erſcheint. Undinens<lb/> letztes Wort feierlich wiederholend.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kühleborn.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>— — — Um Dich in das Nichts hinauszu-<lb/> ſtoßen. — — Ja dieß iſt es, was Du zu befürchten<lb/> haſt, und das Dir vielleicht bevorſteht — vielleicht?!<lb/> — o glaub es, treulos ſind die Menſchen und<lb/> ſchwankend, wie das Schilfrohr an unſern Ufern.</p> </sp><lb/> <sp who="#UND"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Undine.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Weh mir! <hi rendition="#g">Du</hi> biſt’s! Was willſt Du ſchon<lb/> wieder von mir? Laß mich <hi rendition="#g">die</hi> Wege geh’n, die<lb/> mich meine Mutter betreten hieß.</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kühleborn.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du weißt ja, daß der Zwiſt Deiner Mutter,<lb/> den ſie mit ihrem Manne hatte und ihre Trennung<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0062]
ich nun eingeweiht werden in den Segen des ir-
diſchen Lebens! — Kaum wag ich’s zu denken.
Jch ſoll eine Seele gewinnen und all’ des Men-
ſchenglücks theilhaftig werden, eines Lebens und
Webens, das nicht in den Wogen fluthet und nicht
kalt dahinfließt, wie eine Waſſerwelle. Jn einen
neuen Zauberkreis tret’ ich; aber weh mir, wenn
er ſich wieder öffnen würde, um mich in das Nichts
hinauszuſtoßen — — —
Es rauſcht wie Wogen an den Fenſtern, Kühleborn im blaugrünlichen
Mantel, eine Krone von Schilf auf dem Haupte, erſcheint. Undinens
letztes Wort feierlich wiederholend.
Kühleborn.
— — — Um Dich in das Nichts hinauszu-
ſtoßen. — — Ja dieß iſt es, was Du zu befürchten
haſt, und das Dir vielleicht bevorſteht — vielleicht?!
— o glaub es, treulos ſind die Menſchen und
ſchwankend, wie das Schilfrohr an unſern Ufern.
Undine.
Weh mir! Du biſt’s! Was willſt Du ſchon
wieder von mir? Laß mich die Wege geh’n, die
mich meine Mutter betreten hieß.
Kühleborn.
Du weißt ja, daß der Zwiſt Deiner Mutter,
den ſie mit ihrem Manne hatte und ihre Trennung
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