Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Christoph. Jch sage Euch, daß es hier im Hause gar nicht theuer ist, weder des Abends, noch Mittags noch Morgens. Die Gäste loben den Preis und sagen stets: Wenn auch euer Wein sauer ist, so ist er doch wohlfeil und nach meiner dummen Ansicht ist ein saurer Wein immer besser schlecht bezahlt als ein guter mit Verdruß getrunken. Minnamunt. Du kaunst mir wohl den Weg angeben, der zu dem Zauberwalde führt? Christoph. Ob ich's nicht kann! Da schaut einmal zum Fenster hinaus. Rechts um die alte Eiche dort, dann links durch den Sumpf, dann gradaus über die lange Wiese, dann obenauf über den Hügel, auf dem der Galgen steht, und abwärts durch den Fluß, dann etwas mehr rechts und dann wieder links um den Tannenwald und noch drei Stunden geritten oder gegangen -- dann seid Jhr auf dem rechten Wege. Seht hier an der Wand das Bild. Es ist die schlafende Prinzessin, das liebe schöne Dornröslein! Chriſtoph. Jch ſage Euch, daß es hier im Hauſe gar nicht theuer iſt, weder des Abends, noch Mittags noch Morgens. Die Gäſte loben den Preis und ſagen ſtets: Wenn auch euer Wein ſauer iſt, ſo iſt er doch wohlfeil und nach meiner dummen Anſicht iſt ein ſaurer Wein immer beſſer ſchlecht bezahlt als ein guter mit Verdruß getrunken. Minnamunt. Du kaunſt mir wohl den Weg angeben, der zu dem Zauberwalde führt? Chriſtoph. Ob ich’s nicht kann! Da ſchaut einmal zum Fenſter hinaus. Rechts um die alte Eiche dort, dann links durch den Sumpf, dann gradaus über die lange Wieſe, dann obenauf über den Hügel, auf dem der Galgen ſteht, und abwärts durch den Fluß, dann etwas mehr rechts und dann wieder links um den Tannenwald und noch drei Stunden geritten oder gegangen — dann ſeid Jhr auf dem rechten Wege. Seht hier an der Wand das Bild. Es iſt die ſchlafende Prinzeſſin, das liebe ſchöne Dornröslein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0271" n="265"/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#c">Chriſtoph.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch ſage Euch, daß es hier im Hauſe gar nicht<lb/> theuer iſt, weder des Abends, noch Mittags noch<lb/> Morgens. Die Gäſte loben den Preis und ſagen<lb/> ſtets: Wenn auch euer Wein ſauer iſt, ſo iſt er<lb/> doch wohlfeil und nach meiner dummen Anſicht iſt<lb/> ein ſaurer Wein immer beſſer ſchlecht bezahlt als<lb/> ein guter mit Verdruß getrunken.</p> </sp><lb/> <sp who="#MIN"> <speaker> <hi rendition="#c">Minnamunt.</hi> </speaker><lb/> <p>Du kaunſt mir wohl den Weg angeben, der zu<lb/> dem Zauberwalde führt?</p> </sp><lb/> <sp who="#CHR"> <speaker> <hi rendition="#c">Chriſtoph.</hi> </speaker><lb/> <p>Ob ich’s nicht kann! Da ſchaut einmal zum<lb/> Fenſter hinaus. Rechts um die alte Eiche dort,<lb/> dann links durch den Sumpf, dann gradaus über<lb/> die lange Wieſe, dann obenauf über den Hügel,<lb/> auf dem der Galgen ſteht, und abwärts durch den<lb/> Fluß, dann etwas mehr rechts und dann wieder<lb/> links um den Tannenwald und noch drei Stunden<lb/> geritten oder gegangen — dann ſeid Jhr auf dem<lb/> rechten Wege.</p><lb/> <p>Seht hier an der Wand das Bild. Es iſt die<lb/> ſchlafende Prinzeſſin, das liebe ſchöne Dornröslein!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0271]
Chriſtoph.
Jch ſage Euch, daß es hier im Hauſe gar nicht
theuer iſt, weder des Abends, noch Mittags noch
Morgens. Die Gäſte loben den Preis und ſagen
ſtets: Wenn auch euer Wein ſauer iſt, ſo iſt er
doch wohlfeil und nach meiner dummen Anſicht iſt
ein ſaurer Wein immer beſſer ſchlecht bezahlt als
ein guter mit Verdruß getrunken.
Minnamunt.
Du kaunſt mir wohl den Weg angeben, der zu
dem Zauberwalde führt?
Chriſtoph.
Ob ich’s nicht kann! Da ſchaut einmal zum
Fenſter hinaus. Rechts um die alte Eiche dort,
dann links durch den Sumpf, dann gradaus über
die lange Wieſe, dann obenauf über den Hügel,
auf dem der Galgen ſteht, und abwärts durch den
Fluß, dann etwas mehr rechts und dann wieder
links um den Tannenwald und noch drei Stunden
geritten oder gegangen — dann ſeid Jhr auf dem
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Seht hier an der Wand das Bild. Es iſt die
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