Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829.

Bild:
<< vorherige Seite
Nein! Die freie Seele rette
Sich von jeder Sinnenkette,
Himmlisch wird sie dann ertönen,
Wird mit Engeln um die Wette
Alles, was sie will, verschönen!


Die Vorigen, T[i]resias.
Tiresias.
O Königin! Welch Misgeschick brach über unsre Stadt herein!
Wie bin ich froh, zu finden dich im Kreise deiner Sängerlein!
Sie mögen retten uns!
Jokaste.
Was giebt's?
Kind.
Mit Waffen bin ich nicht vertraut.
Tiresias.
Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig ist
gebaut.
Es hat erzürnt Apollo sich von uns Thebanern abgekehrt,
Weil wir den Götzen Kotzebue statt seiner hier im Land
verehrt;
Drum hat er uns die Sphinx geschickt, so nennt sie sich, und
ist ein Weib
Mit großen Flügeln an der Brust, und einem langen
Drachenleib.
Sie sagt, sie wäre Mauthnerin, und sitzt auf einem Fels
am Weg,
Nein! Die freie Seele rette
Sich von jeder Sinnenkette,
Himmliſch wird ſie dann ertoͤnen,
Wird mit Engeln um die Wette
Alles, was ſie will, verſchoͤnen!


Die Vorigen, T[i]reſias.
Tireſias.
O Koͤnigin! Welch Misgeſchick brach uͤber unſre Stadt herein!
Wie bin ich froh, zu finden dich im Kreiſe deiner Saͤngerlein!
Sie moͤgen retten uns!
Jokaſte.
Was giebt's?
Kind.
Mit Waffen bin ich nicht vertraut.
Tireſias.
Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig iſt
gebaut.
Es hat erzuͤrnt Apollo ſich von uns Thebanern abgekehrt,
Weil wir den Goͤtzen Kotzebue ſtatt ſeiner hier im Land
verehrt;
Drum hat er uns die Sphinx geſchickt, ſo nennt ſie ſich, und
iſt ein Weib
Mit großen Fluͤgeln an der Bruſt, und einem langen
Drachenleib.
Sie ſagt, ſie waͤre Mauthnerin, und ſitzt auf einem Fels
am Weg,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#KINS">
            <p><pb facs="#f0056" n="50"/>
Nein! Die freie Seele rette<lb/>
Sich von jeder Sinnenkette,<lb/>
Himmli&#x017F;ch wird &#x017F;ie dann erto&#x0364;nen,<lb/>
Wird mit Engeln um die Wette<lb/><hi rendition="#g">Alles, was &#x017F;ie will, ver&#x017F;cho&#x0364;nen</hi>!</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Die Vorigen, T<supplied reason="damage">i</supplied>re&#x017F;ias</hi>.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TIR">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Tire&#x017F;ias</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>O Ko&#x0364;nigin! Welch Misge&#x017F;chick brach u&#x0364;ber un&#x017F;re Stadt herein!<lb/>
Wie bin ich froh, zu finden dich im Krei&#x017F;e deiner Sa&#x0364;ngerlein!<lb/>
Sie mo&#x0364;gen retten uns!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JOK">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Joka&#x017F;te</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was giebt's?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KIN">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Kind</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Mit Waffen bin ich nicht vertraut.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TIR">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Tire&#x017F;ias</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig i&#x017F;t<lb/>
gebaut.<lb/>
Es hat erzu&#x0364;rnt Apollo &#x017F;ich von uns Thebanern abgekehrt,<lb/>
Weil wir den Go&#x0364;tzen Kotzebue &#x017F;tatt &#x017F;einer hier im Land<lb/>
verehrt;<lb/>
Drum hat er uns die Sphinx ge&#x017F;chickt, &#x017F;o nennt &#x017F;ie &#x017F;ich, und<lb/>
i&#x017F;t ein Weib<lb/>
Mit großen Flu&#x0364;geln an der Bru&#x017F;t, und einem langen<lb/>
Drachenleib.<lb/>
Sie &#x017F;agt, &#x017F;ie wa&#x0364;re Mauthnerin, und &#x017F;itzt auf einem Fels<lb/>
am Weg,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0056] Nein! Die freie Seele rette Sich von jeder Sinnenkette, Himmliſch wird ſie dann ertoͤnen, Wird mit Engeln um die Wette Alles, was ſie will, verſchoͤnen! Die Vorigen, Tireſias. Tireſias. O Koͤnigin! Welch Misgeſchick brach uͤber unſre Stadt herein! Wie bin ich froh, zu finden dich im Kreiſe deiner Saͤngerlein! Sie moͤgen retten uns! Jokaſte. Was giebt's? Kind. Mit Waffen bin ich nicht vertraut. Tireſias. Nicht Waffen gilt's, nur einen Vers, der gut und richtig iſt gebaut. Es hat erzuͤrnt Apollo ſich von uns Thebanern abgekehrt, Weil wir den Goͤtzen Kotzebue ſtatt ſeiner hier im Land verehrt; Drum hat er uns die Sphinx geſchickt, ſo nennt ſie ſich, und iſt ein Weib Mit großen Fluͤgeln an der Bruſt, und einem langen Drachenleib. Sie ſagt, ſie waͤre Mauthnerin, und ſitzt auf einem Fels am Weg,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/56
Zitationshilfe: Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/56>, abgerufen am 02.05.2024.