Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.
wie seit einigen Tagen bekannt, hat der Prinz eine Rundreise im Lande vor, um sich eine Gemahlin zu suchen. Bei Euch fängt er an! Arrogantia und Stultitia (zugleich aufschreiend.) Ha! ich bin des Prinzen Braut. (sinken in Ohnmacht.) Heinz. Erholt euch, faßt euch Kinder! Wenn es auch noch nicht ganz bestimmt ist, daß Eine von euch der Hand des Prinzen sicher ist, so sind doch laut dieses erhabenen Briefes, in welchem eigentlich gar Nichts dergleichen geschrieben steht, die Aus- sichten und Constellationen von der Art, daß man vermuthen könnte, der Prinz sei geneigt, über das nachzudenken, was er im Sinne hat. Arrogantia. Er hat ja selbst geschrieben. Stultitia. Und selbst gesiegelt? Heinz (gerührt.) Alles -- selbst! Jch habe zwar noch nie das Glück gehabt, den Prinzen in Person zu kennen, weil ich, wie ihr wißt, seit Jahren meines Poda- gra's wegen den Hof nicht mehr besuchte und ich
wie ſeit einigen Tagen bekannt, hat der Prinz eine Rundreiſe im Lande vor, um ſich eine Gemahlin zu ſuchen. Bei Euch fängt er an! Arrogantia und Stultitia (zugleich aufſchreiend.) Ha! ich bin des Prinzen Braut. (ſinken in Ohnmacht.) Heinz. Erholt euch, faßt euch Kinder! Wenn es auch noch nicht ganz beſtimmt iſt, daß Eine von euch der Hand des Prinzen ſicher iſt, ſo ſind doch laut dieſes erhabenen Briefes, in welchem eigentlich gar Nichts dergleichen geſchrieben ſteht, die Aus- ſichten und Conſtellationen von der Art, daß man vermuthen könnte, der Prinz ſei geneigt, über das nachzudenken, was er im Sinne hat. Arrogantia. Er hat ja ſelbſt geſchrieben. Stultitia. Und ſelbſt geſiegelt? Heinz (gerührt.) Alles — ſelbſt! Jch habe zwar noch nie das Glück gehabt, den Prinzen in Perſon zu kennen, weil ich, wie ihr wißt, ſeit Jahren meines Poda- gra’s wegen den Hof nicht mehr beſuchte und ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#HEI"> <p><pb facs="#f0027" n="23"/> wie ſeit einigen Tagen bekannt, hat der Prinz eine<lb/> Rundreiſe im Lande vor, um ſich eine Gemahlin<lb/> zu ſuchen. Bei <hi rendition="#g">Euch</hi> fängt er an!</p> </sp><lb/> <sp who="#ARR_STU"> <speaker> <hi rendition="#b">Arrogantia und Stultitia</hi> </speaker> <stage>(zugleich aufſchreiend.)</stage><lb/> <p>Ha! ich bin des Prinzen Braut.</p> <stage>(ſinken in Ohnmacht.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#HEI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Heinz.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Erholt euch, faßt euch Kinder! Wenn es auch<lb/> noch nicht ganz beſtimmt iſt, daß Eine von<lb/> euch der Hand des Prinzen ſicher iſt, ſo ſind doch<lb/> laut dieſes erhabenen Briefes, in welchem eigentlich<lb/> gar Nichts dergleichen geſchrieben ſteht, die Aus-<lb/> ſichten und Conſtellationen von <hi rendition="#g">der</hi> Art, daß man<lb/> vermuthen könnte, der Prinz ſei geneigt, über <hi rendition="#g">das</hi><lb/> nachzudenken, was er im Sinne hat.</p> </sp><lb/> <sp who="#ARR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Arrogantia.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Er hat ja ſelbſt geſchrieben.</p> </sp><lb/> <sp who="#STU"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Stultitia.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und ſelbſt geſiegelt?</p> </sp><lb/> <sp who="#HEI"> <speaker> <hi rendition="#b">Heinz</hi> </speaker> <stage>(gerührt.)</stage><lb/> <p><hi rendition="#g">Alles — ſelbſt!</hi> Jch habe zwar noch nie<lb/> das Glück gehabt, den Prinzen in Perſon zu kennen,<lb/> weil ich, wie ihr wißt, ſeit Jahren meines Poda-<lb/> gra’s wegen den Hof nicht mehr beſuchte und ich<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0027]
wie ſeit einigen Tagen bekannt, hat der Prinz eine
Rundreiſe im Lande vor, um ſich eine Gemahlin
zu ſuchen. Bei Euch fängt er an!
Arrogantia und Stultitia (zugleich aufſchreiend.)
Ha! ich bin des Prinzen Braut. (ſinken in Ohnmacht.)
Heinz.
Erholt euch, faßt euch Kinder! Wenn es auch
noch nicht ganz beſtimmt iſt, daß Eine von
euch der Hand des Prinzen ſicher iſt, ſo ſind doch
laut dieſes erhabenen Briefes, in welchem eigentlich
gar Nichts dergleichen geſchrieben ſteht, die Aus-
ſichten und Conſtellationen von der Art, daß man
vermuthen könnte, der Prinz ſei geneigt, über das
nachzudenken, was er im Sinne hat.
Arrogantia.
Er hat ja ſelbſt geſchrieben.
Stultitia.
Und ſelbſt geſiegelt?
Heinz (gerührt.)
Alles — ſelbſt! Jch habe zwar noch nie
das Glück gehabt, den Prinzen in Perſon zu kennen,
weil ich, wie ihr wißt, ſeit Jahren meines Poda-
gra’s wegen den Hof nicht mehr beſuchte und ich
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