Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
wir hier glücklich Ueberstandenes besprechen, schwebt
vielleicht des Feindes scharfes Schwert über seinem
Haupte!
Ottilie.
Dergleichen sind wir Rittersfrauen ja gewohnt,
wie oft zieht Theobald aus und läßt mich in der
Herzensangst zurück, ob er wieder lebend heimkehre
oder ob sie ihn, eine Leiche -- mir wiederbringen.
Agnes.
Aber dießmal, Frau Rosalinde, ist's als ob ein
Engel uns alle Bangigkeit genommen hätte. Mein
Vater wird siegen, Euch zu lieb, edle Frau, die
Jhr uns gerettet habt.
Rosalinde (tritt ans Fenster.)
Seht! dort ragt der Thurm der hohen Warte
aus dem Tannengrün heraus. Auf dem nächsten
Pfade reitet Einer in einem halben Stündlein hin-
über und darum bin ich ja keines Augenblicks sicher,
daß der böse Ritter Ulrich mich überfällt.
Ottilie.
Wohl ist Euch die Gefahr nahe; denn dort
haust ja der Wolf in seiner Höhle. Doch wie?
seht Jhr nichts? da steigt ja Rauch auf!

(Die Mädchen eilen auch zum Fenster.)
11*
wir hier glücklich Ueberſtandenes beſprechen, ſchwebt
vielleicht des Feindes ſcharfes Schwert über ſeinem
Haupte!
Ottilie.
Dergleichen ſind wir Rittersfrauen ja gewohnt,
wie oft zieht Theobald aus und läßt mich in der
Herzensangſt zurück, ob er wieder lebend heimkehre
oder ob ſie ihn, eine Leiche — mir wiederbringen.
Agnes.
Aber dießmal, Frau Roſalinde, iſt’s als ob ein
Engel uns alle Bangigkeit genommen hätte. Mein
Vater wird ſiegen, Euch zu lieb, edle Frau, die
Jhr uns gerettet habt.
Roſalinde (tritt ans Fenſter.)
Seht! dort ragt der Thurm der hohen Warte
aus dem Tannengrün heraus. Auf dem nächſten
Pfade reitet Einer in einem halben Stündlein hin-
über und darum bin ich ja keines Augenblicks ſicher,
daß der böſe Ritter Ulrich mich überfällt.
Ottilie.
Wohl iſt Euch die Gefahr nahe; denn dort
hauſt ja der Wolf in ſeiner Höhle. Doch wie?
ſeht Jhr nichts? da ſteigt ja Rauch auf!

(Die Mädchen eilen auch zum Fenſter.)
11*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <sp who="#ROSAP">
              <p><pb facs="#f0183" n="163"/>
wir hier glücklich Ueber&#x017F;tandenes be&#x017F;prechen, &#x017F;chwebt<lb/>
vielleicht des Feindes &#x017F;charfes Schwert über &#x017F;einem<lb/>
Haupte!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#OTT">
              <speaker> <hi rendition="#c">Ottilie.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Dergleichen &#x017F;ind wir Rittersfrauen ja gewohnt,<lb/>
wie oft zieht Theobald aus und läßt mich in der<lb/>
Herzensang&#x017F;t zurück, ob er wieder lebend heimkehre<lb/>
oder ob &#x017F;ie ihn, eine Leiche &#x2014; mir wiederbringen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#AGN">
              <speaker> <hi rendition="#c">Agnes.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Aber dießmal, Frau Ro&#x017F;alinde, i&#x017F;t&#x2019;s als ob ein<lb/>
Engel uns alle Bangigkeit genommen hätte. Mein<lb/>
Vater wird &#x017F;iegen, <hi rendition="#g">Euch</hi> zu lieb, edle Frau, die<lb/><hi rendition="#g">Jhr uns</hi> gerettet habt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ROSAP">
              <speaker>Ro&#x017F;alinde</speaker>
              <stage>(tritt ans Fen&#x017F;ter.)</stage><lb/>
              <p>Seht! dort ragt der Thurm der hohen Warte<lb/>
aus dem Tannengrün heraus. Auf dem näch&#x017F;ten<lb/>
Pfade reitet Einer in einem halben Stündlein hin-<lb/>
über und darum bin ich ja keines Augenblicks &#x017F;icher,<lb/>
daß der bö&#x017F;e Ritter Ulrich mich überfällt.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#OTT">
              <speaker> <hi rendition="#c">Ottilie.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Wohl i&#x017F;t Euch die Gefahr nahe; denn dort<lb/>
hau&#x017F;t ja der Wolf in &#x017F;einer Höhle. Doch wie?<lb/>
&#x017F;eht Jhr nichts? da &#x017F;teigt ja Rauch auf!</p><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(Die Mädchen eilen auch zum Fen&#x017F;ter.)</hi> </stage>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">11*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0183] wir hier glücklich Ueberſtandenes beſprechen, ſchwebt vielleicht des Feindes ſcharfes Schwert über ſeinem Haupte! Ottilie. Dergleichen ſind wir Rittersfrauen ja gewohnt, wie oft zieht Theobald aus und läßt mich in der Herzensangſt zurück, ob er wieder lebend heimkehre oder ob ſie ihn, eine Leiche — mir wiederbringen. Agnes. Aber dießmal, Frau Roſalinde, iſt’s als ob ein Engel uns alle Bangigkeit genommen hätte. Mein Vater wird ſiegen, Euch zu lieb, edle Frau, die Jhr uns gerettet habt. Roſalinde (tritt ans Fenſter.) Seht! dort ragt der Thurm der hohen Warte aus dem Tannengrün heraus. Auf dem nächſten Pfade reitet Einer in einem halben Stündlein hin- über und darum bin ich ja keines Augenblicks ſicher, daß der böſe Ritter Ulrich mich überfällt. Ottilie. Wohl iſt Euch die Gefahr nahe; denn dort hauſt ja der Wolf in ſeiner Höhle. Doch wie? ſeht Jhr nichts? da ſteigt ja Rauch auf! (Die Mädchen eilen auch zum Fenſter.) 11*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/183
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/183>, abgerufen am 24.11.2024.