Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Mobed. Jch weckte dich, liebe Tochter; denn raschen Fluges enteilt die Zeit und wir müssen sie benützen. Myrrha. Sprich -- was soll ich hören? Was soll mit mir geschehen? Mobed. Der arme Prinz Herbed wird heute noch dieß Haus betreten. Jch sah dieß voraus und deßhalb veranlaßte ich selbst deinen Raub und daß du hieher gebracht würdest. Er ist durch den Zauber des Ringes, den ich ihm seiner verderblichen Ein- wirkung wegen vorenthielt und zu dessen Besitz er nur durch Moschopulos Tücke gelangt ist, verblen- det. Der Wahn angeblicher Weisheit hat ihn mit Stolz und Hochmuth erfüllt, während er nur durch Demuth zu seinem Ziele gelangt wäre; denn nur mit dieser kann meine Magie vereint wirken. Jch hab nur Ein Mittel, das ich in diesem Falle zu seinem Besten anwenden kann. Sieh hier diese Rose. Sie wuchs in meinem den Göttern geweih- ten Garten, in welchem ich den Strauch mit Brah- ma's Segen gepflanzt. Jhr Duft verbreitet Liebe Mobed. Jch weckte dich, liebe Tochter; denn raſchen Fluges enteilt die Zeit und wir müſſen ſie benützen. Myrrha. Sprich — was ſoll ich hören? Was ſoll mit mir geſchehen? Mobed. Der arme Prinz Herbed wird heute noch dieß Haus betreten. Jch ſah dieß voraus und deßhalb veranlaßte ich ſelbſt deinen Raub und daß du hieher gebracht würdeſt. Er iſt durch den Zauber des Ringes, den ich ihm ſeiner verderblichen Ein- wirkung wegen vorenthielt und zu deſſen Beſitz er nur durch Moſchopulos Tücke gelangt iſt, verblen- det. Der Wahn angeblicher Weisheit hat ihn mit Stolz und Hochmuth erfüllt, während er nur durch Demuth zu ſeinem Ziele gelangt wäre; denn nur mit dieſer kann meine Magie vereint wirken. Jch hab nur Ein Mittel, das ich in dieſem Falle zu ſeinem Beſten anwenden kann. Sieh hier dieſe Roſe. Sie wuchs in meinem den Göttern geweih- ten Garten, in welchem ich den Strauch mit Brah- ma’s Segen gepflanzt. Jhr Duft verbreitet Liebe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0282" n="262"/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch weckte dich, liebe Tochter; denn raſchen<lb/> Fluges enteilt die Zeit und wir müſſen ſie benützen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MYR"> <speaker> <hi rendition="#c">Myrrha.</hi> </speaker><lb/> <p>Sprich — was ſoll ich hören? Was ſoll mit<lb/> mir geſchehen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>Der arme Prinz Herbed wird heute noch dieß<lb/> Haus betreten. Jch ſah dieß voraus und deßhalb<lb/> veranlaßte ich ſelbſt deinen Raub und daß du<lb/> hieher gebracht würdeſt. Er iſt durch den Zauber<lb/> des Ringes, den ich ihm ſeiner verderblichen Ein-<lb/> wirkung wegen vorenthielt und zu deſſen Beſitz er<lb/> nur durch Moſchopulos Tücke gelangt iſt, verblen-<lb/> det. Der Wahn angeblicher Weisheit hat ihn mit<lb/> Stolz und Hochmuth erfüllt, während er nur durch<lb/> Demuth zu ſeinem Ziele gelangt wäre; denn nur<lb/> mit <hi rendition="#g">dieſer</hi> kann meine Magie vereint wirken.<lb/> Jch hab nur Ein Mittel, das ich in dieſem Falle<lb/> zu ſeinem Beſten anwenden kann. Sieh hier dieſe<lb/> Roſe. Sie wuchs in meinem den Göttern geweih-<lb/> ten Garten, in welchem ich den Strauch mit Brah-<lb/> ma’s Segen gepflanzt. Jhr Duft verbreitet Liebe<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [262/0282]
Mobed.
Jch weckte dich, liebe Tochter; denn raſchen
Fluges enteilt die Zeit und wir müſſen ſie benützen.
Myrrha.
Sprich — was ſoll ich hören? Was ſoll mit
mir geſchehen?
Mobed.
Der arme Prinz Herbed wird heute noch dieß
Haus betreten. Jch ſah dieß voraus und deßhalb
veranlaßte ich ſelbſt deinen Raub und daß du
hieher gebracht würdeſt. Er iſt durch den Zauber
des Ringes, den ich ihm ſeiner verderblichen Ein-
wirkung wegen vorenthielt und zu deſſen Beſitz er
nur durch Moſchopulos Tücke gelangt iſt, verblen-
det. Der Wahn angeblicher Weisheit hat ihn mit
Stolz und Hochmuth erfüllt, während er nur durch
Demuth zu ſeinem Ziele gelangt wäre; denn nur
mit dieſer kann meine Magie vereint wirken.
Jch hab nur Ein Mittel, das ich in dieſem Falle
zu ſeinem Beſten anwenden kann. Sieh hier dieſe
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/282>, abgerufen am 27.07.2024. |