Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Ottilie. Wer möchte so was vergessen? Aber es ist Ritterpflicht das Recht zu schützen; was wollte das wehrlose Volk anfangen, nähmen sich die edlen Burgherren mit Schwert und Lanze nicht drum an? Das wissen aber auch die bösen Gesellen und der wackere Falkenburger ist ihnen ein Dorn im Aug; denn wenn der mit seinem Häuflein umreitet, dann ist's nichts mit dem Rauben und Brandschatzen. Agnes (in die Höhe schauend). Ei sieh, Mutter, da kreist über uns in den Lüften ein gewaltiger Geyer. Ottilie. Auch so ein Raubgesell! Agnes. Jetzt stößt er dort herab auf die große Buche. O weh, ein Täubchen fliegt auf, dem will er an. Ottilie (blickt auf.) Nichts da! Der Räuber ist getroffen. Hörst du nicht einer Armbrust hellen Klang? Agnes. Sieh, Mutter, er sinkt! Ottilie. Wer möchte ſo was vergeſſen? Aber es iſt Ritterpflicht das Recht zu ſchützen; was wollte das wehrloſe Volk anfangen, nähmen ſich die edlen Burgherren mit Schwert und Lanze nicht drum an? Das wiſſen aber auch die böſen Geſellen und der wackere Falkenburger iſt ihnen ein Dorn im Aug; denn wenn der mit ſeinem Häuflein umreitet, dann iſt’s nichts mit dem Rauben und Brandſchatzen. Agnes (in die Höhe ſchauend). Ei ſieh, Mutter, da kreist über uns in den Lüften ein gewaltiger Geyer. Ottilie. Auch ſo ein Raubgeſell! Agnes. Jetzt ſtößt er dort herab auf die große Buche. O weh, ein Täubchen fliegt auf, dem will er an. Ottilie (blickt auf.) Nichts da! Der Räuber iſt getroffen. Hörſt du nicht einer Armbruſt hellen Klang? Agnes. Sieh, Mutter, er ſinkt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0131" n="111"/> <sp who="#OTT"> <speaker> <hi rendition="#c">Ottilie.</hi> </speaker><lb/> <p>Wer möchte ſo was vergeſſen? Aber es iſt<lb/> Ritterpflicht das Recht zu ſchützen; was wollte das<lb/> wehrloſe Volk anfangen, nähmen ſich die edlen<lb/> Burgherren mit Schwert und Lanze nicht drum<lb/> an? Das wiſſen aber auch die böſen Geſellen<lb/> und der wackere Falkenburger iſt ihnen ein Dorn<lb/> im Aug; denn wenn <hi rendition="#g">der</hi> mit ſeinem Häuflein<lb/> umreitet, dann iſt’s nichts mit dem Rauben und<lb/> Brandſchatzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker>Agnes</speaker> <stage>(in die Höhe ſchauend).</stage><lb/> <p>Ei ſieh, Mutter, da kreist über uns in den<lb/> Lüften ein gewaltiger Geyer.</p> </sp><lb/> <sp who="#OTT"> <speaker> <hi rendition="#c">Ottilie.</hi> </speaker><lb/> <p>Auch ſo ein Raubgeſell!</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker> <hi rendition="#c">Agnes.</hi> </speaker><lb/> <p>Jetzt ſtößt er dort herab auf die große Buche.<lb/> O weh, ein Täubchen fliegt auf, dem will er an.</p> </sp><lb/> <sp who="#OTT"> <speaker>Ottilie</speaker> <stage>(blickt auf.)</stage><lb/> <p>Nichts da! Der Räuber iſt getroffen. Hörſt<lb/> du nicht einer Armbruſt hellen Klang?</p> </sp><lb/> <sp who="#AGN"> <speaker> <hi rendition="#c">Agnes.</hi> </speaker><lb/> <p>Sieh, Mutter, er ſinkt!</p><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0131]
Ottilie.
Wer möchte ſo was vergeſſen? Aber es iſt
Ritterpflicht das Recht zu ſchützen; was wollte das
wehrloſe Volk anfangen, nähmen ſich die edlen
Burgherren mit Schwert und Lanze nicht drum
an? Das wiſſen aber auch die böſen Geſellen
und der wackere Falkenburger iſt ihnen ein Dorn
im Aug; denn wenn der mit ſeinem Häuflein
umreitet, dann iſt’s nichts mit dem Rauben und
Brandſchatzen.
Agnes (in die Höhe ſchauend).
Ei ſieh, Mutter, da kreist über uns in den
Lüften ein gewaltiger Geyer.
Ottilie.
Auch ſo ein Raubgeſell!
Agnes.
Jetzt ſtößt er dort herab auf die große Buche.
O weh, ein Täubchen fliegt auf, dem will er an.
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/131>, abgerufen am 26.06.2024. |