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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

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Frau Werner.
Friedrich Walter -- nicht wahr? Sie sind der
Jugendfreund meines unvergeßlichen Mannes? Wie
oft sprach er von Jhnen!
Walter.
Allerdings, ich bin es. Es wird Jhnen wohl
bekannt sein, daß ich mich vor sechs Jahren auf
Reisen begab. Jch zweifle nicht, daß mein alter
Freund, wenn er meiner erwähnte, auch davon
gesprochen haben mag.
Frau Werner.
Ja wohl. Er erzählte mir, daß Sie die Jhnen
in Fülle gebotenen Mittel auf das Edelste zu ver-
wenden pflegten und sich auf eine Reise begeben
haben, um Jhre Kenntnisse in den Naturwissen-
schaften zu bereichern.
Walter.
Jch danke Gott, daß er mir zu meinem Reich-
thum auch den Sinn für edle Bestrebung gewährt
hat. Beides sind Gaben des Himmels. -- Bei
meiner Rückkehr aus dem Oriente war es mein
Erstes, meinen theuren Carl Werner aufzusuchen.
Jch reiste sogleich hieher. -- Jm Gasthofe, wo ich
gestern früh abstieg, erfuhr ich die erschütternde Nach-
richt, daß der treffliche Mann schon vor zwei Jah-
Frau Werner.
Friedrich Walter — nicht wahr? Sie ſind der
Jugendfreund meines unvergeßlichen Mannes? Wie
oft ſprach er von Jhnen!
Walter.
Allerdings, ich bin es. Es wird Jhnen wohl
bekannt ſein, daß ich mich vor ſechs Jahren auf
Reiſen begab. Jch zweifle nicht, daß mein alter
Freund, wenn er meiner erwähnte, auch davon
geſprochen haben mag.
Frau Werner.
Ja wohl. Er erzählte mir, daß Sie die Jhnen
in Fülle gebotenen Mittel auf das Edelſte zu ver-
wenden pflegten und ſich auf eine Reiſe begeben
haben, um Jhre Kenntniſſe in den Naturwiſſen-
ſchaften zu bereichern.
Walter.
Jch danke Gott, daß er mir zu meinem Reich-
thum auch den Sinn für edle Beſtrebung gewährt
hat. Beides ſind Gaben des Himmels. — Bei
meiner Rückkehr aus dem Oriente war es mein
Erſtes, meinen theuren Carl Werner aufzuſuchen.
Jch reiste ſogleich hieher. — Jm Gaſthofe, wo ich
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[77/0097] Frau Werner. Friedrich Walter — nicht wahr? Sie ſind der Jugendfreund meines unvergeßlichen Mannes? Wie oft ſprach er von Jhnen! Walter. Allerdings, ich bin es. Es wird Jhnen wohl bekannt ſein, daß ich mich vor ſechs Jahren auf Reiſen begab. Jch zweifle nicht, daß mein alter Freund, wenn er meiner erwähnte, auch davon geſprochen haben mag. Frau Werner. Ja wohl. Er erzählte mir, daß Sie die Jhnen in Fülle gebotenen Mittel auf das Edelſte zu ver- wenden pflegten und ſich auf eine Reiſe begeben haben, um Jhre Kenntniſſe in den Naturwiſſen- ſchaften zu bereichern. Walter. Jch danke Gott, daß er mir zu meinem Reich- thum auch den Sinn für edle Beſtrebung gewährt hat. Beides ſind Gaben des Himmels. — Bei meiner Rückkehr aus dem Oriente war es mein Erſtes, meinen theuren Carl Werner aufzuſuchen. Jch reiste ſogleich hieher. — Jm Gaſthofe, wo ich geſtern früh abſtieg, erfuhr ich die erſchütternde Nach- richt, daß der treffliche Mann ſchon vor zwei Jah-

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/97>, abgerufen am 02.05.2024.