Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
hoff', daß dieser Wald keine schwurgerichtlichen Subjecte beherbergt. Nun, es sei! (Legt sich unter einem Baum schnarchend nieder. Man hört Turdus' Gesang hinter der Szene.) Casperl. Wie? Was? -- Ein Schlummerlied? Wenn's von Richard Wagner ist, nachher schlaf' ich gewiß bald ein. Die Stimme nähert sich. Der Tenor ist gar nicht übel. Den könnt' man für's Mün- chener Theater brauchen, wenn der Vogl nicht singen mag und der Nachbauer den Schnupfen im Hals hat. Turdus tritt auf (Laute im Arm); er bemerkt Casperl erst später. Turdus. Folgt sie wirklich meinen Schritten? Der Vater, bekümmerten Herzens, hat sie verstoßen, die Stolze, um ihren Hochmuth zu bestrafen, weil sie den König mit seiner Werbung abgewiesen. Armer Drosselbart! Aber des Waldsängers Lied, wie es scheint, ging ihr zu Herzen. Nun so wäre sie nicht herz los. Vielleicht wird sie am Hofe nicht verstanden und ihr Stolz ist nur Schein? (Erblickt den Casperl.) Holla! Wer ist da? Casperl. Jch bin's!
hoff’, daß dieſer Wald keine ſchwurgerichtlichen Subjecte beherbergt. Nun, es ſei! (Legt ſich unter einem Baum ſchnarchend nieder. Man hört Turdus’ Geſang hinter der Szene.) Casperl. Wie? Was? — Ein Schlummerlied? Wenn’s von Richard Wagner iſt, nachher ſchlaf’ ich gewiß bald ein. Die Stimme nähert ſich. Der Tenor iſt gar nicht übel. Den könnt’ man für’s Mün- chener Theater brauchen, wenn der Vogl nicht ſingen mag und der Nachbauer den Schnupfen im Hals hat. Turdus tritt auf (Laute im Arm); er bemerkt Casperl erſt ſpäter. Turdus. Folgt ſie wirklich meinen Schritten? Der Vater, bekümmerten Herzens, hat ſie verſtoßen, die Stolze, um ihren Hochmuth zu beſtrafen, weil ſie den König mit ſeiner Werbung abgewieſen. Armer Droſſelbart! Aber des Waldſängers Lied, wie es ſcheint, ging ihr zu Herzen. Nun ſo wäre ſie nicht herz los. Vielleicht wird ſie am Hofe nicht verſtanden und ihr Stolz iſt nur Schein? (Erblickt den Casperl.) Holla! Wer iſt da? Casperl. Jch bin’s! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#CASPL"> <p><pb facs="#f0270" n="234"/> hoff’, daß dieſer Wald keine ſchwurgerichtlichen<lb/> Subjecte beherbergt. Nun, es ſei!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Legt ſich unter einem Baum ſchnarchend nieder. Man hört Turdus’<lb/> Geſang hinter der Szene.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wie? Was? — Ein Schlummerlied? Wenn’s<lb/> von Richard Wagner iſt, nachher ſchlaf’ ich gewiß<lb/> bald ein. Die Stimme nähert ſich. Der Tenor<lb/> iſt gar nicht übel. Den könnt’ man für’s Mün-<lb/> chener Theater brauchen, wenn der Vogl nicht ſingen<lb/> mag und der Nachbauer den Schnupfen im Hals hat.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Turdus</hi> tritt auf (Laute im Arm); er bemerkt Casperl erſt ſpäter.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#TUR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Turdus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Folgt ſie wirklich meinen Schritten? Der<lb/> Vater, bekümmerten Herzens, hat ſie verſtoßen,<lb/> die Stolze, um ihren Hochmuth zu beſtrafen, weil<lb/> ſie den König mit ſeiner Werbung abgewieſen.<lb/> Armer Droſſelbart! Aber des Waldſängers Lied,<lb/> wie es ſcheint, ging ihr zu Herzen. Nun ſo wäre<lb/> ſie nicht herz <hi rendition="#g">los.</hi> Vielleicht wird ſie am Hofe<lb/> nicht verſtanden und ihr Stolz iſt nur <hi rendition="#g">Schein?</hi></p><lb/> <stage>(Erblickt den Casperl.)</stage> <p>Holla! Wer iſt da?</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#g">Jch</hi> bin’s!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0270]
hoff’, daß dieſer Wald keine ſchwurgerichtlichen
Subjecte beherbergt. Nun, es ſei!
(Legt ſich unter einem Baum ſchnarchend nieder. Man hört Turdus’
Geſang hinter der Szene.)
Casperl.
Wie? Was? — Ein Schlummerlied? Wenn’s
von Richard Wagner iſt, nachher ſchlaf’ ich gewiß
bald ein. Die Stimme nähert ſich. Der Tenor
iſt gar nicht übel. Den könnt’ man für’s Mün-
chener Theater brauchen, wenn der Vogl nicht ſingen
mag und der Nachbauer den Schnupfen im Hals hat.
Turdus tritt auf (Laute im Arm); er bemerkt Casperl erſt ſpäter.
Turdus.
Folgt ſie wirklich meinen Schritten? Der
Vater, bekümmerten Herzens, hat ſie verſtoßen,
die Stolze, um ihren Hochmuth zu beſtrafen, weil
ſie den König mit ſeiner Werbung abgewieſen.
Armer Droſſelbart! Aber des Waldſängers Lied,
wie es ſcheint, ging ihr zu Herzen. Nun ſo wäre
ſie nicht herz los. Vielleicht wird ſie am Hofe
nicht verſtanden und ihr Stolz iſt nur Schein?
(Erblickt den Casperl.) Holla! Wer iſt da?
Casperl.
Jch bin’s!
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