Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Theobald. War mir doch Euer verblichener Gemahl im- mer und allezeit ein treuer Genoß und hab' ich in Gemeinschaft mit ihm manchen Strauß bestan- den, wie sollt ich nit um so mehr seiner verlasse- nen Frau Wittib in Röthen beistehen wollen? Wollt über mich verfügen, edle Frau. Rosalinde. Wenn Jhr gestattet, so mag mein Töchterlein in das Kemenat zu Euern Frauen gehen und ich will Euch dann mein Anliegen vortragen. Theobald. Wie's Euch belieben mag. Fräulein Emma tretet nur den Gang entlang das Trepplein hinauf; dort findet ihr mein Weib und Kind. Emma. So Jhr's gestattet, Herr, will ich den Frauen zur Last fallen. (ab.) Rosalinde. Nun erlaubt, daß ich Euch mein Anheben vor- trage: Bald nach meines Adalrich schmerzhaftem Tode -- ihr wißt, daß er an einer bösen Wunde gestorben -- drängte unser Nachbar Ritter Ulrich auf der Wart in mich, ich solle ihm, wie ihm nach Theobald. War mir doch Euer verblichener Gemahl im- mer und allezeit ein treuer Genoß und hab’ ich in Gemeinſchaft mit ihm manchen Strauß beſtan- den, wie ſollt ich nit um ſo mehr ſeiner verlaſſe- nen Frau Wittib in Röthen beiſtehen wollen? Wollt über mich verfügen, edle Frau. Roſalinde. Wenn Jhr geſtattet, ſo mag mein Töchterlein in das Kemenat zu Euern Frauen gehen und ich will Euch dann mein Anliegen vortragen. Theobald. Wie’s Euch belieben mag. Fräulein Emma tretet nur den Gang entlang das Trepplein hinauf; dort findet ihr mein Weib und Kind. Emma. So Jhr’s geſtattet, Herr, will ich den Frauen zur Laſt fallen. (ab.) Roſalinde. Nun erlaubt, daß ich Euch mein Anheben vor- trage: Bald nach meines Adalrich ſchmerzhaftem Tode — ihr wißt, daß er an einer böſen Wunde geſtorben — drängte unſer Nachbar Ritter Ulrich auf der Wart in mich, ich ſolle ihm, wie ihm nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0136" n="116"/> <sp who="#THE"> <speaker> <hi rendition="#c">Theobald.</hi> </speaker><lb/> <p>War mir doch Euer verblichener Gemahl im-<lb/> mer und allezeit ein treuer Genoß und hab’ ich<lb/> in Gemeinſchaft mit ihm manchen Strauß beſtan-<lb/> den, wie ſollt ich nit um ſo mehr ſeiner verlaſſe-<lb/> nen Frau Wittib in Röthen beiſtehen wollen?<lb/> Wollt über mich verfügen, edle Frau.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROSAP"> <speaker> <hi rendition="#c">Roſalinde.</hi> </speaker><lb/> <p>Wenn Jhr geſtattet, ſo mag mein Töchterlein<lb/> in das Kemenat zu Euern Frauen gehen und ich will<lb/> Euch dann mein Anliegen vortragen.</p> </sp><lb/> <sp who="#THE"> <speaker> <hi rendition="#c">Theobald.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie’s Euch belieben mag. Fräulein Emma<lb/> tretet nur den Gang entlang das Trepplein hinauf;<lb/> dort findet ihr mein Weib und Kind.</p> </sp><lb/> <sp who="#EMM"> <speaker> <hi rendition="#c">Emma.</hi> </speaker><lb/> <p>So Jhr’s geſtattet, Herr, will ich den Frauen<lb/> zur Laſt fallen.</p> <stage> <hi rendition="#et">(ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ROSAP"> <speaker> <hi rendition="#c">Roſalinde.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun erlaubt, daß ich Euch mein Anheben vor-<lb/> trage: Bald nach meines Adalrich ſchmerzhaftem<lb/> Tode — ihr wißt, daß er an einer böſen Wunde<lb/> geſtorben — drängte unſer Nachbar Ritter Ulrich<lb/> auf der Wart in mich, ich ſolle ihm, wie ihm nach<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0136]
Theobald.
War mir doch Euer verblichener Gemahl im-
mer und allezeit ein treuer Genoß und hab’ ich
in Gemeinſchaft mit ihm manchen Strauß beſtan-
den, wie ſollt ich nit um ſo mehr ſeiner verlaſſe-
nen Frau Wittib in Röthen beiſtehen wollen?
Wollt über mich verfügen, edle Frau.
Roſalinde.
Wenn Jhr geſtattet, ſo mag mein Töchterlein
in das Kemenat zu Euern Frauen gehen und ich will
Euch dann mein Anliegen vortragen.
Theobald.
Wie’s Euch belieben mag. Fräulein Emma
tretet nur den Gang entlang das Trepplein hinauf;
dort findet ihr mein Weib und Kind.
Emma.
So Jhr’s geſtattet, Herr, will ich den Frauen
zur Laſt fallen. (ab.)
Roſalinde.
Nun erlaubt, daß ich Euch mein Anheben vor-
trage: Bald nach meines Adalrich ſchmerzhaftem
Tode — ihr wißt, daß er an einer böſen Wunde
geſtorben — drängte unſer Nachbar Ritter Ulrich
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/136>, abgerufen am 25.06.2024. |