Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869. Hansl. Hörst'n Schneider draussen? Grethl. Ja wenn nur der Professor auch recht viel trinkt, damit er einschlaft und wir fortkönnen. Hansl. Still, da kommt er wieder. Fleischmann (etwas benebelt.) Der Bursche ist schon toll und voll. Mittler- weile hole ich mein großes Secirmesser. Ha, ha, ha -- einen Schneider habe ich noch nicht verschna- bulirt, der muß wohl eigenthümlich schmecken! -- Es ist doch etwas Großes um die Naturwissenschaften! Sie sind es eigentlich, die uns am Gründlichsten auf den Realismus hinweisen. Jnsoferne nämlich die Philosophie den Geist in die Höhen und Tiefen eines potenzirten Jdealismus führt, wodurch wir den realen Boden, die physische Basis, verlieren, sonach unsere Forschungen unhaltbar werden, indem sie sich in Hy- pothesen labyrintisch verirren, ist es andererseits die die Naturwissenschaft, deren Studium am Objekte ohne Hypertendenz festhält. Wie können nicht irren! Die Wirklichkeit fesselt unsere Beobachtung und Hansl. Hörſt’n Schneider drauſſen? Grethl. Ja wenn nur der Profeſſor auch recht viel trinkt, damit er einſchlaft und wir fortkönnen. Hansl. Still, da kommt er wieder. Fleiſchmann (etwas benebelt.) Der Burſche iſt ſchon toll und voll. Mittler- weile hole ich mein großes Secirmeſſer. Ha, ha, ha — einen Schneider habe ich noch nicht verſchna- bulirt, der muß wohl eigenthümlich ſchmecken! — Es iſt doch etwas Großes um die Naturwiſſenſchaften! Sie ſind es eigentlich, die uns am Gründlichſten auf den Realismus hinweiſen. Jnſoferne nämlich die Philoſophie den Geiſt in die Höhen und Tiefen eines potenzirten Jdealismus führt, wodurch wir den realen Boden, die phyſiſche Baſis, verlieren, ſonach unſere Forſchungen unhaltbar werden, indem ſie ſich in Hy- potheſen labyrintiſch verirren, iſt es andererſeits die die Naturwiſſenſchaft, deren Studium am Objekte ohne Hypertendenz feſthält. Wie können nicht irren! Die Wirklichkeit feſſelt unſere Beobachtung und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0031" n="27"/> <sp who="#HANSL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hansl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Hörſt’n Schneider drauſſen?</p> </sp><lb/> <sp who="#GRETHEL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Grethl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja wenn nur der Profeſſor auch recht viel trinkt,<lb/> damit er einſchlaft und wir fortkönnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HANSL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Hansl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Still, da kommt er wieder.</p> </sp><lb/> <sp who="#FLE"> <speaker> <hi rendition="#b">Fleiſchmann</hi> </speaker> <stage>(etwas benebelt.)</stage><lb/> <p>Der Burſche iſt ſchon toll und voll. Mittler-<lb/> weile hole ich mein großes Secirmeſſer. Ha, ha,<lb/> ha — einen Schneider habe ich noch nicht verſchna-<lb/> bulirt, der muß wohl eigenthümlich ſchmecken! —<lb/> Es iſt doch etwas Großes um die Naturwiſſenſchaften!<lb/> Sie ſind es eigentlich, die uns am Gründlichſten auf<lb/> den <hi rendition="#g">Realismus</hi> hinweiſen. Jnſoferne nämlich die<lb/> Philoſophie den Geiſt in die Höhen und Tiefen eines<lb/> potenzirten Jdealismus führt, wodurch wir den <hi rendition="#g">realen</hi><lb/> Boden, die phyſiſche Baſis, verlieren, ſonach unſere<lb/> Forſchungen unhaltbar werden, indem ſie ſich in Hy-<lb/> potheſen labyrintiſch verirren, iſt es andererſeits die<lb/> die Naturwiſſenſchaft, deren Studium am <hi rendition="#g">Objekte</hi><lb/> ohne Hypertendenz feſthält. Wie können nicht irren!<lb/> Die <hi rendition="#g">Wirklichkeit</hi> feſſelt unſere Beobachtung und<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0031]
Hansl.
Hörſt’n Schneider drauſſen?
Grethl.
Ja wenn nur der Profeſſor auch recht viel trinkt,
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Hansl.
Still, da kommt er wieder.
Fleiſchmann (etwas benebelt.)
Der Burſche iſt ſchon toll und voll. Mittler-
weile hole ich mein großes Secirmeſſer. Ha, ha,
ha — einen Schneider habe ich noch nicht verſchna-
bulirt, der muß wohl eigenthümlich ſchmecken! —
Es iſt doch etwas Großes um die Naturwiſſenſchaften!
Sie ſind es eigentlich, die uns am Gründlichſten auf
den Realismus hinweiſen. Jnſoferne nämlich die
Philoſophie den Geiſt in die Höhen und Tiefen eines
potenzirten Jdealismus führt, wodurch wir den realen
Boden, die phyſiſche Baſis, verlieren, ſonach unſere
Forſchungen unhaltbar werden, indem ſie ſich in Hy-
potheſen labyrintiſch verirren, iſt es andererſeits die
die Naturwiſſenſchaft, deren Studium am Objekte
ohne Hypertendenz feſthält. Wie können nicht irren!
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