Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
mich in einen Bären, wie du siehst, edler Prinz. Lasse dich also auf keinen Kampf mit ihm ein, um Prinzessin Lilienweiß zu befreien. Rosenroth. Furchtbares Geschick für einen Ritter so vor- nehmen Geschlechtes. Bär. Höre weiter! Nachdem ich in diese scheußliche Gestalt verzaubert war, sagte mir der Zauberer höhnisch: "Kühner Ritter, nun Bär, hättest du ge- "wußt, daß die verzauberten Fräulein durch die Be- "rührung mit einem Zweige der Wundereiche zu "retten wären, ja meine Macht selbst dadurch gelähmt "werden könne, so würdest du sicherlich den kühnen "und erfolglosen Kampf mit mir nicht gewagt haben. "Nun trage deine Qual in der Bärenhaut." Dies die Worte des Zauberers. Rosenroth. O sage, theurer Ritter, sage, wo dieser Wunder- baum steht und wie ich einen Zweig desselben zu pflücken vermag. Bär. Die Eiche, welche die Fee Liebinniglich gepflanzt hat, steht einsam im schauerlichen Schlangenthale und ist von einem feuerspeienden Drachen bewacht,
mich in einen Bären, wie du ſiehſt, edler Prinz. Laſſe dich alſo auf keinen Kampf mit ihm ein, um Prinzeſſin Lilienweiß zu befreien. Roſenroth. Furchtbares Geſchick für einen Ritter ſo vor- nehmen Geſchlechtes. Bär. Höre weiter! Nachdem ich in dieſe ſcheußliche Geſtalt verzaubert war, ſagte mir der Zauberer höhniſch: „Kühner Ritter, nun Bär, hätteſt du ge- „wußt, daß die verzauberten Fräulein durch die Be- „rührung mit einem Zweige der Wundereiche zu „retten wären, ja meine Macht ſelbſt dadurch gelähmt „werden könne, ſo würdeſt du ſicherlich den kühnen „und erfolgloſen Kampf mit mir nicht gewagt haben. „Nun trage deine Qual in der Bärenhaut.‟ Dies die Worte des Zauberers. Roſenroth. O ſage, theurer Ritter, ſage, wo dieſer Wunder- baum ſteht und wie ich einen Zweig desſelben zu pflücken vermag. Bär. Die Eiche, welche die Fee Liebinniglich gepflanzt hat, ſteht einſam im ſchauerlichen Schlangenthale und iſt von einem feuerſpeienden Drachen bewacht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#BÄR"> <p><pb facs="#f0031" n="25"/> mich in einen Bären, wie du ſiehſt, edler Prinz.<lb/> Laſſe dich alſo auf keinen Kampf mit ihm ein,<lb/> um Prinzeſſin Lilienweiß zu befreien.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROS"> <speaker> <hi rendition="#c">Roſenroth.</hi> </speaker><lb/> <p>Furchtbares Geſchick für einen Ritter ſo vor-<lb/> nehmen Geſchlechtes.</p> </sp><lb/> <sp who="#BÄR"> <speaker> <hi rendition="#c">Bär.</hi> </speaker><lb/> <p>Höre weiter! Nachdem ich in dieſe ſcheußliche<lb/> Geſtalt verzaubert war, ſagte mir der Zauberer<lb/> höhniſch: „Kühner Ritter, nun Bär, hätteſt du ge-<lb/> „wußt, daß die verzauberten Fräulein durch die Be-<lb/> „rührung mit einem Zweige der Wundereiche zu<lb/> „retten wären, ja meine Macht ſelbſt dadurch gelähmt<lb/> „werden könne, ſo würdeſt du ſicherlich den kühnen<lb/> „und erfolgloſen Kampf mit mir nicht gewagt haben.<lb/> „Nun trage deine Qual in der Bärenhaut.‟ Dies<lb/> die Worte des Zauberers.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROS"> <speaker> <hi rendition="#c">Roſenroth.</hi> </speaker><lb/> <p>O ſage, theurer Ritter, ſage, wo dieſer Wunder-<lb/> baum ſteht und wie ich einen Zweig desſelben zu<lb/> pflücken vermag.</p> </sp><lb/> <sp who="#BÄR"> <speaker> <hi rendition="#c">Bär.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Eiche, welche die Fee Liebinniglich gepflanzt<lb/> hat, ſteht einſam im ſchauerlichen Schlangenthale<lb/> und iſt von einem feuerſpeienden Drachen bewacht,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0031]
mich in einen Bären, wie du ſiehſt, edler Prinz.
Laſſe dich alſo auf keinen Kampf mit ihm ein,
um Prinzeſſin Lilienweiß zu befreien.
Roſenroth.
Furchtbares Geſchick für einen Ritter ſo vor-
nehmen Geſchlechtes.
Bär.
Höre weiter! Nachdem ich in dieſe ſcheußliche
Geſtalt verzaubert war, ſagte mir der Zauberer
höhniſch: „Kühner Ritter, nun Bär, hätteſt du ge-
„wußt, daß die verzauberten Fräulein durch die Be-
„rührung mit einem Zweige der Wundereiche zu
„retten wären, ja meine Macht ſelbſt dadurch gelähmt
„werden könne, ſo würdeſt du ſicherlich den kühnen
„und erfolgloſen Kampf mit mir nicht gewagt haben.
„Nun trage deine Qual in der Bärenhaut.‟ Dies
die Worte des Zauberers.
Roſenroth.
O ſage, theurer Ritter, ſage, wo dieſer Wunder-
baum ſteht und wie ich einen Zweig desſelben zu
pflücken vermag.
Bär.
Die Eiche, welche die Fee Liebinniglich gepflanzt
hat, ſteht einſam im ſchauerlichen Schlangenthale
und iſt von einem feuerſpeienden Drachen bewacht,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |