Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875. Casperl. Die Schneizelhuberin soll auch einen Sechser dazulegen, nachher könnt ihr auch noch eine Bretzen dazu haben. Unterdessen werde ich in das Leben hinausstürzen und eine Logiesuchungswanderfahrt unternehmen. Also jetzt fort, fort, hinaus! (Es klopft an die Thüre) Wer kommt denn da wieder? Thürmüller (tritt ein.) Jch bin's, Herr Casperl. Heut schon zum dritten -- aber letzten Mal. Machen S' nur gleich, daß aus'n Haus kommen. Casperl. Herr Thürmüller, das ist nicht die Manier, wie man mit gebildeten Leuten und soliden Par- theien sich zu benehmen hat. Jch weiß sehr gut, daß ich Jhr miserables Logie zu verlassen habe; allein der Anstand würde erhuischen, daß Sie mit der Modification zeitgemäßer Rücksicht auf ein Familienetablissement zweier allgemein respectirter kinder- und elternloser aber nicht sittenloser Perso- nen, wie ich und meine Gemahlin, ihre nicht un- billigen Forderungen zu rectificiren belieben möch- ten und nicht als ein wirklicher Thürmüller einem mit der Thür in's Haus fallen. Casperl. Die Schneizelhuberin ſoll auch einen Sechſer dazulegen, nachher könnt ihr auch noch eine Bretzen dazu haben. Unterdeſſen werde ich in das Leben hinausſtürzen und eine Logieſuchungswanderfahrt unternehmen. Alſo jetzt fort, fort, hinaus! (Es klopft an die Thüre) Wer kommt denn da wieder? Thürmüller (tritt ein.) Jch bin’s, Herr Casperl. Heut ſchon zum dritten — aber letzten Mal. Machen S’ nur gleich, daß aus’n Haus kommen. Casperl. Herr Thürmüller, das iſt nicht die Manier, wie man mit gebildeten Leuten und ſoliden Par- theien ſich zu benehmen hat. Jch weiß ſehr gut, daß ich Jhr miſerables Logie zu verlaſſen habe; allein der Anſtand würde erhuiſchen, daß Sie mit der Modification zeitgemäßer Rückſicht auf ein Familienetabliſſement zweier allgemein respectirter kinder- und elternloſer aber nicht ſittenloſer Perſo- nen, wie ich und meine Gemahlin, ihre nicht un- billigen Forderungen zu rectificiren belieben möch- ten und nicht als ein wirklicher Thürmüller einem mit der Thür in’s Haus fallen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0234" n="230"/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Die Schneizelhuberin ſoll auch einen Sechſer<lb/> dazulegen, nachher könnt ihr auch noch eine Bretzen<lb/> dazu haben. Unterdeſſen werde ich in das Leben<lb/> hinausſtürzen und eine Logieſuchungswanderfahrt<lb/> unternehmen. Alſo jetzt fort, fort, hinaus!</p> <stage>(Es klopft<lb/> an die Thüre)</stage> <p>Wer kommt denn da wieder?</p> </sp><lb/> <sp who="#THÜ"> <speaker> <hi rendition="#b">Thürmüller</hi> </speaker> <stage>(tritt ein.)</stage><lb/> <p><hi rendition="#g">Jch</hi> bin’s, Herr Casperl. Heut ſchon zum<lb/> dritten — aber letzten Mal. Machen S’ nur gleich,<lb/> daß aus’n Haus kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CAS"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Herr Thürmüller, <hi rendition="#g">das</hi> iſt nicht die Manier,<lb/> wie man mit gebildeten Leuten und ſoliden Par-<lb/> theien ſich zu benehmen hat. Jch weiß ſehr gut,<lb/> daß ich Jhr miſerables Logie zu verlaſſen habe;<lb/> allein der Anſtand würde <hi rendition="#g">erhuiſchen,</hi> daß Sie<lb/> mit der Modification zeitgemäßer Rückſicht auf ein<lb/> Familienetabliſſement zweier allgemein respectirter<lb/> kinder- und elternloſer aber nicht ſittenloſer Perſo-<lb/> nen, wie ich und meine Gemahlin, ihre nicht un-<lb/> billigen Forderungen zu rectificiren belieben möch-<lb/> ten und nicht als ein wirklicher <hi rendition="#g">Thürmüller</hi> einem<lb/> mit der <hi rendition="#g">Thür</hi> in’s Haus fallen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [230/0234]
Casperl.
Die Schneizelhuberin ſoll auch einen Sechſer
dazulegen, nachher könnt ihr auch noch eine Bretzen
dazu haben. Unterdeſſen werde ich in das Leben
hinausſtürzen und eine Logieſuchungswanderfahrt
unternehmen. Alſo jetzt fort, fort, hinaus! (Es klopft
an die Thüre) Wer kommt denn da wieder?
Thürmüller (tritt ein.)
Jch bin’s, Herr Casperl. Heut ſchon zum
dritten — aber letzten Mal. Machen S’ nur gleich,
daß aus’n Haus kommen.
Casperl.
Herr Thürmüller, das iſt nicht die Manier,
wie man mit gebildeten Leuten und ſoliden Par-
theien ſich zu benehmen hat. Jch weiß ſehr gut,
daß ich Jhr miſerables Logie zu verlaſſen habe;
allein der Anſtand würde erhuiſchen, daß Sie
mit der Modification zeitgemäßer Rückſicht auf ein
Familienetabliſſement zweier allgemein respectirter
kinder- und elternloſer aber nicht ſittenloſer Perſo-
nen, wie ich und meine Gemahlin, ihre nicht un-
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