Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Sarastro.
Nun, so stelle Dich an meine Seite.
Stößt an den Pendel, daß er sich in Bewegung setzt.
Eins, zwei (zählt bis zwölf).
Casperl.
Das ist aber sehr unterhaltlich. Gehen's,
lassen's mich auch ein bißl.

Stößt immer heftiger an den Pendel, wobei er ungeheuer lacht.
Sarastro.
Siehst Du, Bruder: dieß ist das berühmte
Perpetuum mobile, welches ich hier in meiner
Zurückgezogenheit erfunden habe. So lange die
Menschheit existirt, d. h. so lange es Menschen
gibt, kann dieser Pendel in Bewegung gesetzt werden,
und wenn es keine Menschen mehr gibt, so ist es
einerlei, ob er geht oder nicht mehr geht. Dieß
ist der logische Beweis des großen Mysteriums.
Was sagst Du dazu?
Casperl.
Nichts; denn ich kenne ein noch wichtigeres
Guheimniß.
(Vornehm.) Auf dieser Welt Alles hat
ein End; aber eine Bratwurst hat zwei End,
wovon ein Jedes zugebunden ist.
Saraſtro.
Nun, ſo ſtelle Dich an meine Seite.
Stößt an den Pendel, daß er ſich in Bewegung ſetzt.
Eins, zwei (zählt bis zwölf).
Casperl.
Das iſt aber ſehr unterhaltlich. Gehen’s,
laſſen’s mich auch ein bißl.

Stößt immer heftiger an den Pendel, wobei er ungeheuer lacht.
Saraſtro.
Siehſt Du, Bruder: dieß iſt das berühmte
Perpetuum mobile, welches ich hier in meiner
Zurückgezogenheit erfunden habe. So lange die
Menſchheit exiſtirt, d. h. ſo lange es Menſchen
gibt, kann dieſer Pendel in Bewegung geſetzt werden,
und wenn es keine Menſchen mehr gibt, ſo iſt es
einerlei, ob er geht oder nicht mehr geht. Dieß
iſt der logiſche Beweis des großen Myſteriums.
Was ſagſt Du dazu?
Casperl.
Nichts; denn ich kenne ein noch wichtigeres
Guheimniß.
(Vornehm.) Auf dieſer Welt Alles hat
ein End; aber eine Bratwurſt hat zwei End,
wovon ein Jedes zugebunden iſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0146" n="110"/>
          <sp who="#SAR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Sara&#x017F;tro.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nun, &#x017F;o &#x017F;telle Dich an meine Seite.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Stößt an den Pendel, daß er &#x017F;ich in Bewegung &#x017F;etzt.</hi> </stage><lb/>
            <p>Eins, zwei</p>
            <stage>(zählt bis <hi rendition="#g">zwölf</hi>).</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASPE">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t aber &#x017F;ehr unterhaltlich. Gehen&#x2019;s,<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en&#x2019;s mich auch ein bißl.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Stößt immer heftiger an den Pendel, wobei er ungeheuer lacht.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAR">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Sara&#x017F;tro.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Sieh&#x017F;t Du, Bruder: dieß i&#x017F;t das berühmte<lb/><hi rendition="#aq">Perpetuum mobile,</hi> welches ich hier in meiner<lb/>
Zurückgezogenheit erfunden habe. So lange die<lb/>
Men&#x017F;chheit exi&#x017F;tirt, d. h. &#x017F;o lange es Men&#x017F;chen<lb/>
gibt, kann die&#x017F;er Pendel in Bewegung ge&#x017F;etzt werden,<lb/>
und wenn es keine Men&#x017F;chen mehr gibt, &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
einerlei, ob er geht oder nicht mehr geht. Dieß<lb/>
i&#x017F;t der logi&#x017F;che Beweis des großen My&#x017F;teriums.<lb/>
Was &#x017F;ag&#x017F;t Du dazu?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CASPE">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nichts; denn ich kenne ein noch wichtigeres<lb/>
Guheimniß.</p>
            <stage>(Vornehm.)</stage>
            <p>Auf die&#x017F;er Welt <hi rendition="#g">Alles</hi> hat<lb/>
ein <hi rendition="#g">End;</hi> aber eine Bratwur&#x017F;t hat zwei <hi rendition="#g">End,</hi><lb/>
wovon ein <hi rendition="#g">Jedes</hi> zugebunden i&#x017F;t.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0146] Saraſtro. Nun, ſo ſtelle Dich an meine Seite. Stößt an den Pendel, daß er ſich in Bewegung ſetzt. Eins, zwei (zählt bis zwölf). Casperl. Das iſt aber ſehr unterhaltlich. Gehen’s, laſſen’s mich auch ein bißl. Stößt immer heftiger an den Pendel, wobei er ungeheuer lacht. Saraſtro. Siehſt Du, Bruder: dieß iſt das berühmte Perpetuum mobile, welches ich hier in meiner Zurückgezogenheit erfunden habe. So lange die Menſchheit exiſtirt, d. h. ſo lange es Menſchen gibt, kann dieſer Pendel in Bewegung geſetzt werden, und wenn es keine Menſchen mehr gibt, ſo iſt es einerlei, ob er geht oder nicht mehr geht. Dieß iſt der logiſche Beweis des großen Myſteriums. Was ſagſt Du dazu? Casperl. Nichts; denn ich kenne ein noch wichtigeres Guheimniß. (Vornehm.) Auf dieſer Welt Alles hat ein End; aber eine Bratwurſt hat zwei End, wovon ein Jedes zugebunden iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/146
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/146>, abgerufen am 07.05.2024.