Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Jolinde (stolz sich erhebend). Jch will es Euch sagen, König Drosselbart: Jhr sollt denken, daß ich niemals Euer Weib werde. Dieß ist mein fester, unabänderlicher Ent- schluß. Drosselbart. Dieß also Eure Antwort! -- Jhr seid grau- sam! So ist denn so viel Schönheit nur die wunderbare Hülle einer tiefen, dunklen Nacht! Jolinde. So meidet die Nacht und suchet Euch anderswo den Sonnenschein des Lebens. Drosselbart. Weh' mir! weh' Euch! Mein Herz wollte Euch das Herrlichste bieten. So muß ich scheiden und laß' Euch in Eurer Nacht! Lebt wohl! (Tritt ab.) Donner und es dunkelt einen Augenblick. Allgemeine Bewegung und Entsetzen. König. Er geht! Du hast Dein Glück zerstört, stolze Jolinde, und Deinen alten Vater unglücklich gemacht! Ein edler Mann hat um Dich geworben. Jolinde. Wenn auch! Frei will ich sein und bleiben wie die Vögel des Waldes. Jolinde (ſtolz ſich erhebend). Jch will es Euch ſagen, König Droſſelbart: Jhr ſollt denken, daß ich niemals Euer Weib werde. Dieß iſt mein feſter, unabänderlicher Ent- ſchluß. Droſſelbart. Dieß alſo Eure Antwort! — Jhr ſeid grau- ſam! So iſt denn ſo viel Schönheit nur die wunderbare Hülle einer tiefen, dunklen Nacht! Jolinde. So meidet die Nacht und ſuchet Euch anderswo den Sonnenſchein des Lebens. Droſſelbart. Weh’ mir! weh’ Euch! Mein Herz wollte Euch das Herrlichſte bieten. So muß ich ſcheiden und laß’ Euch in Eurer Nacht! Lebt wohl! (Tritt ab.) Donner und es dunkelt einen Augenblick. Allgemeine Bewegung und Entſetzen. König. Er geht! Du haſt Dein Glück zerſtört, ſtolze Jolinde, und Deinen alten Vater unglücklich gemacht! Ein edler Mann hat um Dich geworben. Jolinde. Wenn auch! Frei will ich ſein und bleiben wie die Vögel des Waldes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0266" n="230"/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#b">Jolinde</hi> </speaker> <stage>(ſtolz ſich erhebend).</stage><lb/> <p>Jch will es Euch ſagen, König Droſſelbart:<lb/> Jhr ſollt denken, daß ich niemals Euer Weib<lb/> werde. Dieß iſt mein feſter, unabänderlicher Ent-<lb/> ſchluß.</p> </sp><lb/> <sp who="#DRO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Droſſelbart.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#g">Dieß</hi> alſo Eure Antwort! — Jhr ſeid grau-<lb/> ſam! So iſt denn ſo viel Schönheit nur die<lb/> wunderbare Hülle einer tiefen, dunklen Nacht!</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>So meidet die Nacht und ſuchet Euch anderswo<lb/> den Sonnenſchein des Lebens.</p> </sp><lb/> <sp who="#DRO"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Droſſelbart.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Weh’ mir! weh’ Euch! Mein Herz wollte Euch<lb/> das Herrlichſte bieten. So muß ich ſcheiden und<lb/> laß’ Euch in Eurer Nacht! Lebt wohl!</p> <stage>(Tritt ab.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Donner und es dunkelt einen Augenblick. Allgemeine Bewegung und<lb/> Entſetzen.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#KÖN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">König.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Er geht! Du haſt <hi rendition="#g">Dein</hi> Glück zerſtört, ſtolze<lb/> Jolinde, und Deinen alten Vater unglücklich gemacht!<lb/> Ein edler Mann hat um Dich geworben.</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wenn auch! <hi rendition="#g">Frei</hi> will ich ſein und bleiben<lb/> wie die Vögel des Waldes.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0266]
Jolinde (ſtolz ſich erhebend).
Jch will es Euch ſagen, König Droſſelbart:
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ſchluß.
Droſſelbart.
Dieß alſo Eure Antwort! — Jhr ſeid grau-
ſam! So iſt denn ſo viel Schönheit nur die
wunderbare Hülle einer tiefen, dunklen Nacht!
Jolinde.
So meidet die Nacht und ſuchet Euch anderswo
den Sonnenſchein des Lebens.
Droſſelbart.
Weh’ mir! weh’ Euch! Mein Herz wollte Euch
das Herrlichſte bieten. So muß ich ſcheiden und
laß’ Euch in Eurer Nacht! Lebt wohl! (Tritt ab.)
Donner und es dunkelt einen Augenblick. Allgemeine Bewegung und
Entſetzen.
König.
Er geht! Du haſt Dein Glück zerſtört, ſtolze
Jolinde, und Deinen alten Vater unglücklich gemacht!
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/266>, abgerufen am 20.07.2024. |